»Wir wollten alles in ein Volumen packen«
Studio Brandner
25. September 2020
Foto: Angela Lamprecht
Für seine junge Familie hat Sebastian Brandner auf einem sehr kleinen Grundstück in Dornbirn ein Haus gestaltet. Der schöne Holzbau, der von vorne wie ein Turm wirkt, hat viel zu bieten.
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?
Meine Frau Stefanie und ich haben das Grundstück im Amtmahd in Dornbirn geerbt. Obwohl es sich eigentlich um ein Industriegebiet handelt, ist die Gegend erstaunlich idyllisch: Man hört Vögel zwitschern, es gibt überraschend viel Grün und in der Nachbarschaft stehen auch einige Wohnhäuser und Stadel. Allerdings ist unsere Parzelle sehr klein: Inklusive Straßenanteil misst sie gerade einmal 394 Quadratmeter. Wir haben deshalb einen nur 5,5 Meter breiten und 18,5 Meter langen, dreistöckigen Baukörper entwickelt. Er dient uns zum Wohnen und Arbeiten, außerdem beherbergt er auch eine Garage. Uns war wichtig, alles in ein Volumen zu packen.
Das Haus ist so konzipiert, dass es von unten nach oben immer privater und intimer wird: Im Erdgeschoss befinden sich die angesprochene Garage und mein Atelier, im ersten Oberschoss wohnen wir und ganz oben sind die Schlaf- und Kinderzimmer angeordnet. Diese Gliederung lässt sich auch an der Fassade ablesen.
Ich wollte kein Haus entwerfen, das aussieht wie jedes andere. Darum habe ich mich von der Bildhauerei inspirieren lassen.
Foto: Angela Lamprecht
Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?
Das Quartier, die Erreichbarkeit, die Abstände zu Nachbarn, die Höhe der umliegenden Gebäude und die Orientierung haben die Gestaltung maßgeblich beeinflusst. Die lange Nordflanke zum Beispiel kommt als Wetterseite nahezu ohne Öffnungen aus. Im Süden hingegen geben zwei quadratische, raumhohe Fenster den Blick in die Landschaft frei und lassen viel Licht ins Haus.
Da meine Frau und ich die Bauherren sind, konnten wir viel ausprobieren und unterschiedliche Varianten durchspielen. Gemeinsam haben wir schlussendlich eine Lösung gefunden, die auf das Bescheidene und Wichtige fokussiert.
Ingesamt gab es drei Entwürfe für das Haus … Jeder hatte gewisse Vorzüge und Nachteile, Stärken und Schwächen. Wir haben die Varianten einige Zeit liegen gelassen, um Abstand zu gewinnen, und schließlich gemeinsam überprüft. Nachdem wir uns dann entschieden hatten, gab es nur noch geringe Veränderungen.
Foto: Angela Lamprecht
Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?
Grundsätzlich liegt die Kunst meiner Meinung darin, alle Bereiche im Blick zu behalten. Entwerfen heißt für mich auch, flexibel zu sein, um für alle Belange Antworten zu geben. Das habe ich während meines Studiums an der TU Wien gelernt, als Christoph Grabner und ich ein Konzept für Slums in der Mongolei entwickelten, das schließlich mit Martin Summer von baucombinat auch umgesetzt wurde. Für mich war unser Haus eine schöne Möglichkeit, das Gelernte zu Hause in Österreich anzuwenden.
Mir ist wichtig, Materialien in ihrer Echtheit zu verwenden. Das Haus wird durch den Baustoff Holz wesentlich geprägt. Es wurde als klassische Pfosten-Riegel-Konstruktion erstellt. Das Konstruktionsraster ist überall abzulesen. Im Inneren ist zudem die Wendeltreppe wichtig, die die Geschosse verbindet. Mit ihrer Leichtfüßigkeit prägt sie – gerade im Kontrast zur Holzkonstruktion – die Räume. Sie besteht aus Schwarzstahl und ihre Details sind sehr filigran: Stahlseile, die im Bereich der Geschossdecken fixiert sind, bilden ihr Geländer. Die Konstruktion schwingt beim Betreten ganz leicht – das ist so beabsichtigt.
Foto: Angela Lamprecht
Lageplan
Grundriss Erdgeschoss
Grundriss 1. Obergeschoss
Grundriss 2. Obergeschoss
Schnitt A
Haus »Rosa«
Standort
Amtmahd 24, 6850 Dornbirn
Nutzung
Einfamilienhaus
Bauherrschaft
privat
Architektur
Studio Brandner, Dornbirn
Fachplaner
Statik: pnstatik, Peter Nagy, Dornbirn
Jahr der Fertigstellung
2019
Maßgeblich beteiligte Unternehmer
Bilgeri Holzbau, Riefensberg
Fotos
Angela Lamprecht