Deutsches Fußballmuseum in Dortmund

Fußball ist unser Leben

Thomas Geuder
31. Mai 2016
Nach drei Jahren Bauzeit konnte im Oktober 2015 das Deutsche Fußballmuseum in Dortmund eröffnet werden. (Bild: Boris Golz / Insta)

Projekt: Deutsches Fußballmuseum (Dortmund, DE) | Architekt: HPP Architekten (Düsseldorf, DE) | Bauherr: DFB-Stiftung Deutsches Fußballmuseum gGmbH (Dortmund, DE) | Hersteller: Insta Elektro GmbH (Lüdenscheid, DE), Kompetenz: instalight 1060 LX

Genau genommen hätte das Timing nicht besser sein können: Deutschland hatte den vierten Weltmeistertitel erspielt und rutschte bald danach in einen beispiellosen WM-Skandal, als – nur gut ein Jahr nach der Weltmeisterschaft – in Dortmund das Deutsche Fußballmuseum fertiggestellt wurde. Gute Publicity konnte der Deutsche Fußball also bestens gebrauchen, und so lautete bei der Eröffnung des Deutschen Fußballmuseums am 26. Oktober 2015 die Devise denn auch «feiern statt wegducken». Immerhin rund 400 Gäste folgten der Einladung zur Eröffnung des Museums, unter ihnen Größen wie Bundestrainer Joachim Löw, Otto Rehhagel oder Toni Schumacher. Andere konnten die gedrückte Stimmung nicht weglächeln und ließen sich entschuldigen. Dabei stand das Projekt von Beginn an durchaus unter einem sehr guten Stern: Nachdem sich Dortmund als Standort für das Deutsche Fußballmuseum im Jahr 2009 gegen 14 Mitbewerberstädte durchsetzen konnte, bekam die DFB-Museumsstiftung das Baugrundstück im Wert von mehreren Millionen Euro sogar geschenkt. Auch der Standort ist perfekt: Es befindet sich direkt gegenüber des Hauptbahnhofs und wird zukünftig fester Bestandteil der Kunst- und Kulturmeile zwischen dem Kreativzentrum Dortmunder U im Westen der Innenstadt und dem Konzerthaus im Osten. Den entsprechenden Architekturwettbewerb konnten HPP Architekten aus dem benachbarten Düsseldorf für sich entscheiden.

Lichtimpulse im Boden schießen Richtung Eingang, leiten die Besucher so ins Foyer und treffen auf einen stilisierten LED-Ball im Foyer. (Bild: Boris Golz / Insta)

Ziemlich genau vier Jahre und rund 36 Millionen Euro nach Wettbewerbsentscheidung war das Deutsche Fußballmuseum nun fertig. Das langgezogene Grundstück teilen die Architekten quasi in zwei Hälften für den Museumsbau sowie für einen großzügigen Vorplatz, auf dem übergroße Spielerskulpturen aufs Thema einstimmen sollen. Das Bauwerk neigt sich einladend leicht gen Platz und öffnet sich ihm mit einer großzügigen Glasfassade samt multimedial bespielbarer Anzeigentafel über die gesamte Gebäudehöhe, wodurch der Besucher förmlich in den Bau hineingezogen wird. Das Thema Fußball wird auch über die perforierte, LED-hinterleuchtete Leichtmetallfassade an Bahnhofsseite abgebildet, bei der sich aus rechteckigen Stanzungen das Motiv eines klassischen Fußballs zusammensetzt. Architektonisch ist der Museumsbau ganz aus der Präsentation des deutschen Fußballs, also der Ausstellung heraus entwickelt. Das beginnt schon mit dem Vorplatz, wo LED-Lichtimpulse im Boden (instalight 1060 LX, insta) Richtung Eingang schießen und so den Blick hinein leiten. Der Stadtraum wird im Inneren dann als stützenfreie Raumfolge fortführt und zu einer stilisierten Ballskulptur geführt. Was nun folgt, ist ein durchdachtes inhaltliches, räumliches und dramaturgisches Konzept, das auf 3.300 m² narrativer und interaktiver Ausstellungsfläche Fußball in all seinen Facetten zeigt. Es geht um große Emotionen, spezielle Themen, chronologische Abläufe, Zeitdokumente und individuelle Geschichten, dargestellt als Kombination aus Unterhaltung, Information, Wissen und Spaß. Den Ausstellungsmachern von TRIAD aus Berlin ging es darum, einen «Ballfahrtsort» zu kreieren, eine Stätte der Begegnung für Fans, Familien und Vereine, Freunde und Förderer, Partner und natürlich auch Sponsoren.

