Gemeinsam
Elias Baumgarten
17. Juli 2019
Kurator Hashim Sarkis (links) mit Präsident Paolo Baratta (Foto © La Biennale di Venezia)
Wie werden wir künftig zusammenleben? Diese Frage wird das Metathema der 17. Architekturbiennale von Venedig im nächsten Jahr sein. Das verkündeten Kurator Hashim Sarkis und Präsident Paolo Baratta am gestrigen 16. Juli 2019.
Die politischen Gräben werden fortwährend tiefer und die Schere zwischen Arm und Reich klafft immer weiter auseinander, beobachtet Hashim Sarkis, Kurator der 17. Architekturbiennale von Venedig. In Zeiten sozialer Ungleichheit und verstärkter Spannungen müssten Architekt*innen Räume für mehr Miteinander gestalten, die Austausch und Interaktion stimulieren, findet er. Darum soll die Schau, die vom 23. Mai bis zum 29. November des kommenden Jahres läuft, unter dem Motto »How will we live together?« stehen.
»We need a new spatial contract. In the context of widening political divides and growing economic inequalities, we call on architects to imagine spaces in which we can generously live together.«Fortsetzung
Sarkis greift damit einen Diskurs auf, der schon seit einigen Jahren intensiv geführt wird. Man denke beispielsweise nur an die Schau »Together!«, die 2017 auf dem Vitra Campus in Weil am Rhein in Deutschland Vernissage feierte und neue Wohnideen und -formen präsentierte; oder an Japans Beitrag »Art of Nexus« an der 15. Architekturbiennale von Venedig 2016, der neue Wohnformen als Reaktion auf die Überalterung der japanischen Gesellschaft und die Vereinsamung vieler Japaner*innen präsentierte. Auch werden Erinnerungen wach an David Chipperfields Biennale-Motto »Common Ground« aus dem Jahr 2012. Schwerpunkte möchte Sarkis auf inklusive Wohnbauprojekte und Wege zu mehr Vernetzung und Konnektivität legen. Der Kurator folgt damit gut ausgetretenen Pfaden. Besonders mutig und innovativ scheint seine thematische Setzung nicht. Spannend wird, ob uns in Venedig Architekturen und Entwürfe erwarten, die über bereits vielfach Gesehenes beziehungsweise Erwartungsgemäßes hinausgehen. Werden etwa Gegenpositionen zum Imperativ, Gemeinschaft und Inklusion zu fördern, auftauchen? Oder wird die Frage nach dem Zusammenleben auf den Umgang mit unserer Umwelt gemünzt?
Österreichs Beitrag zur 17. Biennale steht schon seit einiger Zeit fest. Er wird von Helge Mooshammer und Peter Mörtenböck kuratiert. Die Schau wird sich mit der räumlichen beziehungsweise architektonischen Dimension Sozialer Medien auseinandersetzen. Im Sinne einer Beschäftigung mit Konnektivität und Interaktion verstanden, könnte sie gut zum von Sarkis ausgegebenen Motto passen. Allerdings ist hierbei anzumerken, dass vergleichsweise wenig darüber bekannt ist, was uns kommendes Jahr im österreichischen Pavillon genau erwartet, und vieles erst während der Biennale vor Ort entstehen wird.
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