Umbau der Vorarlberger Landesbibliothek ausgezeichnet

Manuel Pestalozzi
8. September 2022
Das aus der Gründerzeit stammende Gebäude diente einst als Kloster. Inzwischen ist dort die Vorarlberger Landesbibliothek untergebracht. Seit einem im vergangenen Mai fertiggestellten Umbau verfügt das historische Bauwerk über eine große Freitreppe. (Foto: Gustav Willeit)

Die Vorarlberger Landesbibliothek befindet sich im St. Gallusstift in Bregenz am Fuße des Gebhardsbergs. Das einstige Kloster auf dem Areal des Schlösschens Babenwohl hatte eine kurze, doch ereignisreiche Geschichte hinter sich, als es Anfang der 1980er-Jahre vom Land Vorarlberg gekauft wurde. Es entstand um die vorletzte Jahrhundertwende. Fernwirkung und Anordnung der Gebäude inmitten eines alten Baumbestands lassen das gestalterische Vokabular von Gründerzeit und Jugendstil erkennen. 

Kürzlich wurde die Anlage von Ludescher + Lutz Architekten umgebaut, um die Landesbibliothek fit für die Zukunft zu machen. Denn mit dem Siegeszug der digitalen Medien hat sich das Verhalten der Nutzer*innen wesentlich verändert. Im Interview erklärten uns Elmar Ludescher und Philip Lutz, wie sie dabei vorgingen. Konkret wurde nach ihren Plänen die Eingangs- und Erschließungssituation geändert. Zudem gestalteten sie die Räumlichkeiten im Hauptgebäude um. Nun wurde ihr feinfühliger Eingriff mit dem best architects 23 award in der Kategorie Umbau und Adaptierung ausgezeichnet. 

Die Änderungen am historischen Bestand sind zurückhalten und heben die Besonderheiten des Vorhandenen geschickt hervor. Dennoch zeigt der Umbau auch eine eigene architektonische Handschrift. (Foto: Gustav Willeit)
Foto: Gustav Willeit

Zentraler Entwurfsgedanke von Elmar Ludescher und Philip Lutz war, wie angetönt, die Verlegung des Haupteingangs. Diese ermöglichte eine Öffnung der Bibliothek zur Stadt. Außerdem wurde die Verbindungsspange zwischen dem Schlösschen Babenwohl und dem Hauptgebäude abgebrochen, um das Baudenkmal mit seinen Grundmauern aus dem 14. Jahrhundert als eigenständiges Gebäude freizustellen. Der Hauptzugang erfolgt nun von Nordwesten her über den Park und eine großzügige Freitreppe, die mittig auf das Hauptgebäude zuläuft. 

Foto: Gustav Willeit
Foto: Gustav Willeit

Die Architekten hatten es mit einem Ensemble zu tun, das zu Beginn der Moderne bereits komplett war. Vorherrschend in der Anlage ist die Atmosphäre des Fin de Siècle am Übergang zum 20. Jahrhundert, als das Kloster gegründet wurde. Die Jury des best architects 23 award kommentiert dies wie folgt: »Die Architekten versuchen, dieser Stimmung zu entsprechen, indem sie solide Materialien wie Beton, Kalkputz und Massivholz einsetzen.« Und weiter: »Vielleicht gelingt es ihnen, hier einen Ort zu schaffen, an dem die Zeit langsamer vergeht: Evolution statt Revolution, wertschätzende Weiterentwicklung.« 

Die umgestaltete Landesbibliothek wurde im Mai dieses Jahres eröffnet. »Die Aufenthaltsqualität in den verschiedenen Lernräumen wurde dank verbesserter Raumakustik beträchtlich erhöht«, sagte damals Landesstatthalterin Dr. Barbara Schöbi-Fink wertschätzend. Die zuständige Referentin im Bereich Wissenschaft und Weiterbildung ist vom Ergebnis der Umbauarbeiten überzeugt. Die Auszeichnung für ihren gelungenen Umbau haben die Architekten sich also verdient.


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