Dessauer Stiftung gibt Architekturbüro aus Barcelona den Zuschlag

Bauhaus-Museum zieht in schwarzen Quader

Oliver Pohlisch
18. Dezember 2015
Museumsbau im Stadtpark bei Nacht. Bild: Gonzales Hinz Zabala © 2015

Sie hat damit dem strengeren Entwurf der Katalanen gegenüber dem skurril-verspielten «Zipfelmützen»-Bau des New Yorker Young/Ayata den Vorzug gegeben. Das Museum wird nun in einen langestreckten, schwarzen Quader mit schlichter Glashülle und insgesamt 1600 Quadratmeter flexibel nutzbarer Ausstellungsfläche einziehen.

Die Direktorin der Stiftung Bauhaus Dessau, Claudia Perren, sagte im Deutschlandradio Kultur: «Wir haben uns jetzt für Gonzalez Hinz Zabala entschieden, weil wir darin sehen, dass dieser Entwurf die Moderne nochmal auf den Punkt gebracht hat in seiner Offenheit und seiner Funktionalität und in seiner Flexibilität».

Während politische Funktionsträger wie Sachsen-Anhalts Kulturminister Stephan Dorgerloh in das Loblied über den ausgewählten Entwurf miteinstimmen, sieht man in der Regionalpresse die Entscheidung kritischer. Die «Mitteldeutsche Zeitung» schreibt, dass Dessau sich fragen müsse, ob es mit einem derart spannungsarmen Gebäude nicht die Chance verpasse, den Stadtpark und seine fade Umgebung mit einem architektonischen Akzent aufzuwerten.

Museumsfront entlang der Kavalierstraße. Bild: Gonzales Hinz Zabala © 2015

Den Chor jener Architekturkritiker, der die Pläne von Young/Ayata als viel spektakulärer erachten, kommentierte die Bauhaus-Direktorin jedoch mit den Worten, es sei nicht Aufgabe ihrer Stiftung einen «Bilbao-Effekt» in Dessau zu inszenieren. «Unsere Ikone ist das Bauhaus.»

Gegenüber dem Mitteldeutschen Rundfunk bekräftigte Perren am Mittwoch, es sei erklärtes Ziel, Budget und Zeitplan einzuhalten. «Gegen den Vorschlag der New Yorker haben ganz einfach die Kosten gesprochen. Auch nach deren eigener Einschätzung», so Perren.

Das Museum soll im Dessauer Stadtpark errichtet werden und 2019 seine Pforten öffnen, wenn das Bauhaus seinen 100. Geburtstag feiert. Der Bund und das Land Sachsen-Anhalt teilen sich die Baukosten von insgesamt 25 Millionen Euro. Die Stadt Dessau-Roßlau stellt das Grundstück und kümmert sich um die Umfeldgestaltung und die Anbindung des Museums an die kommunale Infrastruktur.

Innenraum des Museums. Bild: Gonzales Hinz Zabala © 2015

Mit über 40.000 Exponaten ist die Bauhaus-Sammlung in Dessau die zweitgrößte weltweit, nach der des Berliner Bauhaus-Archivs. Sie kann bislang aber nur zu einem geringen Teil in den von Walter F. Gropius entworfenen Originalgebäuden des Bauhauses ausgestellt werden.

In den vergangenen Wochen hatte der Bauherr mit den beiden Erstplatzierten des internationalen Wettbewerbs verhandelt, blieb aber auch mit dem Zweit- und Drittplatzierten weiter im Gespräch. Insgesamt 831 ArchitektInnen aus 60 Ländern hatten ihre Entwürfe eingereicht, 30 von ihnen schafften in einem anonymisierten Verfahren den Sprung in die zweite Runde, die im September über die Bühne gegangen war.

Über den geplanten Standort des Museums war es im vergangenen Jahr zum Dissens zwischen der Landesregierung und dem damaligen Bauhaus-Direktor Philipp Oswalt gekommen. Oswalt plädierte anders als etwa Kulturminister Dorgerloh für ein Museum in unmittelbarer Nachbarschaft des Bauhauses. Obwohl Oswalt die Dessauer Institution erfolgreich führte und eine hohe Anerkennung in Fachkreisen genoss, wurde sein Vertrag nicht verlängert und Claudia Perren als seine Nachfolgerin berufen.

Schon am Dienstag hatte das Verwaltungsgericht Weimar ein Bürgerbegehren zum sofortigen und dauerhaften Baustopp des neuen Bauhausmuseums in Weimar für unzulässig erklärt. Nach Auffassung der Richter verfolgt das Bürgerbegehren ein gesetzwidriges Ziel, indem es zum Vertragsbruch aufrufe. Im vorliegenden Fall sei aber die Kommune Weimar an den Bau- und Finanzierungsvertrag mit der Klassik-Stiftung vom Januar 2014 gebunden.

Die InitiatorInnen des Bürgerbegehrens werfen der Stadtverwaltung vor, die BürgerInnen unter anderem nicht umfassend über die Kosten des Projekts informiert zu haben. Sie rechnen mit deutlich höheren Kosten und längerer Bauzeit als geplant. Die Weimar Stadtverwaltung hatte das Begehren unter Verweis auf den bestehenden Vertrage nicht zugelassen, wogegen die Initiative klagte.