Weiche Übergänge – Salzburgs Rauchmühle Quartier

Ulf Meyer
27. April 2023
Foto: Kurt Hoerbst 

Das Quartier Rauchmühle in Salzburg liegt am Glanbach, der im Auftrag der Stadt renaturiert wurde. Zusammen mit dem Maxglaner Mühlbach umschließt er das Areal. Vier historische Gebäude der Mühle, die im 14. Jahrhundert gegründet worden war, wurden restauriert und nehmen Wohnungen, Werkstätten, Theater- und Tanzräume auf. Ergänzt wurde das historische Ensemble mit mehreren neuen Baukörpern aus der Feder des norwegischen Büros Helen & Hard, das sich in einem Wettbewerb durchsetzten konnte, wobei das Büro WGA an der Planung mitwirkte. Sieben Architektur- und Landschaftsarchitekturbüros waren insgesamt an der Transformation der Anlage beteiligt. Die historischen Bestandsgebäude Mühlhaus und Silo wurden vom Büro Aicher Ziviltechniker und von Rainer Köberl umgestaltet. Für die historische Ceconi Villa indes haben die Architekten Erhard Steiner und Georg Huber die Planung übernommen.

Insgesamt sind 223 Wohnungen entstanden, wovon es sich bei 78 um freifinanzierte Miet- und Eigentumswohnungen handelt. Bauherren sind die Firma Prisma aus Dornbirn und die Salzburg Wohnbau, der 145 geförderte Mietwohnungen im Quartier gehören. Die Einheiten der Salzburg Wohnbau reichen entsprechend einem Generationen-Wohnmodell von 1-Zimmer-Studios mit rund 40 Quadratmetern bis hin zu 5-Zimmer-Wohnungen, die maximal 124 Quadratmeter groß sind. Prisma hat neben Wohnungen gemeinsam mit der Familie Rauch moderne Büro- und Arbeitsräume geschaffen, die eine Gesamtfläche von rund 4000 Quadratmetern aufweisen.

Foto: Kurt Hoerbst 
Foto: Kurt Hoerbst 

Durch die Platzierung ihrer neuen Gebäude haben die Architekten von Helen & Hard den Altbestand nach Norden und Osten hin erweitert. Ihre Punkthäuser sind so ausgerichtet, dass sie viel Sonne erhalten und Ausblicke auf die Grünflächen ringsherum sowie die Alpenlandschaft bieten. Neugierige Nachbarn haben dank der Geometrie der Bauten unterdessen kaum Einblick in die Wohnungen.

Gestalterisch haben die Architekten aus Oslo die Vertikale betont. Sie möchten damit an die alten Silobauten auf dem Areal erinnern. Die Balkone wirken wie aus den solitären Blöcken geschnitten und sind in verschiedene Richtungen orientiert. Weiße Putzfassaden kontrastieren mit den warmen Holzoberflächen der Balkone, der Fensterrahmen und auch der Erschließungszonen. 

Foto: Kurt Hoerbst 
Foto: Kurt Hoerbst 

Die Treppenhäuser und Flure münden jeweils in Gemeinschaftsflächen, die als Spielbereiche, Treffpunkte und für soziale Interaktion genutzt werden. Draußen gehen sie derweil in das öffentliche Geh- und Radwegenetz über. Die Erschließungszonen sind großzügig verglast. 

Die Landschaftsarchitektur, gestaltet vom Büro Carla Lo, schafft weiche Übergänge von den gepflasterten Wegen im Quartier zu den Grünräumen. Die Grünflächen und die Durchwegung folgen der Geometrie der Bauten. Autos fahren im Quartier nicht – sie werden unterirdisch abgestellt. Die Stellplätze sind so ausgestattet, dass E-Ladestationen in Form sogenannter Wallboxen individuell nachgerüstet werden können. Bus und S-Bahn sind zügig zu Fuß erreichbar. Schon bald nach der Fertigstellung der beiden Bauabschnitte waren alle Wohnungen vergeben.

Situation (© Helen & Hard)
Regelgrundriss (© Helen & Hard)

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