Einblicke in das Arsenale

Katinka Corts
26. Mai 2018
Im Arsenale (Bild: jh/world-architects)

Bunt gemischt geht es wieder zu im Arsenale. Flächige Installationen wechseln sich mit Bilderschauen, greifbaren haptischen Materialsammlungen, in die Höhe führenden Einbauten und Filmbeiträgen ab.

Spaziergang und Flug
Gleich rechts nach dem Eingang stellen Diller Scofidio + Renfro in Form eines Zwei-Perspektiven-Films ihr Projekt "The Roy and Diana Vagelos Education Center" vor, das seit 2016 das Columbia University Medical Center ergänzt. Im vierzehnstöckigen Turm gehen die Etagen kaskadenähnlich ineinander über, der Aufstieg im Gebäude führt an kleineren Arbeitsbereichen und Lounges, dem Auditorium und Arbeitsräumen sowie Terrassen vorbei. Im Filmbeitrag werden verschiedene Hauptpersonen beim Gang durch das Gebäude gefilmt: einmal direkt begleitet, einmal von außen durch die Gebäudehülle gefilmt. Vorallem zu Beginn des Filmes wird Innen und Außen nahezu synchron gezeigt, mit der Zeit löst sich das Konzept aber etwas auf und als Zuschauerin sieht man die Darsteller in leicht abweichenden Szenarien. Auf der kleinen verfügbaren Fläche im Arsenale präsentieren DSR ihr Verständnis von Freiraum in der Architektur mit Modell und Film so ganz praktisch.

Unterschiedliche Hauptpersonen werden beim Gang durch das Gebäude sowohl direkt als auch von außerhalb begleitet (Bild: Andrea Avezzù, Courtesy: La Biennale di Venezia)
The Roy and Diana Vagelos Education Center, Diller Scofidio + Renfro, Ausstellungsmodell (Bild: Andrea Avezzù, Courtesy: La Biennale di Venezia)

Nachbearbeitung der eigenen Biennale
Die chilenischen Architekten von Elemental widmen sich in ihrem Beitrag dem freien Raum und dem Wert dessen, was nicht gebaut ist. Mit ihrem Projekt setzen sie die eigene Biennale-Arbeit von 2016 fort und beziehen sich konkret auf Alejandro Aravenas Thesen, in denen er damals das Zusammenspiel von Mensch, Architektur, Ressourcen und Umwelt in den Vordergrund rückte. Jedes Statement wird mit Skizzen, Papiermodellen oder Filmen illustriert. Sie interpretieren das diesjährige Leitthema Freespace als Aufforderung, in Gebäuden freien Raum zu lassen, um spontane Entwicklungen zu ermöglichen. Architekten sollten nicht fertige, abgeschlossene Systeme produzieren, sondern vielmehr Gebäude, die offenen, anpassungsfähigen Systemen gleichen. Auf kleinen gefalteten und mit Faden und Klebestreifen aufgehängten Zetteln zeigen Elemental einzelne Beispiele – zB. das gemeinsame Bauen für viele statt das einzelne Haus für wenige –, die Ideen werden in kurzen Filmen zudem erläutert.

Der chilenische Beitrag von Elemental im Arsenale (Bild: Francesco Galli, Courtesy: La Biennale di Venezia)
Detailansicht (Bild: kc)

Nachfühlbar
Einen anderen Weg, nämlich den haptischen, wählt Francesca Torzo. Die italienische Architektin zeigt ihr Projekt Z33, ein Haus für zeitgenössische Kunst, das im belgischen Hasselt gebaut wird und 2019 eröffnet werden soll. Torzo erklärt das Zusammenspiel der einzelnen Räume anhand von Modellen, Zeichnungen und Bildern, wobei der große 1:1-Prototyp der zukünftigen Fassade wohl gemeinsam mit dem Kubaturmodell aus Draht und verspannten Fäden das Hauptinteresse auf sich ziehen. Shelley McNamara und Yvonne Farrell bezeichneten diese Projektdarstellung in ihrem Kuratoren-Statement als "Labor der Liebe", und das Projekt, das eines ihrer ersten Arbeiten ist, zeige ein erfrischendes und inspirierendes Verständnis von Können, Talent und poetischer Sensibilität.

Vor den rauen Wänden des Arsenale-Baus wirkt die künftige Fassade des Z33 noch zarter (Bild: kc)
Ein Modell aus Draht und gespannten Fäden stellt die Abfolge der Räume dar (Bild: kc)