Studierende aus fünf Ländern entwarfen bei der proHolz Student Trophy 22 urbane Holzbauten. Jetzt stehen die Sieger fest

Manuel Pestalozzi
26. Mai 2022
Dieser Vorschlag für die Verdichtung des Karl-Kysela-Hofs (1967–1969) in Wiens 16. Bezirk war aus Sicht der Jury der beste. Zusätzlich wurden zwei weitere Projekte je mit einem Sonderpreis ausgezeichnet. (Visualisierung: Dominik Fellinghauer, Luciano Espinoza, Diamant Sopi, TU Wien)

 

Den rund 300 Studierenden, die sich in interdisziplinären Teams an der proHolz Student Trophy 22 beteiligten, standen drei Bauplätze in München, Berlin und Wien zur Wahl. Aus 91 Projekteinreichungen von 29 Universitäten und Fachhochschulen aus fünf Ländern (Deutschland, Österreich, Italien, Slowenien und Russland) wählte eine internationale Jury zehn Projekte aus. Diese wurden am 19. Mai in festlichem Rahmen an der TU Wien ausgezeichnet. Preisgelder in Höhe von insgesamt 16000 Euro wurden an die erfolgreichen Teams ausgeschüttet.

Für diejenigen Teilnehmenden, die Wien Bauplatz wählten, war die Erweiterung des Karl-Kysela-Hofs Thema. Der Kontext, mit dem sich die jungen Entwurfsteams also auseinandersetzen mussten, war die Situation in Ottakring, wo sich die dichte Blockrandbebauung in Richtung der Bezirksgrenzen immer mehr auflöst, und die dort ab den 1960er-Jahren propagierte aufgelockerte Zeilenbauweise, der auch der Karl-Kysela-Hof verpflichtet ist. Die gewünschte Bebauungsdichte wurde damals durch hohe Wohnscheiben erreicht, zwischen denen Platz für Grünraum blieb. Der Bauplatz für den Studentenwettbewerb war ein bestehender Parkplatz auf der Nordseite der Wohnanlage.

 

Philip Kaloumenos, Tim Guckelberger, Julian Fellner und Josip Gogic von der TU Wien entwarfen ein Laubenganghaus in Massivholzbauweise. Dafür erhielten sie einen Sonderpreis. (Visualisierung: Philip Kaloumenos, Tim Guckelberger, Julian Fellner, Josip Gogic, TU Wien)
Lehrreicher Wettbewerb

Das beste Projekt für den Bauplatz in Wien lieferten Dominik Fellinghauer, Luciano Espinoza und Diamant Sopi von der TU Wien mit »Flex«. Sie entwarfen einen L-förmigen Baukörper. Dieser ist etwas breiter als die Bestandsbauten rundherum und verbindet diese mit dem bestehenden Freiraum zu einem Ensemble. Das Erdgeschoss mit doppelter Raumhöhe ist dabei leicht zurückversetzt und schafft einen fließenden Übergang vom Grünraum zum Gebäude. Über diesem erhebt sich ein fünfgeschossiger Holzbau, der auf einem strengen Raster beruht und eine flexible Grundrissgestaltung zulässt. Das Treppenhaus haben die Nachwuchsarchitekten als Kommunikationszone mit hoher Aufenthaltsqualität gestaltet. Für die Mittelwände des fünfgeschossigen Holzbaus schlagen sie Brettschichtholz vor, die Außenwände sollen in Holzrahmenbauweise realisiert werden. Die Balkone sind in ihrem Entwurf Fertigteile aus Beton.

Neben dem Wiener Siegerprojekt wurde auch der Vorschlag »Hof Hoch3« von Katarina Liebermann, Isabella Aust, Esma Atak und Thomas Bentz von der FH Wien ausgezeichnet. Das Team erhielt einen Sonderpreis. Philip Kaloumenos, Tim Guckelberger, Julian Fellner und Josip Gogic von der TU Wien verdienten sich schließlich einen weiteren Sonderpreis mit ihrem Projekt »As a matter of form«. Es handelt sich dabei um ein sechsgeschossiges Laubenganghaus. Eine zentrale Rolle spielt eine Möbelwand, welche Architektur und Möbelstück zugleich ist und so das Material Holz auf jeder Maßstabsebene erlebbar macht. Sie gliedert und strukturiert die Grundrisse in Querrichtung und bietet praktischen Stauraum. Der Geschosswohnbau soll ebenfalls in Massivholzbauweise ausgeführt werden. Die Wände des Erdgeschosses allerdings bestehen aus Dämmziegeln, die Decke zum ersten Obergeschoss sowie das gesamte Stiegenhaus aus Stahlbeton. Die Wände und Decken in den oberen Geschossen würden nach den Plänen der Studierenden aus Brettsperrholztafeln bestehen und ein kastenartiges Tragwerk bilden. 

Auffällig ist das teils beeindruckend hohe Niveau in der Detailplanung der eingereichten Projekte. Dies verdient laut Jury große Anerkennung und zeigt, wie wichtig die Verankerung des Holzbaus in der Lehre ist. Die Wettbewerbsbeiträge mussten von Studierenden der Architektur und des Bauingenieurwesens im Team entwickelt werden. So soll die im späteren Berufsleben wichtige Zusammenarbeit frühzeitig erlernt werden.

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