Kulturstadt Chemnitz

Katinka Corts
3. September 2018
Bild: Luise Blumstengel / ibug 2018

„Da war doch jetzt erst gerade wieder die ibug, und dann sowas!“, höre ich einen Freund aus Chemnitz sagen. ibug, das steht für streetart, Weltoffenheit, Experimentierfreude und internationale Kunstszene. Traditionell zum letzten Augustwochenende wird seit 2006 jeweils eine Brache in Westsachsen als temporäre Ausstellung freigegeben. Hier trifft sich die Graffiti-, Streetart- und Medienkunst-Szene, man setzt sich mit dem Ort, dessen Geschichte und Zukunft auseinander, man empfängt Gäste aus aller Welt und kommt ins Gespräch.

Bild: Luise Blumstengl / ibug 2018

Dieses Jahr fand das Festival in Chemnitz statt, der Stadt, die seit mehr als einer Woche nahezu ausschließlich in schlechtem Licht gezeigt wird. Rechtspopulisten aus ganz Deutschland erstürmen die sächsische Stadt mit knapp einer Viertelmillion Einwohnern. Ja, etwa 36’500 der Wahlberechtigten entschieden sich zur Bundestagswahl vergangenes Jahr für die AfD oder rutschen teilweise sogar noch weiter nach rechts. Erschreckend, sehr wohl, aber das ist keine Mehrheit. Und das ist auch nicht Chemnitz. Dass eine Veranstaltung wie die ibug hier Platz hat und allein an einem Wochenende 8500 Besucher verzeichnen kann, dass Museen wie das smac, das Gunzenhauser und das Industriemuseum hier ansässig sind und seit vielen Jahren Kulturschätze zeigen und vermitteln, dass Jugend- und Musikfestivals hier stattfinden und die Menschen zusammenbringen – das ist Chemnitz. Und das wird hoffentlich auch bald wieder im Fokus stehen, wenn man an die Stadt denkt.

Bild: Luise Blumstengl / ibug 2018