Idealismus motiviert, doch Engagement braucht auch Wertschätzung

Manuel Pestalozzi
7. Februar 2022
Das historische Gemeindeamt von Mayrhofen im Zillertal konnte saniert und für künftige Generationen erhalten werden. (Foto: Hafelekar via Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0)

 

Um sein wertvolles Kulturerbe auch für zukünftige Generationen zu erhalten und zu schützen, hat das Land Tirol bereits 1976 das Stadt- und Ortsbildschutzgesetz (SOG) verabschiedet. Ein Sachverständigenbeirat begutachtet seither Bauprojekte, die in den 21 Schutzzonen von 13 Tiroler Gemeinden das Ortsbild wesentlich beeinflussen. Er setzt sich zusammen aus je einem Vertreter der betreffenden Gemeinde, des Landes, des Instituts für Architekturtheorie und Baugeschichte der Universität Innsbruck und des Denkmalamts sowie zwei Architekt*innen auf Vorschlag der Ziviltechniker*innenkammer für Tirol und Vorarlberg. Das Gremium erstellt auch Gutachten, sollen Fördergeldern gesprochen werden. Tirol werde für sein SOG von den anderen Bundesländern beneidet, lobte der Architekt Werner Burtscher kürzlich Tiroler Tageszeitung. Trotzdem hat er sein Amt niedergelegt – genau wie seine von der Kammer ernannte Kollegin und die beiden Ersatzmitglieder. 

Alle vier haben keineswegs die Freude an der Mitarbeit verloren. Aber sie können sich als Selbstständige dieses Ehrenamt nicht mehr leisten, wie Burtscher der Presse erklärte. An 42 je vier- bis fünfstündigen SOG-Sitzungen habe er allein 2021 teilgenommen, rechnete der Architekt vor, diese seien netto mit 15 Euro pro Stunde vergütet worden. Bereits 2019, als er in den Beirat gekommen sei, habe er darauf hingewiesen, dass sich an der Bezahlung etwas ändern müsse. Doch leider sei dieses Anliegen ungehört geblieben. Gefordert werden nun erneut signifikant höhere Honorare von 90 Euro pro protokollierter Stunde. Für das Bundesland würden dadurch Mehrkosten von 25000 Euro pro Jahr zusammenkommen. Der für den Hochbau zuständige Landesrat Hannes Tratter (ÖVP) bestätigte, dass ein Indexierungsvorschlag des Honorars 2020 abgelehnt wurde. Er sei aber »auch künftig für weitere lösungsorientierte Gespräche bereit«. 

An der Kammer liegt es nun, neue Kandidat*innen aus ihren Reihen vorzuschlagen. Gespannt darf man darauf warten, wie viel dem Land Tirol die fachgerechte Pflege seiner Ortsbilder wert ist.

Andere Artikel in dieser Kategorie