Schindler House: Ausstellung zum 100-Jahr-Jubiläum

Manuel Pestalozzi
28. Februar 2022
Das Schindler House in den Vereinigten Staaten von Rudolph M. Schindler zeigt beispielhaft, wie sich mit kostengünstigen Baumaterialien ein hochwertiges Wohn- und Lebensumfeld schaffen lässt. (Foto Codera23 via Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0)

 

Das eingeschossige, weitläufige Wohnhaus des 1914 aus Wien emigrierten Architekten Rudolph M. Schindler (1887–1953) war ein technisches und soziales Experiment. Konzipiert für zwei junge Familien, gilt es bis heute als ein Modell für moderne Formen des Zusammenlebens. Die unkonventionelle Bauweise bediente sich zu einem sehr frühen Zeitpunkt industrieller Materialien und Methoden der Vorfabrikation. Schindler, der zuerst bei Frank Lloyd Wright in Chicago arbeitete und für ihn Projekte in Los Angeles betreute, lebte im Schindler House gemeinsam mit seiner Frau Pauline (1893–1977) sowie Richard Neutra und dessen Familie eine Vision: das Wohnen und Arbeiten in der Gemeinschaft.

Seit 1994 ist das Schindler House eine Filiale des MAK. Das Museum organisiert auch das MAK-Schindler-Stipendium. Eine Ausstellung in der MAK Direktion und im MAK-Kunstblättersaal soll Schindlers Auffassung von Kunst, Architektur und Design nun reflektieren. Sie zitiert Schindler selbst, der »Raum als Medium der Kunst« verstand. Gezeigt werden Skulpturen, Installationen, Objekte, Fotografien, Videos und Projekte von österreichischen und internationalen Künstler*innen, die Schindlers Formensprache und Ideen beleuchten und deren Positionen in die Geschichte des Hauses eingeschrieben sind. Ehemalige Teilnehmer*innen des erwähnten Stipendienprogramms stehen im Mittelpunkt.

 

Philipp Timischl bespielte 2019 in seinen Fotografien »Too blessed to be stressed, too broke to be bothered« den öffentlichen Raum von Los Angeles. Er hat dafür einen Drag-Charakter entwickelt, der in der Stadt posierte. (Foto © Mona Varichon)

Die Beiträge der Künstler*innen stellen Verbindungen zu Imaginationsräumen her, die das Schindler House generiert, und beleuchten Schindlers Architektursprache und Diskurse zu Raum, Form und Abstraktion. Die Neukontextualisierungen des Objekts, des Architekturfragments und des Moduls bilden den Rahmen der Präsentation im MAK-Kunstblättersaal, die in der MAK-Direktion mit historischen Werken sowie Arbeiten zum privaten und öffentlichen Raum korrespondiert. Die Möbel von Rudolph M. Schindler, die er für sein eigenes Wohnhaus entworfen hatte, werden in der Ausstellung in der filmischen Erzählung »Donald Judd and I« (2016) von Sasha Pirker thematisiert. Judd ließ nach einem Besuch des Schindler House die dortigen Möbel nachbauen und richtete das Whyte Building in Marfa (Texas) damit ein. Im selben Bau zeigte er auch abstrakte Malereien aus den 1960er-Jahren. Das Ensemble besteht bis heute.

 

Vincent Fecteau, ohne Titel, 2021, MAK Center for Art and Architecture, Los Angeles, Schindler House (Foto © Esteban Schimpf)
Die Ausstellung im MAK Wien dauert vom 30. März bis am 31. Juli 2022. Als Rahmenprogramm wird der Film »Schindlers Häuser« (2007) von Heinz Emigholz gezeigt (im MAK-Vortragssaal am 19. April um 18.30 Uhr und 3. Mai um 18.30 Uhr).

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