Ein Spiegelbild der Baukultur Österreichs

Ulf Meyer
7. Juni 2023
IKEA Wien Westbahnhof, Architektur: querkraft architekten, Bauherrschaft: IKEA (Foto: © Christina Häusler)

Der Bauherr|innenpreis der Zentralvereinigung der Architekt|innen Österreichs (ZV) wird schon seit 1967 vergeben und ist somit einer der ältesten Architekturpreise des Landes. Wie der Name sagt, steht dabei die Rolle der Bauherrschaft im Fokus. Denn ohne engagierte, mutige und kreative Bauherr*innen sind richtungsweisende, qualitätsvolle Architekturen kaum zu verwirklichen. Und in Zeiten der Klimakrise, der Umweltzerstörung und der Ressourcenknappheit sind Auftraggeber*innen mit einer starken Haltung wichtiger denn je. Aus heutiger Sicht war der Preis ein Impulsgeber für ein modernes Verständnis von Baukultur: Sie wird getragen von allen Menschen und nicht nur von Fachleuten.

Aktuell zeigt das Vorarlberger Architektur Institut (vai) die Preisträger und Nominierten der Ausgabe des Jahres 2022. Zudem wird die Arbeit der ZV an einem Archiv zur österreichischen Architekturproduktion seit Ende der 1960er-Jahre präsentiert. Aufgebaut hat es die Kunst- und Architekturhistorikerin Ingrid Holzschuh. Es bietet eine Übersicht über die weit mehr als 500 Projekte, die über die Jahrzehnte nominiert beziehungsweise prämiert wurden. Das Archiv dokumentiert wie auch die Projekte der neuesten Ausgabe des Preises die stete Suche nach innovativer Architektur, qualitätsvollen Freiraumgestaltungen und klugen Stadtplanungen.

Modernisierung und Aufstockung einer Wohnanlage in Salzburg, Architektur: cs-architektur mit stijn nagels | architecture atelier, Bauherrschaft: Heimat Österreich (Foto: © Volker Wortmeyer)
Weinhof Locknbauer, Tieschen, Architektur: Mascha Ritter, Bauherrschaft: Lukas Jahn (Foto: © Simon Oberhofer)

Bei rund einem Drittel der für die Ausgabe des vorigen Jahres eingereichten Projekte handelt es sich um Interventionen im Bestand beziehungsweise Erweiterungen vorhandener Bauten. Von den insgesamt 18 Nominierungen kamen acht aus diesem Segment. Unter den fünf Preisträgern ist nur ein Neubau, nämlich ein innerstädtisches Möbelhaus: Das Team des Büros querkraft hatte eine neuartige IKEA-Filiale in der Wiener Innenstadt entworfen. Der Bau ist kein Wellblechkasten in den schwedischen Nationalfarben am Stadtrand, sondern ein mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichendes Haus ohne Parkplätze. Der Dachgarten und die Loggien wurden begrünt, zudem hat in dem Bau eine Jugendherberge eröffnet.

Auffällig ist auch, dass gut die Hälfte der nominierten Projekte Bildungsbauten sind – Kindergärten, Volks-, Mittel- und Fachhochschulen, Universitäten sowie Forschungseinrichtungen. Die Jury, bestehend aus dem Architekturjournalisten Wojciech Czaja, dem Schweizer Architekten Armando Ruinelli und der Südtiroler Architektin Michaela Wolf, erhofft sich hiervon einen Aufbruch: Qualitätsvolle Bildungsbauten seien eine Investition in die Zukunft der Baukultur.

Bildungscampus Nüziders, Architektur: Fink Thurnher Architekten, Bauherrschaft: Gemeinde Nüziders (Foto: © Hanno Mackowitz)
Umbau der Pädagogischen Hochschule Salzburg, Architektur: riccione architekten, Bauherrschaft: Bundesimmobiliengesellschaft (Foto: © Gregor Graf)
Blick in die Schau im vai (Foto: © Darko Todorovic)

Die Ausstellung im Vorarlberger Architektur Institut (Marktstraße 33, 6850 Dornbirn) dauert noch bis zum 2. September dieses Jahres. Sie ist dienstags bis freitags von 14 bis 17 Uhr geöffnet, donnerstags bis 20 Uhr und samstags von 11 bis 15 Uhr.

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