Endlich fünfzig!

Katinka Corts
31. Oktober 2018
Der Warnemünder Teepott ist nun "Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst" (Bild: Bundesarchiv, Bild 183-T0715-0019 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, Link)

Seit 2007 ehrt die Bundesingenieurkammer historisch bedeutende Ingenieurbauwerke. Nun war der Teepott in Rostock-Warnemünde endlich alt genug, denn 50 Jahre muss man auf dem Buckel haben für die Plakette "Historisches Wahrzeichen". Das einzigartige Hyparschalen-Dach, das seit 1968 die Gaststätte überspannt, wurde von den Architekten Erich Kaufmann, Carl-Heinz Pastor und Hans Fleischhauer sowie Ingenieur Ulrich Müther geplant. Seit 1984 steht das Gebäude unter Denkmalschutz. „Müther hat mit seinen Betonschalenbauten, wie dem Teepott, die Moderne in der DDR maßgeblich mitgestaltet und ein reiches Erbe hinterlassen“, so der Präsident der Bundesingenieurkammer Hans-Ullrich Kammeyer anlässlich der Verleihung.

Der Teepott gehört dem Privatinvestor Friedemann Kunz und dessen Familienstiftung und ist stark sanierungsbedürftig. Eine Investition in die Sanierung seines eigenen Besitzes macht Kunz jedoch davon abhängig, ob ihm auch 3600 m2 Fläche unterhalb des Teepotts und Pavillons von der Stadt verkauft werden. Das klingt nach Erpressung, Kunz weiß es als finanzierungsrelevant und mit stiftungsrechtlichen Gründen zu erklären. Dennoch: Ein Verkauf würde einen Grundsatzbeschluss der Rostocker Bürgerschaft von 1996 untergraben, der besagt, dass keine städtischen Flächen im ufernahen Bereich verkauft werden dürfen. Worüber man ja sehr glücklich sein darf, sonst sähe Rostock jetzt schon dank großzügiger Investorenprojekte so aus wie Westerland! Könnte man denn nicht doch noch eine Tiefgarage in Strandnähe planen, vielleicht unter den als gesetzlich geschütztes Biotop gekennzeichneten Dünen? Bereits 2002 machten die Investoren Wolfgang Holz und Hilger Patzner eine Sanierung des Hauses davon abhängig, ob die Dünen vor dem Teepott abgeschoben werden dürften. Schlussendlich willigten Stadt und Naturschutz damals ein, drei ganze Dünenfelder abzutragen – weshalb der Teepott heute nackt und windexponiert im Sand steht und nicht mehr, wie auf unserem historischen Bild, in die Dünen eingebettet ist. Was den fünfzigjährigen Bau nun erwartet, ist ungewiss – mit Plakette oder ohne.