Topographie und Idee

Architekturbüro Hanno Schlögl
11. Dezember 2020
Foto: Günter Richard Wett
Foto: Günter Richard Wett
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?


Die Geschichte des Projekts ist lang und etwas verworren: Nachdem es bereits einen Architekturwettbewerb gegeben hatte, musste 2017 wegen wesentlich veränderten Anforderungen und aufgrund neuer gesetzlicher Rahmenbedingungen ein zweites Konkurrenzverfahren durchgeführt werden. Bei diesem konnte sich Hanno durchsetzten und wir erhielten den Zuschlag. Unser Gebäude beinhaltet neben Verwaltungsräumen einen Shop, einen Mehrzweckraum und einen großzügigen Ausstellungsbereich, der von der Innsbrucker pronatur GmbH ausgestaltet wurde.

Das Ötztal bietet eine wunderschöne Gebirgslandschaft. Gäste kommen von überall her, um sie zu genießen. Allerdings wird der Blick auf sie an manchen Stellen durch maßstabslose und nicht immer gelungene Tourismusbauten verstellt. Auch viele Dörfer im Tal sind leider stark durch unpassende Neubauten überformt. In dieser Umgebung die richtige Architektursprache zu finden, ist eine Herausforderung. Zudem liegt der Bauplatz unweit der vielbefahrenen Bundesstraße, von der ihn nur ein Flusslauf mit Damm und eine Wiese trennen. Unser Ziel war ein Gebäude, das Emotionen weckt und feinfühlig auf die Umgebung reagiert, aber auch starken Gestaltungswillen zum Ausdruck bringt. Es ging Hanno um Poetik, um eine zeitlos schöne Komposition. 

Foto: Günter Richard Wett
Foto: Günter Richard Wett
Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?


Unmittelbar hinter dem Bauplatz ragt eine schroffe, teils bewaldete Felswand fast senkrecht empor. Er wird geprägt von der ausdrucksstarken Topographie und dem nahen Bach. Hannos Gebäude, 46 Meter lang und 15 Meter tief, reagiert darauf mit seiner langgestrecken, charakterstarken Form und seinem waagrechten Bretterschalungsbild, das durch seine Oberfläche Assoziationen weckt, die zwischen Fels und Holz schwanken. Es soll die Aufmerksamkeit des Näherkommenden auf sich ziehen, ohne aufdringlich zu sein. Daher wurde der Wegführung entlang des idyllischen Bachs hin zum Naturpark Haus besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Immer wieder fällt der Blick auf den Eingangsbereich und die um sechs Grad gekippte, horizontal geschlitzte Betonscheibe, die das Gebäude prägt.

Foto: Günter Richard Wett
Wie gliedert sich das Gebäude in die Reihe der bestehenden Bauten des Büros ein?


Alle Projekt von Hanno sind grundsätzlich einzigartig, ich würde aber sagen, dass ihnen stets dieselbe architektonische Haltung zugrunde liegt. Sie nehmen stets auf den Spirit des Ortes Bezug, folgen zugleich aber konsequent einer klaren Gestaltungsidee. Weil das Naturpark Haus nicht in der Stadt, sondern der Landschaft steht, reagiert es primär auf topographische und morphologische Gegebenheiten. 

Foto: Günter Richard Wett
Welches Produkt oder Material hat zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?


Ich habe es schon angedeutet, entscheidend für die Wirkung des Naturpark Hauses ist seine zweischalige Sichtbetonkonstruktion. Der Baustoff ist prädestiniert für solch skulpturale Objekte. Zudem erzeugt das erwähnte Schalungsbild verschiedene Bezüge zum Bauplatz und der Natur rundherum. Im Inneren erlaubte das Material außerdem die Gestaltung von ineinander fließenden Raumbereichen für die Ausstellung. Gewiss stellt sich die gewünschte Wirkung nur vollends ein, weil der Beton handwerklich meisterhaft verarbeitet wurde.

Lageplan
Grundriss Erdgeschoss
Schnitt
Bauwerk
Naturpark Haus
 
Standort
Oberlängenfeld 142, 6444 Längenfeld
 
Nutzung
Museumsbau
 
Auftragsart
nicht offenes Vergabeverfahren ohne Bekanntmachung
 
Bauherrschaft
Verein Naturpark Ötztal vertreten durch den Obmann Mag. Ernst Schöpf  
 
Architektur
Hanno Schlögl Architekt, Universitätsstraße 22, Innsbruck.
Architekt: Mag. arch. Hanno Schlögl
Projektleitung: Ing. Markus Danzl
Mitarbeit: Dipl.-Ing. Andreas Salchner
 
Fachplaner 
Tragwerksplanung: Bmstr. Ing. Andrä Klotz, KLAN, Längenfeld
Grünraumplanung: i.B. Eder Ingenieurbüro für Biologie, Absam
HKLS-Planung und Fachbauaufsicht: Ing. Franz Reinhard, Klimatherm GmbH, Zirl
Elektroplanung und Fachbauaufsicht: Ing. Robert Steyr, A3 Jenewein Ingenieurbüro GmbH, Aldrans
Ausstellungsgestaltung: Ingun Bindhammer, Michael Auer, pronatour GmbH, Innsbruck
 
Bauleitung 
Öffentliche Bauaufsicht: Andreas Bruntschko, Sponring Engineering, Mils
 
Jahr der Fertigstellung
2019
 
Gesamtkosten
EUR 2,2 Mio.
 
Gebäudevolumen
3279 m3
 
Quadratmeterpreis 
EUR 3827 pro m2 Nettonutzfläche
 
Energiestandard
56,3 kWh/m2a
 
Maßgeblich beteiligte Unternehmer 
Baufirma: Strabag AG, Zirl
Elektriker: Elektro Optimal, Längenfeld
Haustechnik: Hummel GmbH, Längenfeld
Estrichleger: Estriche Fankhauser, Kramsach
Fenster: TK Zimmerei Thomas Klotz GmbH, Längenfeld
Innentüren: Johann Huter & Söhne, Innsbruck
Möbeltischler: Spechtenhauser Holz und Glasbau GmbH, Innsbruck
Gartenbau: Gartenbau Kerschdorfer GmbH, Stumm 
 
Auszeichnung
Anerkennung des Landes Tirol für Neues Bauen 2020
 
Fotos
Günter Richard Wett, Innsbruck

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