Halle für alle

Ulf Meyer
4. Oktober 2018
Musikforum Bochum, Bez + Kock Architekten (Bild: Brigida González)

Wenn mitten im Bochumer Kneipenviertel ein Forum für klassische Musik gebaut wird und das auch noch in einer eleganten, schwäbisch-puristischen Form, dann ist das dem BDA (s)einen Preis wert. So weit so richtig und vorhersehbar. Das Musikforum in Bochum mit Konzert- und Multifunktionssaal ist die neue Heimat der Symphoniker der Stadt. Bez+Kock haben jedoch eine profanierte, neogotische Kirche in den Neubau eingebunden und nehmen für sich selbst in Anspruch, „Achtung vor dem Kirchenbau zu bewahren und das Gebäude zu einem öffentlichen Raum für Musik aufzubrechen“. Zwei neue Gebäudeflügel in „klassischer Kastenform“ (Jury) und aus weiß geschlämmtem Ziegel flankieren das Langhaus der Kirche so, dass nur der schmale Chor aus dem Ensemble heraustritt. Präzise Einschnitte, kupferne Türen und Fensterrahmen, treffen auf den dunklen Ziegel der Kirche. Laut Jury-Protokoll wird „Sakralität reinszeniert“. „Zu teuer“, hatte der Bund der Steuerzahler den Bau gefunden, weil die Ruhrpott-Stadt mit der Jahrhunderthalle bereits einen Konzertsaal hat. Es gab Bürgerbegehren für und gegen das 40 Millionen Euro-Projekt. Die Marienkirche wurde kurzerhand um 180 Grad verdreht und ihr Hauptportal zugemauert. Musikfreunde betreten die Kirche im ehemaligen Altarraum. Wo der Altar stand, ist nun der Kartenkiosk, die Wandmalereien an den Nebenaltären zieren den Abgang zu den Toiletten. Die Taufkapelle ist ein Abstellraum. Davon ungeachtet schwärmt der Generalmusikdirektor der Bochumer Symphoniker, Steven Sloane, „ideale räumliche und akustische Bedingungen“ seines alt-neuen Hauses.

ROM.HOF, Uwe Schröder (Bild: StefanMüller)

Der undotierte Preis und neun Auszeichnungen wurden am 25. September 2018 verliehen. Zur Teilnahme hatten sich 49 Projekte qualifiziert. Ausgezeichnet wurden unter anderem das Besucherzentrum Sparrenburg und der Informationspunkt Parklandschaft Johannisberg, Bielefeld von Max Dudler aus Berlin und die sechs neuen Bahnhöfe der Wehrhahn-Linie in Düsseldorf von netzwerk architekten, Darmstadt. In die Kategorie „Komplimente, die keine sind“ fallen die Jury-Beurteilungen des ROM.HOFs in Bonn von Uwe Schröder, dem die Jury attestierte, dass hier „die Lust an Ordnung, Symmetrie, Raum und Material aus allen Ecken quillt“. „Das ist Architektur!“ proklamierte die Jury herrlich klar. Im Neubau der Folkwang Universität der Künste in Essen (von MGF Architekten, Stuttgart) sahen die Juroren eine „enorme Kubatur“ und den Kostendruck „ein Gefäß für die Entfaltung von Studierenden“ zu schaffen.

Besucherzentrum Sparrenburg, Max Dudler (Bild: Stefan Müller)

Ausstellung aller Projekte bis 27. Oktober 2018 im MAXHAUS, Schulstraße 11 in Düsseldorf.
Katalog „Baukultur in NRW 2019“