Umbau / Erweiterung der Achtalschule, Baienfurt

Zukunftssichere Gemeinschaftsschule

Peter Petz
18. Januar 2017
Modell

Peter Petz: Gegenstand des Wettbewerbs war die bauliche Entwicklung der Achtalschule in Baienfurt. Welche Antworten gibt Ihr Entwurf auf die Frage, die der Wettbewerb stellt?
Josef Prinz: Zwei bestehende Schulgebäude, beide mit eigenen Stärken und Schwächen, sowie eigenen Ausdrucksweisen, aus unterschiedlichen Entstehungsjahren architektonisch geprägt, sollen zu einer zukunftssicheren Gemeinschaftsschule entwickelt werden.

Die bauliche Antwort lautet: Die ergänzenden neuen Gebäudeteile respektieren die vorgefundenen Strukturen der bestehenden Gebäudeteile in ihren Stärken und beabsichtigen, Defizite der städtebaulichen Orientierung und Erschließungsverknüpfungen in Teilen zu korrigieren und neu zu artikulieren, so dass der verbleibende und neu entstehende Gebäudekörper ein gesamtes neu erscheinendes Gebäude, das die «neue» Gemeinschaftsschule verdeutlicht, abbildet, ohne räumliche und organisatorische Einschränkungen.

Und der verbleibende Freiraum soll und muss das maximal mögliche an diesem Ort leisten.
Mit den Wegen aus dem Ortskern von Baienfurt zum Haus verknüpft, bildet der große, zusammenhängende Freiraum mit dem Pausenhof einen sehr schönen, räumlich klar ablesbaren wichtigen Ort für die neue Schule im Kontext zur Gemeinde ab. 

Bestand

Wie organisieren Sie die Gemeinschaftsschule?
Die öffentlichen und halböffentlichen Bereiche sind übersichtlich im Erdgeschoß mit den richtigen Bezügen nach außen angeordnet. Ein weiterer natürlich sehr wichtiger Hauptaugenmerk liegt bei dem Kernstück einer Schule, den Unterrichtsräumen: In den beiden Obergeschossen werden, übersichtlich über die zwei bestehenden Treppenhäuser und den neuen Aufzug erschlossen, die Lerngruppen in Raumclustern mit den Lerngruppenräumen angeboten. Die großzügige Raumanordnung erlaubt vielfältige Nutzungsmöglichkeiten für diesen neuen Bereich mit variablen Raumgrößen. Es entstehen sehr flexibel nutzbare helle Räume für vielerlei pädagogische Aktivitäten mit hoher Aufenthaltsqualität, unter der Möglichkeit, die innenliegenden und dennoch hellen Flurzonen durch Öffnen von Schiebewänden in den Lernalltag als Lernlandschaft mit einzubeziehen. 

Grundriss Erdgeschoss
Piktogramme und Ansicht Süd

Welches architektonische Thema war Ihnen besonders wichtig?
Das Bestehende soll, analysierend fortgeführt, mit dem Hinzugefügten, ein schlüssiges städtebauliches und funktionales ganzes Neues ergeben. Die Zeitschichten müssen und sollen nicht oberflächlich direkt ablesbar bleiben, dennoch sollen sie in dem gesamten Neuen prägenden Einfluss erhalten. Das aus den vorgefunden und neuen Bausteinen neu Entstehende steht aber im Vordergrund der Betrachtung, ohne herausgearbeitete Schnittstellen oder gar Brüche zum Bestand.

Welche Materialstrategie schlagen Sie vor?
Das neue Gebäude wird die gestalterischen Grundzüge beider Gebäude, beim einen Gebäude die klare Bandfassade mit den Brüstungen, beim anderen Gebäude die farbenfrohe Gestaltung der Wandflächen, aufnehmen und in das neue Ganze überführen, mit Bezugnahme auf das Vorgefundene: Die Bandfassade wird als verbindliche gestalterische Grundlage für das neue Gebäude übernommen, die farbige, jeweils der Umgebung abgestimmte seitliche Lackierung der vorgeschlagenen Holzleisten wird ein individuelles, freundliches Erscheinungsbild erzeugen. Die Holzleisten der Brüstungsbekleidung sind in der Vorderansicht jeweils der natürlichen Vergrauung ausgesetzt, die seitlichen Flächen sollen in Blickrichtung zum städtischen Erschließungsraum und Pausenhof jeweils weiss lackiert sein, in Blickrichtung zum Naturraum an der Ach hellgrün lackiert. Insgesamt soll durch diese behutsam abgestufte und dennoch klare einfache Gestaltung ein fein differenziertes, stimmiges und wertiges Ganzes entstehen, ohne dass sich der Neubau im städtebaulichen Kontext unangemessen in den Vordergrund drängen sollte.

Detail

Gibt es schon einen geplanten Fertigstellungstermin?
Wir befinden uns am Abschluss des Vergabeverfahrens nach VgV das wir , nicht zuletzt durch das klare Votum der Jury im Wettbewerbsverfahren, das uns einen ersten Preis zugeteilt hat , aber keinen zweiten Preis, sondern zwei dritte Preise vergeben hat, mit der höchsten Punktzahl aller in Verfahren verbliebenen Teilnehmer erfreulicherweise abgeschlossen haben. Wir erwarten die Beauftragung durch die Gemeinde Baienfurt in Kürze. Ein voraussichtlicher Fertigstellungstermin wird in Folge mit allen an der Planung Beteiligten unter Abwägung der Rahmenbedingungen in Folge benannt werden können.

Modell

Umbau / Erweiterung der Achtalschule, Baienfurt
Beschränkter Realisierungswettbewerb

Auslober/Bauherr: Gemeinde Baienfurt, Baienfurt
Betreuer: Hirthe | Architekt BDA Stadtplaner, Friedrichshafen

Jury
Prof. Gerd Ackermann, Vors. | Prof. Werner Bäuerle | Peter Fink | Nicolas Schwager | Christian Seng | Thomas Thiele

1. Preis
Architekt: Architekturbüro Josef Prinz BDA, Ravensburg
Architekt: Bürogemeinschaft roterpunkt architekten, Ravensburg

3. Preis
Architekt: Architekturbüro Manfred Gruber, Bad Saulgau

3. Preis
Architekt: Bez+Kock Architekten Generalplaner, Stuttgart
Lndschaftsarchitekt: silands | Gresz + Kaiser Landschaftsarchitekten, Ulm