Plattner-Bau statt Plattenbau

Ulf Meyer
19. Januar 2017
Stadtkern von Potsdam mit Museum Barberini (Bild: Helge Mundt)

Vorbild des Potsdamer Palastes, den Gontard 1772 errichtet hatte, war der Palazzo Barberini in Rom. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde er von Persius und Stüler um zwei Seitenflügel erweitert. Prominentere Autoren kann ein Gebäude in Potsdam nicht haben! Die Persius-Flügel nehmen heute drei große und drei kleine Ausstellungsräume auf.

Das Museum ist ein Werk der Architekten Hilmer Sattler (München und Berlin). Sie mussten kaum entwerfen: Kubatur und Wiederherstellung der beiden Schaufassaden waren vorgegeben. Terrazzo, Stuccolustro und Eichenparkett geben den Räumen eine gediegene Atmosphäre. Der symmetrische Grundriss ist für die Nutzung als Museum ungeeignet: Die U-Form auf drei Etagen führt dazu, dass Besucher sechs Mal in «cul de sacs» geraten. Eine promenade architecturale entsteht nicht. Die beiden Eröffnungsausstellungen zeigen, dass die Kunst des 19. Jahrhunderts in den konservativ gestalteten Räumen besser zur Geltung kommt als moderne: Die Gemälde vor farbigen Wänden werden mit Strahlern illuminiert, was ihnen Glanz verleiht und Farben zum Glühen bringt. Ein Teil der 17 Kunst-Säle hat Vouten, ein anderer flache Lichtdecken. Beides funktioniert gleich gut.

Freitreppe zur Havel (Bild: Helge Mundt)
Ausstellungsraum im Museum (Bild: Stefan Mueller)

Die Fassaden der Seitenflügel haben Blindfenster, um mehr Hängefläche für Bilder zu gewinnen und in die Platzfassade wurde ein Garagentor eingefügt. Sakrosant war das Vorbild damals wie heute nicht, es wurde «in freier Form kopiert» (Gontard). Bereits das Original war ein Simulacrum, das als Fassade dem königlichen Städtebau dienen sollte. Von der Eleganz der Berliner Gemäldegalerie der selben Architekten ist in den charme-freien Treppenhäusern nichts zu spüren. Die verhangenen Fenster machen den Kunstgenuss zu einem ortlosen Ereignis, obwohl die Vistas auf die Freundschaftsinsel im Süden ebenso attraktiv sind, wie auf die Nikolaikirche im Norden. Zumindest der Innenhof öffnet sich zur Havel und nutzt die Lage. Das Museumscafé am Wasser wird ein beliebter Ort in der Stadt werden. Mit dem Barberini-Museum wird der historische Stadtraum in Potsdam geschlossen und wieder zum Herzen der Stadt, wenn auch als Puppenstube für Touristen. 

Museum Barberini, Alter Markt in Potsdam. Mo und Mi-So 11-19 Uhr. Die ersten Ausstellungen «Klassiker der Moderne – Liebermann, Munch, Nolde, Kandinsky» – und «Landschaft im Impressionismus» sind bis 28. Mai zu sehen. Eintritt 14,- Euro, Jahreskarte 30,- Euro. Die Eröffnung ist am 20. Januar, für das Publikum geöffnet ab 23. Januar.

Museumseingang