Durch Verwitterung Teil der alpinen Landschaft werden

Ludescher+Lutz Architekten
16. September 2022
Foto: Günter Standl 
Herr Ludescher, worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?


Es handelt sich um einen Hotelneubau, der sich in die abgelegene Kulturlandschaft des Bregenzerwaldes einfügen soll.

Welche Inspiration liegt diesem Projekt zugrunde?


Als wir die Häuser entwarfen, waren die alten Vorsäßgebäude, die sich in unmittelbarer Nähe des Bauplatzes befinden, unsere Vorbilder. Sie sind ein Ergebnis der sogenannten Dreistufenwirtschaft im Bregenzerwald. Dabei handelt es sich um eine spezielle Form der Almwirtschaft, bei der der Almauftrieb zunächst auf eine mittlere Höhenstufe erfolgt und das Vieh erst im Hochsommer auf die Hochalpe getrieben wird. Alle Gebäude unseres Ensembles haben daher einheitlich graue Dächer und natürlich vergrauende Fassaden. Auch das Gasthaus ordnet sich in diesen Kanon ein. Lediglich die geordneten Proportionen und feinen Holzdetails heben die neuen Häuser von den anonymen Bauten ringsherum ab. Unsere Gebäude nehmen sich zurück, die Landschaft und der Himmel stehen im Vordergrund.

Foto: Günter Standl 
Foto: Elmar Ludescher 
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren Nutzer*innen den Entwurf beeinflusst?


Der Ort ist eher kühl und schattig, weil er im Norden einer Bergkette liegt und darum wenig Sonne bekommt. Lange Zeit haben wir deswegen gemeinsam die Verschattung der Außenräume studiert – zu allen erdenklichen Tages- und Jahreszeiten. Auf diese Untersuchung haben wir dann beim Entwerfen aufgebaut.

Foto: Elmar Ludescher 
Gab es bedeutende Projektänderungen vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk?


Die Zimmergrößen waren eine Vorgabe, die zunächst angedachten Balkone wurden im Planungsprozess weitgehend weggelassen. Es gibt schlussendlich keine unterirdischen Verbindungen zwischen den sechs Gebäuden, dafür aber eine eigene »Tenne«, die zur Pflege der Außenanlagen und als Remise dient.

Wie gliedert sich die Anlage in die Reihe der bestehenden Bauten Ihres Büros ein?


Wir hatten die Chance, ein Ensemble aus mehreren Gebäuden zu realisieren, was bisher selten der Fall war. Ansonsten suchen wir fast immer die Nähe zum Kontext und legen großen Wert auf langlebige Details.

Foto: Studio Wälder 
Foto: Studio Wälder 
Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?


Ich denke, vor dem Klimawandel kann niemand mehr die Augen verschließen. Das gilt in besonderem Maße, wenn man an einem so schönen und sensiblen Ort bauen darf. Wir haben die Bauten so einfach wie möglich gehalten und auf einen Lowtech-Ansatz gesetzt.

Welches Produkt oder Material hat zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?


Die sägeraue Weißtanne, aus der die Fassaden gebaut sind.

Lageplan
Schnitt durch das Haupthaus
Bauwerk
Fuchsegg Eco Lodge 
 
Standort
Amagmach 1301, 6863 Schetteregg im Bregenzerwald
 
Nutzung
Eco Lodge, Hotel, Gasthaus und Apartmenthäuser 
 
Auftragsart
Direktauftrag
 
Bauherrschaft
Privat
 
Architektur
Ludescher+Lutz Architekten, Bregenz
 
Fachplaner
Generalunternehmer und Statik: Plan Drei Hammerer GmbH, Andelsbuch 
Statik Beton: Mader Flatz, Bregenz
Bauphysik: Bernhard Weithas, Lauterach 
 
Jahr der Fertigstellung
2020 
 
Gesamtkosten
EUR 14 Mio.
 
Maßgeblich beteiligte Unternehmer
Holzbau: Joe Moosbrugger, Dornbirn, und Gerhard Bilgeri, Riefensberg
 
Auszeichnung
best architects Award 22
 
Fotos
Elmar Ludescher, Günter Standl und Studio Wälder

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