Im Paillettenkleid

Elias Baumgarten
5. März 2019
Wird im Mai 2019 offiziell eröffnet – die neue Landesgalerie Niederösterreich in Krems. Bild: Faruk Pinjo

Noch gibt es in der neuen Landesgalerie Niederösterreich in Krems keine wertvollen Gemälde zu bestaunen. Stattdessen erwarten über 2'000 Architekturmodelle aus Karton die Besucher*innen. Jedes davon ist etwa 30 Zentimeter lang, breit und hoch. Gebastelt haben sie vor allem Kinder und Jugendliche aus der Region. Aber auch Erwachsene griffen zu Schere und Klebstoff. Junge und alte Baumeister bringen damit ihre Vorstellungen vom neuen Museum zum Ausdruck und zeigen, welche Hoffnungen und Wünsche sie an es knüpfen. Erstmals zu sehen waren die Kartonbauten am vergangen Wochenende (2. und 3. März 2019), als das an der Donau gelegene Museum erstmals seine Tore öffnete, nachdem über 2,5 Jahre an ihm gebaut worden war. Die Schau ist der Abschluss einer langen Serie von nicht weniger als 300 öffentlichen und partizipativen Veranstaltungen, die Museumsdirektor Christian Bauer und sein Team während der Bauzeit organisiert haben. 

2,5 Jahre dauerten die Bauarbeiten am neuen Museum. Bild: Faruk Pinjo

Gestaltet haben die Landesgalerie Marte.Marte Architekten aus Vorarlberg. 2015 hatten sie sich an einem europaweit ausgeschriebenen Wettbewerb gegen 78 Konkurrenten durchgesetzt, und am 4. Juni 2016 fand schließlich der Spatenstich statt. Damals lobte die Jury, der Elke Delugan-Meissl vorsaß, besonders die Form des Gebäudes. Sie entspricht näherungsweise einem Würfel von 22 Metern Kantenlänge, der jedoch in sich verdreht ist. Auch die 91 Glasscheiben, welche im Erdgeschoss an der Fassade verbaut wurden, machen diese Bewegung mit. So sollte dem großen Volumen schwungvolle Dynamik verliehen werden. Zuoberst wird der monolithische Körper mit einer kleinen Dachterrasse aufgebrochen. Weil es sich bei dem Bauwerk um eine massive Betonkonstruktion handelt, hagelte es während der Bauzeit viel Kritik. In der Tagespresse wurde von einem Bunker gesprochen. Doch seit der Bau sein Kleid aus 7'200 metallenen Pailletten übergestülpt bekommen hat, überwiegen die positiven Töne. Das Wehklagen der Kritiker*innen ist weitgehend verstummt. Oft ist mittlerweile wohlwollend von einer tanzenden Figur die Rede.

Das Gebäude hat ein unterirdisches und drei oberirdische Geschosse. Erd- und drittes Obergeschoss sind dabei helle Räume, die den Besucher*innen schöne Blicke auf die Stadt und die Donau bieten. Die anderen Stockwerke hingegen sind fensterlos. Sie genügen den so genannten Triple-A-Anforderungen im Museumsbau. Das bedeutet, dass dort wertvolle und äußerst lichtempfindliche Exponate gezeigt werden können. Chefkurator Günther Oberholzer freut sich schon, bald edle Leihgaben von Museen aus aller Welt darin präsentieren zu können. Das 35 Millionen Euro teure Gebäude fasst alle Niederösterreichischen Kunstsammlungen erstmalig an einem Ort zusammen. So soll es vor allem dem von Hans Hollein entworfenen Landesmuseum in St. Pölten Entlastung bringen. Die offizielle Eröffnung findet am 25. und 26. Mai 2019 mit einem großen Festakt statt.

So sehen die Ausstellungsräume im Inneren aus. Bild: Faruk Pinjo
Stiegenhaus mit Sichtbeton-Oberflächen. Bild: Faruk Pinjo

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