Natur heilt Seele

Katinka Corts
15. Oktober 2018
Kengo Kuma entwarf den Meditationspavillon für das Hotel Kranzbach (Bild: © Hotel Kranzbach GmbH; Foto: David Schreyer)

Als Mary Isabel Portman ab 1913 auf den Kranzbachwiesen bei Garmisch einen englischen Landsitz für sich bauen ließ, wollte die britische Adlige ein gastliches Haus für sich und ihre Künstlerfreunde schaffen. 105 Jahre später ist aus dem schlossähnlichen Gebäude ein etabliertes Wellnesshotel in Bayern geworden – das Kranzbach. Das Haus, umgeben von idyllischen Wiesen und dichtem Wald, erhielt kürzlich eine Ergänzung: Besitzer Jakob Edinger ließ für seine Gäste einen Meditationsraum bauen. Das allein klingt noch nicht so spektakulär – doch als Entwurfsverfasser beauftragte er Kengo Kuma. Gemeinsam seien sie im Wald spazieren gewesen, hätten einen speziellen Energie- und Kraftplatz gesucht und schließlich gefunden.

Der Wald sollte nicht unnötig gefällt werden – so wurde auf minimalem Raum agiert und die Umgebung des Pavillons nicht zerstört (Bild: © Hotel Kranzbach GmbH; Foto: Anneliese Kompatscher)

Wichtig war Kuma, Edinger und Architektin Barbara Poberschnigg vom lokalen Architekturbüro Studio LOiS der sensible Umgang mit dem Ort. So kam das im Winter gefällte Holz per Pferd aus dem Wald, der Bauplatz wurde minimal ausgesteckt und nach dem Bau der Raum, dem man die Baustellenspuren ansah, wieder rekonstruiert und bepflanzt. Bauherrschaft und Architekt entschieden sich, für den Pavillon das Holz der Weißtanne zu verwenden. Ein sanftes, gleichmäßiges Material, ein leiser Werkstoff, hört man Edinger im Projektclip sagen. Das passe gut zur Vision von Meditation und Ruhe, die der Ort und der Bau ausstrahlen sollen. Oder wie Kengo Kuma sagt: Der Pavillon ist Teil des Waldes und geht in ihn über.

Bild: © Hotel Kranzbach GmbH; Foto: AnnelieseKompatscher

Die Stahl-Glas-Konstruktion mit aussteifendem Betonkern sieht man dem Tempel heute nicht mehr an: 1550 Holzschindeln verkleiden die Außenhülle des Baus sowie die Untersicht des Daches. Wer im Wald spaziert und auf das Gebäude trifft, dürfte irritiert sein über die Statik und sich über die vermeintlich leichte und schwebende Konstruktion wundern. Bekommen hat Edinger, was bestellt war – einen transparenten Raum für ein ganz besonderes Walderlebnis, bei dem der Mensch zum Teil des Waldes werden kann.