Von der reichen Welt der Gewürze zur üppigen Architektur

LOVE architecture and urbanism
10. de febrer 2023
Foto: Stefan Leitner 
Herr Jenewein, worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?


Gebäude zu sanieren und umzunutzen, gehört sicherlich zu den spannendsten und komplexesten Tätigkeitsfeldern der Architektur. In diesem Fall sollte eine seit Jahren stillgelegte Tischlerei zu einer Gewürzhandlung umgebaut werden. Besonders interessant dabei war, dass sich das Bauwerk an einem der wenigen echten innerstädtischen »Secret Places« der Stadt Graz befindet: Kaum auffindbar und ohne jegliche Präsenz im Straßenraum, liegt es im Hof hinter einem plattenbauartigen Gebäudeensemble. Die Frage, wie das Geschäft zu einer echten Adresse werden kann, war also zentral. 

Foto: Stefan Leitner 
Foto: Stefan Leitner 
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?


Das Produkt, sprich die Gewürze selbst! Diese sind faszinierend, denn ihre Vielfältigkeit und ihr spezifisches Eigenschaftsspektrum sind phänomenal. Sie verfeinern, aromatisieren, würzen, konservieren, heilen, steigern die Bekömmlichkeit von Speisen und vertreiben Schädlinge. Sie sind alles von scharf bis mild, sind pur oder werden gemischt, bestehen aus allen möglichen Pflanzen, Pflanzenteilen oder Mineralien. Sie sind bunt, exotisch, erzeugen Fernweh, polarisieren und werden eingelegt. Einst waren sie sogar ein Zahlungsmittel. Kurzum, die Welt der Gewürze ist an Reichtum, Üppigkeit und Intensität in allen möglichen Erscheinungsformen, Farben und Konsistenzen kaum zu überbieten. Und genau dies inspirierte uns. Genau diesen Reichtum wollten wir in Form, Farbe, Material, Licht und Üppigkeit übersetzen. 

Foto: Stefan Leitner 
Foto: Stefan Leitner 
Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?


Der eigenwillige städtebauliche Kontext, den ich eingangs erwähnt habe, motivierte uns dazu, an dieser Stelle eine Art unauffindbare Mini-Oase mitten im Stadtzentrum zu schaffen, also eine kleine autarke Insel für Liebhaber des Geschmacks.   

Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren Nutzer*innen den Entwurf beeinflusst?


Indem sie produktiv, proaktiv und mit viel Elan mit angepackt haben und sich nicht von den zahlreichen Problemen während des Umbauprozesses abschrecken ließen.

Gab es bedeutende Projektänderungen vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk?


Immer wieder – wie das eben so ist bei einem Umbau: Du schlägst links einen Nagel in die Mauer, und rechts fällt eine Wand um.

Foto: Stefan Leitner 
Foto: Stefan Leitner 
Wie gliedert sich das Gebäude in die Reihe der bestehenden Bauten Ihres Büros ein?


Wir lieben die Zusammenarbeit mit inspirierenden Bauherren. Und wir lieben spannende und komplexe Projekte mit interessante Lösungsansätzen.

Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?


Wir glauben, dass Re-Use, Sanierung und Umbau zu den nachhaltigsten und saubersten Baumaßnahmen gehören. Wir sind der Meinung, dass sehr viel mehr Bestandsgebäuden eine zweite Chance gegeben werden sollte.  

Foto: Stefan Leitner 
Grundriss
Schnitt
Bauwerk
Van den Berg
 
Standort
Strauchergasse 8, 8020 Graz
 
Nutzung
Gewürzhandlung
 
Bauherrschaft
Van den Berg Gewürze GmbH
 
Architektur
LOVE architecture and urbanism, Graz
Mitarbeiter*innen: Tamara Frisch,  Lena Pechmann und Karin Hiebaum
 
Maßgeblich beteiligte Unternehmer
Baufirma: Lederer Bau, Graz
Schlosser: Gölles Metallbau, Pischelsdorf
Möbeltischlerei: Hobel und Späne, Graz
Flaschenregale im Keller, Eternit Österreich, Vöcklabruck
Pflanzen: Das Gartenkollektiv, Vasoldsberg
Fenster und Fenstertüren: Finistral, Unterinn/Ritten, Südtirol, Italien
Lampen: Creative cables, Spiesen-Elversberg, Deutschland
Heradesign-Platten: Knauf Ceiling Solutions, Iphofen, Deutschland
Quinze & Milan, Kortrijk, Belgien
 
Fertigstellung
2022
 
Gebäudevolumen
1532 m³ oberirdisch und 576 m³ unterirdisch
 
Fotos
Stefan Leitner 

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