In neuem Glanz

Elias Baumgarten
24. Mai 2019
Das »Tröpferlbad« beim Einsiedlerpark (Foto: Hertha Hurnaus)
Das Volksbad am Einsiedlerplatz wurde 1890 errichtet.

Noch im 19. und anfangs des 20. Jahrhunderts hatten viele Wohnungen in Wien kein eigenes Badezimmer. Das WC befand sich auf dem Gang. Man suchte daher gerne Volksbäder auf, um sich zu waschen. Diese waren derart beliebt, dass zu Stoßzeiten nur noch ein Rinnsal aus den Brausen tropfte – daher der Spitzname »Tröpferlbad«. Doch heute sind viele dieser früher prächtigen Bauten in schlechtem Zustand und bedürfen einer Sanierung. Verblichen ist ihr einstiger Glanz. Die Besucher*innen bleiben immer öfter aus. Das galt auch für das Einsiedlerbad im 5. Bezirk, das 1890 errichtet wurde. 2016 wurde daher ein Architekturwettbewerb um seine Renovation und Umgestaltung ausgelobt. Durchsetzen konnte sich an diesem das Büro illiz architektur, das in Wien und Zürich ansässig ist. Mittlerweile ist dessen Projekt umgesetzt und das Bad wieder geöffnet.

Vor und nach Umbau und Sanierung (Fotos: Hertha Hurnaus)
Belebt und aufpoliert

Um dem Objekt neues Leben einzuhauchen, entschied man sich für ein neues Nutzungskonzept. So wurde die Saunaanlage im 1. Obergeschoss umgestaltet – einige der historischen Duschen bleiben dabei erhalten – und ein Familienbad im Erdgeschoss und dem Außenbereich eingerichtet. Letzteres verfügt trotz der großen Knappheit des vorhandenen Raumes über ein umfangreiches Spielangebot für Kinder. Sogar eine Wasserrutsche wurde eingebaut, die den Niveauunterschied zwischen Freianlagen und Hochparterre geschickt nutzt. Weil das Grundstück sehr beengt ist, werden die Liegewiesen des Sommers kurzerhand dem benachbarten Park abgezweigt. Sauna und Familienbad können getrennt voneinander betrieben werden. In den beiden Flügeln des Hauses sind ein Ruhebereich mit Frischlufthof und das Bistro untergebracht. 

Familienbad (Foto: Hertha Hurnaus)
Stiegenhaus (Foto: Hertha Hurnaus)
Kästchenhalle (Foto: Hertha Hurnaus)

Über die Jahre wurden im Inneren viele Eingriff gemacht, die der historischen Substanz abträglich waren. Die Architektinnen Sabrina Mehlan, Petra Meng und Stefanie Wögrath haben gründlich aufgeräumt und viel Ballast entfernt. Kiosk und Kästchenhalle liegen jetzt in einer offenen und lichten Raumfolge um die Nebenräume, die sich im unbelichteten Gebäudekern befinden. Einst vermauerte Oberlichter wurden wiederhergestellt. Die historische Kappendecke wurde freigelegt. Das Stiegenhaus, welches bisher von »Anpassungen« verschont geblieben war und noch immer viele originale Elemente beinhaltet, wurde sorgfältig und behutsam saniert. Überall im Gebäude taucht das im Wiener Stadtraum allgegenwärtige Resedagrün auf – etwa bei den Fenstern, den Portalen oder den Treppengeländern und sogar den Fugen der gefliesten Böden und Wände. So soll eine Anknüpfung an den Kontext gelingen.

Sauna im 1. Obergeschoss (Foto: Hertha Hurnaus)
Situationsplan
Grundriss Erdgeschoss
Grundriss 1. Oberschoss

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