Frankfurter Dehnübungen

Manuel Pestalozzi
2. Februar 2018
So stellt sich Architekt Karl Richter die „erweiterte Innenstadt“ um den Rebstockpark vor. Bild: Karl Richter Architekten

Die A5 gilt als eine der meistbefahrenen Autobahnen Deutschlands. Trotzdem soll auf beiden Seiten ein neuer Stadtteil mit rund 10 000 Wohnungen entstehen. Das Stadtplanungsamt untersucht jetzt unter anderem, wie die trennende Wirkung und das Lärmproblem gelöst werden können. Man möchte auch über die Trassierung respektive ihre Änderung diskutieren. Das Neubaugebiet soll – wie das Quartier am Riedberg – als städtebauliche Entwicklungsmaßnahme vorangebracht werden. Dabei werden die Flächen den Grundstückseigentümern zu Preisen für Ackerland abgekauft und an Investoren zu üblichen Baulandpreisen weitergegeben.
 
Der einheimische Architekt Karl Richter kritisiert die Pläne der Stadt, im Nordwesten beidseitig der A5 einen neuen Stadtteil entstehen zu lassen. Er schlägt vor, rund um den Rebstockpark, östlich der A5, ein neues Quartier entstehen zu lassen. Das läge zwar auch zwischen zwei Autobahnen, würde aber nicht von einer durchzogen. Die Fläche wäre mit etwa 80 Hektar weniger als halb so groß wie die im Nordwesten angestrebten 190 Hektar. Dennoch, so Richter, würde dank einer fünfgeschossigen Blockrandbebauung genügend Wohnraum für bis zu 30000 Menschen entstehen.

Im Gebiet befinden sich heute viele Kleingärten. Die in Vereinen organisierten Bewirtschafterinnen und Bewirtschafter müssen von den Zukunftsplänen überzeugt werden. Bild: Karl Richter Architekten

Streitpunkt bei diesem Erweiterungsprojekt ist die korrekte, sinnvolle Dichte. Niklas Maak befürchtet im Feuilleton der FAZ, dass ein weiteres Getto in der Peripherie entsteht. Karl Richter plädiert für eine hohe Dichte. Auf der 190 Hektar großen Fläche beidseitig der A5 befürchtet er eine klassische Vorstadt, etwa mit dreigeschossigen Stadtvillen – und meint: „Den gleichen Fehler hat man am Riedberg gemacht, nur eben ohne Autobahn“. Demgegenüber macht Karl Richter den Vorschlag: Peripherie abschmelzen, Innenstadt erweitern.
 
Auf dem Gelände von 80 Hektar um den Rebstockpark sieht Karl Richter eine fünfgeschossige Bauweise mit etwa 11500 Wohnungen für knapp 30000 Bewohnerinnen und Bewohner. Die Endhaltestellen einer Straßenbahn und einer zukünftigen Stadtbahn erschließen die ersten Bauabschnitte und können sukzessive mit den weiteren Bauabschnitten nach Westen verlängert werden. Teile der Straßen- und der Versorgungsnetze können verwendet werden. Der Rebstockpark wird um mehr als sechs Hektar erweitert. Mit diesem Konzept würde ein Eingriff in den Grüngürtel Frankfurts kompensiert.