Ein Quartier für das Recht

Neues Justizzentrum in Bochum

Carsten Sauerbrei
16. April 2018
Der karmesinrote Kopfbau des Justizzentrums beherbergt dessen Gerichtssäle und fungiert als einziger, öffentlicher Zugang zum Gebäudekomplex. (Bild: Svenja Bockhop, Berlin)

Der im letzten Herbst bezogene, neue Gebäudekomplex des Justizzentrums Bochum befindet sich an einem historischen Ort. Hinter den in die Neubauten einbezogenen, historischen Fassaden des Gymnasiums am Ostring paukten einst Herbert Grönemeyer oder auch Ex-Bundestagspräsident Norbert Lammert. Seit 2012, nach Wegzug des ältesten Bochumer Gymnasiums entstanden nach Plänen des Berliner Büros HASCHER JEHLE Architektur auf dem Gelände insgesamt sechs miteinander verbundene, neue Baukörper, die so verschiedenen Justizbehörden, wie Arbeitsgericht, Amtsgericht, Landgericht, Staatsanwaltschaft und Soziale Dienste aufnehmen.

Fast wie eigenständige Holzskulptur wirken die freistehenden Treppen und Galerien im zentralen, viergeschossigen Atrium des Kopfbaus. (Bild: Svenja Bockhop, Berlin)

Hascher Jehle entwickelten die Neubebauung ausgehend vom Standort des einstigen Gymnasiums als Abfolge individueller Baukörper, die mehrere Höfe umschließen. Als zentraler, öffentlicher Kopfbau der gesamten Anlage fungiert dabei der mit karmesinroten Betonfertigteilen bekleidete Quader des großen Saaltrakts. Ein über Eck aus seinem Baukörper herausgeschnittenes Volumen markiert den einzigen, öffentlichen Zugang zum Gebäudekomplex, über den Besucher und Mitarbeiter nach Betreten in ein zentrales, viergeschossiges Atrium gelangen.

Farbakzente und großzügige Verglasungen lassen auch die Gerichtssäle hell und freundlich erscheinen. (Bild: Svenja Bockhop, Berlin)

Das gläserne Scheddach des Atriums und seine in Richtung des Gartens vollflächig verglaste Fassade sorgen für eine lichte Atmosphäre und weitgehend natürlich Belichtung. Breite, einläufige Holz-Treppen und die sich zu Wartebereichen aufweitenden Galerien unterstützen dabei den großzügigen Charakter des 28 m hohen Innenraums und führen zu den u-förmig angeordneten Gerichtssälen in den Obergeschossen. Auch diese gestalteten Hascher Jehle trotz hoher Anforderungen an Sicherheit und Privatheit weitgehend hell und offen. Unterschiedlich breite Fensteröffnungen gewähren in den größtenteils geschlossenen Fassaden immer wieder Einblicke in das Verhandlungsgeschehen.

Die historischen Fassaden des einstigen Gymnasiums am Ostring wurden in das Ensemble aus insgesamt sechs Baukörpern integriert. (Bild: Svenja Bockhop, Berlin)

Vielfalt und Lebendigkeit, aber auch Klarheit und Struktur kennzeichnen die Architektur der neuen Baukörper. Dazu tragen zum Beispiel die historischen Fassaden des Gymnasiums im Zusammenspiel mit den roten bzw. hellbeigefarbenen Betonfassaden bei. Aber auch die Farbakzente in den Innenräumen, die Kombination so unterschiedlicher Architekturelemente wie Flugdach, transparenter Glasflächen, weitgehend geschlossenen historischen Mauerwerks und nicht zuletzt die attraktive Gartengestaltung von hutterreimann Landschaftsarchitektur, Berlin unterstützen den gelungenen Gesamteindruck.

Mehrere Höfe entstanden im Inneren des s-förmig angelegten Justizzentrums. (Bild: Michael Rasche - Fotodesign)