Abriss abgewendet

Katinka Corts
4. April 2018
Vergangene Caféidylle im Hanseviertel Hamburg (Bild: Bernt Federau)

Vor kurzem war es noch in Gefahr, nun verdankt das von gmp Architekten geplante Hanseviertel (1978-1980, 1983 erweitert) in Hamburg seine Rettung dem Denkmalschutz. Ende 2017 wurde bekannt, dass die Eigentümerin, die Allianz Versicherungs AG, das Objekt verkaufen wollte. Das postmoderne Backsteinbauwerk mit großen Glastonnengewölben über den Passagen war im November 1980 eröffnet worden und ermöglichte damals, als der gängige Klein- und Einzelhandel erlahmte, als Passagentypus ein attraktives Einkaufserlebnis. "Statt Abriss und offener Bauweise inmitten der Stadt wurden Baulücken im Baublock geschlossen, historische Gebäude dazwischen sorgsam saniert, die Straßen durch Läden im Parterre belebt und das Blockinnere durch Passagen für Flaneure erschlossen", erläutert Volkwin Marg gegenüber german-architects. 

Doch trotz zentraler Lage und eines breiten Angebots an Laden- und Caféflächen mangelte es in den vergangenen Jahren zunehmend an Besuchern. Ende 2017 schien ein Abriss unabwendbar, an Stelle der Einkaufspassage sollten Büros, Geschäfte und Wohnräume in einem Neubau ihren Platz finden. Mitte Januar dann befand das Hamburger Amt für Denkmalschutz das Bauwerk als schützenswert, uns zwar sowohl stadtgeschichtlich, städtebaulich als auch architektonisch. Laut Volkwin Marg dokumentiere das Ensemble den Gesinnungswandel in Architektur- und Städtebau nach dem Weltdenkmalschutzjahr 1975.

Zum Vergleich: (Bislang) nicht so glimpflich davongekommen ist die ehemalige EnBW-Hauptverwaltung in Stuttgart, 1997 von LRO Lederer Ragnarsdóttir Oei fertiggestellt. Der prägnante Ziegelbau soll dieses Jahr einem neuen Hotel weichen. Doch vielleicht ist auch da noch nicht das letzte Wort gesprochen.

Hanseviertel Hamburg (Bild: gmp Archiv)
Zweigeschossige Passage (Bild: Bernt Federau)