querkraft gestalten Holocaust-Gedenkstätte

Elias Baumgarten
26. September 2019
Visualisierung: expressiv.at © querkraft architekten mit Kieran Fraser Landscape Design

Ohne vorherige Kriegserklärung stahlen sich am frühen Morgen des 22. Juni 1941 die ersten Pioniere der Wehrmacht auf sowjetisches Gebiet. Es war der Auftakt zum Vernichtungskrieg der Nationalsozialisten gegen die Völker der Sowjetunion. Nachdem deutsche Truppen in die Ukraine vorgestoßen waren, kam es am 29. und 30. September 1941 nahe Kiew zum schlimmsten Massaker des Zweiten Weltkriegs: An nur zwei Tagen töteten Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD 33'771 jüdische Männer, Frauen und Kinder in der Schlucht Babyn Yar. 

Visualisierung: expressiv.at © querkraft architekten mit Kieran Fraser Landscape Design

Der nichtstaatliche Fonds Babyn Yar Holocaust Memorial Center verfolgt das Ziel, die Erinnerung an dieses barbarische Verbrechen wach zu halten. Deswegen soll ein Dokumentations-, Gedenk- und Lernzentrum gebaut werden. Es wurde zu einem zweistufigen nichtoffenen Architekturwettbewerb eingeladen. Diesen hat das Büro querkraft für sich entschieden, das mit Kieran Fraser Landscape Design zusammenspannte. Das Büro Dorte Mandrup Arkitekter errang den zweiten Platz, Dritter wurde das Team von merz merz. querkraft überzeugten die Jury mit einem dramaturgisch vertieft durchgearbeiteten Entwurf. 

Entstehen soll bis 2023 ein unterirdisches Gebäude, das über einen 270 Meter langen und bis zu 20 Meter tiefen Einschnitt im Gelände erschlossen wird. Dieser Weg dient der mentalen Vorbereitung auf die Auseinandersetzung mit den aufwühlenden historischen Ereignissen. So verändern sich Belichtung und akustische Atmosphäre über die Strecke hinab allmählich. Ein dunkler Empfangsraum wird den Auftakt zur Tour durch die Ausstellung bilden. Hernach gelangen die Besucher*innen über Rampen, die an Audio- und Videoinstallationen vorüber führen sollen, wieder nach draußen. Herzstück des Gebäudes schließlich wird der »demokratische Raum« sein, eine helle, offene, begehbare Terrassenlandschaft. Von dort aus kann man nach der Besichtigung zum Spaziergang durch die umliegenden Wälder aufbrechen, so die Idee der Architekt*innen und Landschaftsgestalter*innen, und das Gesehene reflektieren. Diese Raumkonfiguration und die Kombination von Atmosphären sollen zugleich Hoffnung auf eine positive Zukunft nähren und mahnen. Bewusst ist es den Besucher*innen möglich, zwischen den einzelnen Innenräumen nach Belieben hin und her zu wechseln.

In dem Bau wird es zudem auch ein Auditorium, ein Foyer und diverse Forschungsräume geben. Damit verbindet sich die Hoffnung, dass Besucher*innen, Forscher*innen und Mitarbeitende aufeinandertreffen und sich austauschen.

Visualisierung: expressiv.at © querkraft architekten mit Kieran Fraser Landscape Design
Geplante Fertigstellung 2023
Bauherrschaft Babyn Yar Holocaust Memorial Center
Gestaltung querkraft architekten: Jakob Dunkl, Gerd Erhartt, Peter Sapp, Gil Cloos (Projektleiter), Claudia Cikanek, Julia Hosner, Yoana Dimitrova, Julian Link, Tristan Hunt | Kieran Fraser Landscape Design: Kieran Fraser, Jana Forsthuber, Sarah Baumgartner, Benedikt Kremsner, Angelika Lutz
Fachplaner Statik: Werkraum Ingenieure | Bauphysik: IPJ Ingenieurbüro P.Jung | Haustechnikplanung: TB Obkircher Plus 
Visualisierungen expressiv.at

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