Gute Lösung im zweiten Anlauf? Totalunternehmer ARGE verwirklicht Entwurf von Henning Larsen

Manuel Pestalozzi
17. Februar 2022
Die Fassade sei eine Hommage an die Tiroler Lichtverhältnisse, sagen die diesmal siegreichen Architekten. (Visualisierung: Henning Larsen, Sora)

 

Bisher war die Debatte um den neuen Campus des Management Center Innsbruck (MCI) kein Ruhmesblatt für die Tiroler Landeshauptstadt. Vorigen Dezember wurde ein Architekturwettbewerb für den geplanten Campus zwischen dem historischen Hofgarten, der Universität für Sozial- und Wirtschaftswissenschaften und dem neuen Sicherheitszentrum an der Kaiserjägerstraße abgeschlossen. – Es war bereits der zweite Anlauf. Das erste Verfahren startete bereits 2016 und wurde später von Landesrat Johannes Tratter (ÖVP) abgebrochen. Die siegreichen Architekten vom Wiener Büro Habeler & Kirchweger erfuhren aus der Presse vom Projektstopp. Die Politik befürchtete damals eine »Kostenexplosion«, die Baukosten seien auf 135 Millionen Euro hochgeschnellt, hieß es. Den Architekten war nicht plausibel, wie diese Zahlen überhaupt zustande kamen. Bei der Neuauflage wurde die Netto-Nutzfläche deutlich reduziert, doch die Verzögerung und das neue Konkurrenzverfahren verursachten erhebliche Mehrkosten. Dubios war damals auch, dass der Jurist Dr. Herbert Schöpf Tratter zum Abbruch riet, um dann wesentlich am neuen Verfahren beteiligt zu sein. Es entstand eine kontroverse Debatte, wir berichteten.

Für den zweiten Anlauf haben 20 Büros ihre Entwürfe eingereicht, sieben von ihnen durften an mehreren Dialogrunden teilnehmen. Nun gab das Management Center Innsbruck (MCI) bekannt, das Büro Henning Larsen habe mit einem »gleichermaßen überzeugenden wie ausgereiften Projekt« gewonnen. Der Grundriss seines Entwurfs entspricht annähernd einem Quadrat. In jede Seite des kompakten, sechsgeschossigen Volumens ist auf unterschiedlichem Niveau eine hofartige Terrasse eingekerbt. Diese Maßnahme bringt gemeinsam mit einem Atrium Tageslicht in die Tiefe des Baukörpers. 

 

Wird trotz seines Erfolges an einem ersten Wettbewerb nicht umgesetzt: das Projekt von Habeler & Kirchweger. (Visualisierung: schreinerkastler)
Ein zentraler Gemeinschaftsbereich soll im Entwurf von Henning Larsen den informellen Austausch anregen. (Visualisierung: Henning Larsen, Sora)

 

Unterrichtsräume und Vortragssäle fassen einen zentralen Raum mit großer Treppenanlage. Dieser Gemeinschaftsbereich hat kein fixes Programm. Er ist frei und flexibel nutzbar. Bauherrschaft und Architekten sehen den informellen Austausch zwischen Studierenden und Dozent*innen als genauso wichtig an wie den klassischen Unterricht in geschlossenen Räumen. Die Obergeschosse sind in zwei Bereiche aufgeteilt. Einer beherbergt die Administration, der andere nimmt die Forschungslabors auf. 

Das Projekt verspreche eine Bildungslandschaft mit hoher Dichte, heißt es. Die Arbeitsgemeinschaft Porr und Ortner wurde als Totalunternehmer mit der Umsetzung des Entwurfs beauftragt. Die Bagger sollen im kommenden Jahr anrollen. Die Fertigstellung ist für das Jahr 2025 geplant.

Ob in dieser Konstellation nun ein für alle Parteien befriedigendes Ergebnis erreicht werden kann, muss sich erweisen. Architektonisch scheint das neue Projekt zunächst einfacher gestrickt.

 

Zum Vergleich noch einmal das Projekt von Habeler & Kirchweger (Modellfoto: Raimund Rainer)
Der Neubau grenzt nach Westen an den Hofgarten, im Süden befindet sich das Institut für Politikwissenschaft. (Modellfoto: Management Center Innsbruck)

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