Wolkenskulptur

Elias Baumgarten
23. August 2019
Visualisierung © Coop Himmelb(l)au

1968 formulierten Wolf D. Prix, Helmut Swiczinsky und Michael Holzer: »Coop Himmelb(l)au ist keine Farbe, sondern die Idee, Architekturen leicht und veränderlich wie Wolken zu machen.« Mit den pneumatischen Konstruktionen »Villa Rosa« und »Wolke« (beide 1968) ließen sie diesem Statement alsbald die passenden Objekte folgen. Über fünf Dekaden sind seither vergangen, und noch immer spielten die Bilder des Fliegens und der Wolke eine zentrale Rolle in der Architektur des Wiener Büros. Damals wie heute sind die spektakulären Formen mit der Hoffnung auf eine bessere, freiere Gesellschaft verknüpft. Über die Jahre haben Coop Himmelb(l)aus Konstruktionen allerdings an Gewicht zugelegt. Die Leichtigkeit und Dynamik der begeisternden Pneus der späten 1960er-Jahre fehlt vielen der unterdessen verwirklichten Projekte. Aufgrund statischer Notwendigkeiten sind Bauten wie die Münchner BMW Welt eher Skulpturen und gewinnen ihre Kraft aus dem Kontrast zwischen schweren Materialien und agilen Formen. Im chinesischen Xingtai soll nun eine weitere »Wolke« gebaut werden: Coop Himmelb(l)au haben den internationalen Wettbewerb um die Gestaltung des Museums für Wissenschaft und Technologie in der Stadt.

Visualisierung © Coop Himmelb(l)au
Medienfassade (Visualisierung © Coop Himmelb(l)au)
»Schweben« über dem Park

Das Museum soll dereinst einen Fußabdruck von 120 x 160 Metern haben und 40 Meter hoch sein. Der Bau gliedert sich optisch in zwei Teile: Der untere mit dem Eingang steht ganz konventionell auf dem Boden. Seine Formen sind schwungvoll. Über ihn legt sich eine frei begehbare Parklandschaft mit Bäumen, »Seen« und einem Wasserfall. Darüber schließlich scheint ein zweiter Gebäudeteil zu schwebt. Diese »Wolke« fällt vergleichsweise kantig aus und mutet schwer an: Nur die Unterseite weist mehrfach gekrümmte Flächen auf und wirkt dynamisch. Sie verfügt über eine Medienfassade, die mit Bildern und Mustern bespielt werden kann. Dies soll besonders im Rahmen öffentlicher Veranstaltungen genutzt werden. Im Inneren des Museums sind neben Ausstellungsflächen auch Labors und Ateliers für Forschung und Kunst vorgesehen.

Ergänzt werden soll der Bau durch zwei Türme, in denen Filteranlagen Platz finden werden. Diese sollen die oft stark verunreinigte Umgebungsluft reinigen – Xingtai in der Provinz Hebei ist ein wichtiger Standort der Kohl- und Stahlindustrie. Sensoren an der Fassade können die Schadstoffbelastung messen. Coop Himmelb(l)au hat die nötige Technologie gemeinsam mit ATMOS Aerosol Research entwickelt.

Die beiden Türme im Hintergrund sollen Filter zur Reinigung der Luft beinhalten. (Visualisierung © Coop Himmelb(l)au)
So soll es einmal im Inneren des Museums aussehen. (Visualisierung: Coop Himmelb(l)au)

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