Ein Gebäude als Instrument

Ulf Meyer
24. September 2017
Das Fassadenmaterial der Wolfurter Musikschule erinnert an Blechblasinstrumente (Bild: Martin Mischkulnig)

Der Kubus der Musikschule mit Bücherei, die Fink Thurnher Architekten aus Bregenz entworfen haben, formuliert eine bauliche Identität in seiner suburbanen Umgebung. Denn das „Haus für Buch und Spiel“ bildet eine neue Quartiersmitte und gibt der nahen Kreuzung einen räumlichen Abschluss. Fünfzehn breit in Messing gerahmte, quadratische Fenster markieren die Unterrichtsräume der Musikschule. Das Musik- und Lesehaus bietet Ein- und Ausblicke.

Tageslicht dringt von oben in das Foyer (Bild: Martin Mischkulnig)

Zwei widersprüchliche Nutzungen mussten die Architekten unterbringen, ohne Konflikte zu programmieren: Eine Bücherei, in der Ruhe geschätzt wird, und eine Musikschule, in der Geräusche gemacht werden dürfen. Die Bibliothek ist durch einen Windfang und das Treppenhaus akustisch von der Musikschule entkoppelt. Bibliothek mit Musikschule präsentiert sich wie ein Blechblasinstrument außen und ein hölzernes Streichinstrument im Inneren. Die Fassade der Proberäume liegen zur Straße hin, während ein Rücksprung im Erdgeschoss eine Bushaltestelle und Fahrradparkplätze in das Gebäude integriert. Das Erdgeschoß verzahnt sich mit Rücksprüngen und Nischen mit seiner Umgebung. An drei Seiten kragen die Obergeschosse aus und schaffen gedeckte Eingänge. Loggien verbinden die Bücherei mit einem Garten mit Lese– und Spielwiese unter Obstbäumen.
​Die beigen Fassaden Klinker im flachen, nordischen Format kontrastieren mit Sichtbeton und sägerauem Eichenholz für Böden, Decken und Wände. Ein vertikaler Luftraum über drei Geschoße dient als Foyer und bietet reizvolle Blickbeziehungen quer durch die Etagen. Den hohen Luftraum beschreiben die Architekten als „Resonanzkörper“ und „Klangraum“. Dachflächenfenster belichten ihn. Das Tageslicht „wäscht“ die Beton- und Holzwände. Brücken führen vom Gang in die Übungszimmer und werden optisch als Türen-Bänder fortgesetzt. Den Architekten ist eine Mischung aus spröden Beton- und warmen Holz-Oberflächen gelungen, die weder zu streng noch zu lieblich ist.
 

Mit einem Vorhang lässt sich die Akustik beeinflussen (Bild: Martin Mischkulnig)