Das Restaurant als Theater

BWM Architekten
24. Mai 2019
»Backstage on Stage« – so lautet das Motto des von BWM Architekten umgestalteten Restaurants Apron im Wiener Hotel am Konzerthaus. (Foto: Christoph Panzer)
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?

Das Erscheinungsbild der von uns neu gestalteten öffentlichen Bereiche im Hotel am Konzerthaus verweist auf die nahe gelegenen Kulturinstitutionen wie den Musikverein und das Akademietheater oder natürlich auch das Konzerthaus selbst, die sich mit dem Thema »Backstage on Stage« beschäftigen. Nach diesem Prinzip arbeiteten wir mit offenen Industriedecken in dunklen Farben, die einen Hintergrund ähnlich des Backstage-Bereiches im Theater bilden. Auf der anderen Seite haben wir Materialien und Muster aufgegriffen, die wir als typisch für Wien erachten und die auch in den genannten Kulturbauten zu finden sind. 

Die glänzende Bar im Zentrum des Gastraums (Foto: Christoph Panzer)
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?

Bar- und Restaurantbereich greifen ineinander. Zu den erwähnten Elementen, die in typischen Wiener Häusern zu finden sind, aber auch in den nahegelegenen Theatern, gesellen sich neue Ideen, die den Eindruck einer starken Präsenz hervorrufen sollen – wie auf einer Bühne. Dazu gehört die Bar, die im Zentrum des Gastraums steht und die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Sie ist mit glänzendem, gefalteten Messing verkleidet. Ergänzt wird das Gesamtbild durch die umstehenden Säulen, die mit konischen Fliesen ummantelt sind. Ein so genannter »Showtime-Curtain« aus rotem Samt vermittelt weiters Theater-Flair und kann gleichzeitig ganz praktisch den Öffnungszeiten der Bar entsprechend auf- und zugezogen werden. Eine abgehängte Spiegeldecke definiert den Loungebereich und schafft zusätzlich Bar-Feeling. Die offene Schauküche wird mittels eines Messingrahmens – einer Bühne gleich – hervorgehoben und gewährt den Gästen Einblick in die Kochtöpfe.

Schauküche (Foto: Christoph Panzer)
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren Nutzer*innen den Entwurf beeinflusst?

Bei solchen Projekten gibt es stets verschiedene Expert*innen. Aus unserer Sicht ist wichtig, dass die Nutzer*innen, die täglich im Hotel arbeiten, die für Essen und Getränke, für das Eventmanagement und das Rezeptionsmanagement verantwortlich sind, als Expert*innen auf ihrem Gebiet mit im Boot sind. Design und Innenarchitektur sind nur ein Teil des Puzzles, der zu einem guten Projekt beiträgt. Darüber hinaus hängt der Erfolg von einer guten Positionierung des Hauses, einer überzeugenden Story, einem gelungenen F&B-Konzept, einem ambitionierten Team und nicht zuletzt von der Atmosphäre der Inneneinrichtung ab. In einer Reihe von Workshops mit allen Beteiligten wurden die Grundideen und die Raumgestaltung erarbeitet.

Die größten Änderungen betrafen die Trennung von Funktionen, die zum Hotel gehören, und jenen, die sich auf das Restaurant beziehen, um dieses für alle unabhängig vom Hotel zugänglich zu machen. Unser Ziel war es, eine Bar und ein Restaurant zu schaffen, die ein je unverwechselbares Erscheinungsbild haben, als eigenständig und unabhängig erlebt werden und sowohl für Hotelgäste als auch die Wiener*innen attraktiv sind – und darüber hinaus ein Alleinstellungsmerkmal innerhalb der Gastronomie der Stadt besitzen.

Wer gerne unter sich ist beziehungsweise in geschlossener Gesellschaft speisen möchte, kann sich in einen privaten Dining Room zurückziehen. (Foto: Christoph Panzer)
Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?

Die wichtigste Neuerung ist sicherlich, dass der Gast noch mehr in den Mittelpunkt rückt als früher. Es ist eine große Herausforderung, Umgebungen zu schaffen, die auch Einheimische anziehen, und sich nicht nur auf ein Markendesign zu konzentrieren. Da der Wettbewerb in der Hotellerie immer intensiver wird, muss man etwas Besonderes schaffen. Zugleich müssen die Räumlichkeiten gemütlich sein.

Eine holzvertäfelte Wand öffnet sich zu den dahinter liegenden Séparées und Logen. (Foto: Christoph Panzer)
Abgehängte Spiegeldecke im Loungebereich (Foto: Christoph Panzer)
Welches Produkt oder Material hat zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?

Zu den angesprochenen Wiener Elementen zählen Tafelparkettböden, Messing, Marmor, Samt und kugelförmige Leuchten. An der sonst offenen Decke definieren die kassettierten Felder gesonderte Bereiche und zonieren den Raum. Die holzvertäfelte Wand, die den Raum über die gesamte Länge zusammenfasst, öffnet sich zu den dahinter liegenden Séparées beziehungsweise Logen – ganz wie im Theater. Die komplette Fensterseite wird von einer langen Bank aus goldenem Samt begleitet. In der Mitte des Restaurants wurde ein so genannter »Free flow«-Sitzbereich installiert, den ein anthrazitfarbener Samtvorhang von der offenen Schauküche trennt. 

Foto: Christoph Panzer
Nutzung Restaurant und Bar
Ort Am Heumarkt 35–37, Wien
Bauherrschaft AINA Hospitality
Architektur BWM Architekten und Partner ZT: Erich Bernard, Aleš Košak, Eleni Nagl, Marlies Klauser, Markus Flägner
Maßgeblich beteiligte Unternehmen Generalunternehmer: Projekt Kraft Facility Management | Bauingenieur: Gerhard Hejkrlik | ÖBA Ausschreibung: Hannes Schild | Haustechnik- und Elektroplanung: PME Technisches Büro für Klimatechnik GmbH | Brandschutz: Norbert Rabl Ziviltechniker GmbH | Lichtplanung: Pokorny Lichtagentur | Lichtobjekte: Glashütte Comploj
Jahr der Fertigstellung 2018
Auszeichnungen Austrian Interior Design Award 2019 
Fotos Christoph Panzer

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