Deutsche Baukultur – der BDA-Architekturpreis Nike in Bildern

Elias Baumgarten
29. Mai 2022
Der Bund Deutscher Architektinnen und Architekten zeichnet in diesem Jahr das Jüdische Museum in Frankfurt am Main mit der Nike aus. Zusätzlich wurden in sechs Kategorien Architekt*innen für ihre hervorragenden Bauten geehrt. Ein Sonderpreis wurde überdies vergeben. (Foto: Norbert Miguletz)

 

Der Bund Deutscher Architektinnen und Architekten (BDA) ehrt mit seinem Architekturpreis Nike – benannt also nach der antiken griechischen Siegesgöttin – Architekt*innen, aber auch Bauherrschaften für ihre Beiträge zu Architektur und Städtebau. Die Jury unter dem Vorsitz der Architektin Marika Schmidt zeichnete Staab Architekten für das Jüdische Museum in Frankfurt am Main mit der Großen Nike aus. Die Museumserweiterung und der sanierte Altbau waren im Oktober 2020 mit einem großen Festakt eröffnet worden. Das Projekt des Berliner Büros erzeugt einen Dialog zwischen Alt und Neu und regt zum Austausch an – über kulturelle und religiöse Grenzen hinweg.

Unter den ausgezeichneten Büros zeigt sich ein süddeutsches Übergewicht. Besonders Architekt*innen aus Stuttgart und München hatten Erfolg, wie die nachfolgende Bildstrecke verdeutlicht. 

 

Im Inneren des erweiterten Jüdischen Museums. Die Bauherrschaft besteht aus der Stadt Frankfurt am Main (vertreten durch den Magistrat) und dem Kulturamt (vertreten durch Museumsbausteine Frankfurt). (Foto: Brigida González)
Das historische Palais am Main, in dem das Jüdische Museum seit 1988 untergebracht ist, wurde im Zuge der Erweiterung liebevoll saniert. (Foto: Brigida González)
Neben der Großen Nike wurden sechs weitere Auszeichnungen und ein Sonderpreis vergeben. Mit der Nike für Atmosphäre wurde die John-Cranko-Schule in Stuttgart ausgezeichnet (Bauherr: Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Amt Stuttgart). Gestaltet wurde das Projekt von Burger Rudacs Architekten aus München. Das Gebäude dient als Ballettschule, Internat und Probebühne des Württembergischen Staatstheaters. Im Vorfeld hatte die Anlage bereits mehrere Auszeichnungen erhalten und war unter anderem für den Preis des Deutschen Architekturmuseums (DAM) nominiert. (Foto: Brigida González)
Die Architekten haben die für Stuttgart typische Hanglage beim Entwerfen geschickt genutzt. Für die Jury eine der besonderen Qualitäten des Projekts. (Foto: Brigida González)
Die Jury vergab die Nike für Komposition an bez + kock architekten aus Stuttgart für das Museums- und Kulturforum Südwestfalen in Arnsberg (Bauherr: Hochsauerlandkreis). Das Projekt besteht aus dem Umbau eines über einem Steilhang und der Stadtmauer thronenden Palais und einem skulpturalen Erweiterungsbau 20 Meter unterhalb. (Foto: Brigida González)
Nach Auffassung der Jury ist ein stimmiges Ensemble entstanden. Aus der Anlage sprechen gleichermaßen starker Gestaltungswille und große Wertschätzung für den historischen Bestand. (Foto: Brigida González)
Florian Nagler und sein Team konnten mit ihren bemerkenswerten Forschungshäusern in Bad Aibling die Nike für Neuerung gewinnen. Der bayerische Experte steht einer übertechnisierten, hochspezifizierten und teuren Standardarchitektur kritisch gegenüber. Die Häuser mit monolithischem Wandaufbau aus Holz, Mauerwerk und Leichtbeton zeigen, dass klimagerechtes Bauen auch ohne großen technischen Aufwand funktionieren kann. Die von der Forschungsgruppe Einfach bauen der TU München initiierten Bauten werden nun bewohnt, um Daten zu sammeln und die Praxistauglichkeit des Lowtech-Ansatzes zu überprüfen. (Foto: The Pk. Odessa Co)
 
Mit der Formensprache der Forschungshäuser wird dem jeweiligen Material Rechnung getragen. (Foto: The Pk. Odessa Co)
Das Berliner Büro Kuehn Malvezzi konnte die Nike für Symbolik gewinnen. Überzeugt hat es die Jury mit seinem Verwaltungsgebäude mit Dachgewächshaus in Oberhausen (Bauherr: OGM Oberhausener Gebäudemanagement). Die Büroetagen, in denen sich ein Jobcenter befindet, wurden so konzipiert, dass eine mögliche spätere Umnutzung zu Wohnzwecken besonders leicht möglich ist. Im Gewächshaus überprüft das vor Ort ansässige Fraunhofer-Institut UMSICHT derweil seine Konzepte zum Thema gebäudeintegrierte Landwirtschaft. (Foto: Hiepler Brunier)
 
Foto: Hiepler Brunier
Die Nike für Soziales Engagement wurde für die Überbauung San Riemo der Münchner Genossenschaft Kooperative Grossstadt vergeben. Das Bauwerk, in dem etwa 100 Menschen in verschiedenen Wohnformen leben, wurde von einer Arbeitsgemeinschaft aus dem Büro Summacumfemmer und Juliane Greb entworfen. Der fünfgeschossige Bau mit robuster Grundstruktur gilt für den deutschen Wohnungsbau als richtungsweisend und wurde bereits mit dem Architekturpreis des DAM ausgezeichnet. (Foto: Florian Summa)
Trotz seiner hohen Qualität machte der Genossenschaftsbau nicht nur positive Schlagzeilen, denn das Siegerprojekt des im In- und Ausland vielbeachteten Wettbewerbs wurde nicht umgesetzt – aus Kostengründen. Was für die Kooperative Grossstadt, die viel Energie in das öffentlich jurierte Konkurrenzverfahren gesteckt hatte, sicherlich ein wichtiger Schritt in einem Lernprozess war, dürfte dem Ansehen des deutschen Wettbewerbswesens, das ohnehin in der Kritik steht, nicht zuträglich gewesen sein. (Foto: Florian Summa)
Die Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch (Bauherr: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen) in Berlin ist das Siegerprojekt in der Kategorie Fügung. Der Umbau der ehemaligen Opernwerkstätten stammt von O&O Baukunst. (Foto: Schnepp Renou)
Foto: Schnepp Renou
Der Sonderpreis Klassik-Nike wurde für die Wohnanlage in der Genter Straße 13 in München vergeben, die von 1969 bis 1972 erbaut wurde. Die robuste Struktur war von Otto Steidle mit Doris und Ralph Thut als Experiment entwickelt worden. Sie sollte die Thesen seiner Diplomarbeit über »Tragstrukturen für prozesshaftes Wohnen« in der Praxis überprüfen. Die vergangenen Jahrzehnte haben gezeigt, dass der Bau tatsächlich von unterschiedlichsten Bewohner*innen erfolgreich angeeignet werden kann. (Foto © Archiv Klaus Kinold)
Foto © Archiv Klaus Kinold

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