Vielfältige Perspektiven und wertvolle Exponate sollen Abwechslung in die monothematische Präsentation bringen. (Bild: DFM / Roesner)

Diesem Anspruch folgt auch das Lichtkonzept im Innenraum, das in enger Zusammenarbeit mit der Auftraggeberin, der DFB-Stiftung Deutsches Fußballmuseum, und den Szenografen von TRIAD Berlin entwickelt wurde. Die Atmosphäre in der Ausstellung ist bestimmt von Bewegung und Dynamik, was vor allem durch multimediale Shows und Projektionen erreicht wird. Wichtig dabei war die Integration und Inszenierung zahlreicher Vitrinen mit Licht, in denen sich einige Devotionalien der Fußballgeschichte befinden, vom originalen Ball aus dem Finale in Bern 1956 über die Schuhe des Siegtorschützen Mario Götze aus dem WM-Showdown in Brasilien 2014 bis hin zum Tagebuch von Christoph Metzelder aus der WM 2006. Sogenannte «magische Momente» unterbrechen in regelmäßigen Abständen den Museumsbesuch und zeigen wichtige Sekunden der Deutschen Fußballgeschichte. Höhepunkt der Inszenierungen ist eine multimediale Show, in der auf einem raumgreifenden Ball mittels Projektionstechnik die Geschichte der WM 2014 erzählt wird. Die gesamte Lichttechnik in allen Ausstellungsbereichen wird über DALI und DMX Bussysteme gesteuert. Ihr Sezenenabruf erfolgt über Medienserver, die exakt mit den medialen Shows synchronisiert sind. Die Basis zu all dem bildet eine Allgemein- und Akzentbeleuchtung, die im Wesentlichen aus LED-Stromschienenstrahlern (Palco, iGuzzini) an einem Schienensystem (Tecton, Zumtobel) besteht. Viele Exponate sind lediglich mit einer Beleuchtungsstärke von unter 100 lx beleuchtet, aus konservatorischen Gründe freilich, was in der stark akzentuierten Ausstellungs- und Lichtgestaltung jedoch meist nicht auffällt. Im Haus sollen die Begeisterung und das verbindende Moment transportiert werden. Das gelingt den Planern durch eine zurückhaltende, eher funktionale Architektur, deren Offenheit und Transparenz öffnet und einlädt zu einer leidenschaftlichen Reise in die faszinierende Welt des Fußballs.

Teil des Lichtkonzepts ist auch die Einbindung einer Vielzahl an unterschiedlichen Vitrinen mit Devotionalien der Fußballgeschichte. Im Bild: Der originale Ball aus dem Finale in Bern 1956 (Bild: DFM / Roesner)
Die Dramaturgie der Ausstellung folgt dem Ablauf eines Fußballspiels: vor dem Spiel, 1. Halbzeit, Halbzeitpause, 2. Halbzeit, nach dem Spiel. (Bild: HGEsch / HPP)
Im Untergeschoss finden auf der «Arena» Wechselausstellungen und Veranstaltungen statt. (Bild: HGEsch / HPP)
Das Licht im Inneren des Museumsbaus folgt ganz der Dramaturgie der Ausstellung und ist über einen Medienserver synchron zu den medialen Inszenierungen programmiert. (Bild: DFM / Roesner)
Grundriss 2. Obergeschoss (Quelle: HPP)
Grundriss 1. Obergeschoss (Quelle: HPP)
Grundriss Erdgeschoss (Quelle: HPP)
Grundriss Kellergeschoss (Quelle: HPP)
Über die perforierte, LED-hinterleuchtete Leichtmetallfassade wird das Thema Fußball in den Stadtraum transportiert. (Bild: HGEsch / HPP)
Die Form des Bauwerks leitet sich aus der städtebaulichen Situation am Königswall wie auch aus der Ausstellungsgestaltung des Berliner Büros TRIAD ab. (Bild: DFM / Hannappel)

Projekt
Deutsches Fußballmuseum
Dortmund, DE

Architekt
HPP Architekten
Düsseldorf, DE

Team: Antonino Vultaggio (Projektleiter), Barbara Gries und Guido Kürten mit Melanie Behnke, Tobias Fröhlich, Raimund Holubek, Kun-San Moon, Sebastian Seibold, Raphael Strohmeier, Roland Grube, Yvonne Migura

Hersteller
Insta Elektro GmbH
Lüdenscheid, DE

Kompetenz
instalight 1060 LX

weitere Hersteller
LED-Stromschienenstrahlern: Palco, iGuzzini
Schienensystem: Tecton, Zumtobel

Bauherr
DFB-Stiftung Deutsches Fußballmuseum gGmbH
Dortmund, DE

Ausstellungsgestaltung
TRIAD Berlin Projektgesellschaft mbH
Berlin, DE

Landschaftsplanung
Club L94 Landschaftsarchitekten
Köln, DE

Lichtplanung
weißpunkt und purpur
Berlin, DE

BGF
7.700 m²

Wettbewerb
1. Preis 2011

Fertigstellung
2015

Fotografie
HGEsch
Boris Golz
Frank Roesner
Werner J. Hannappel


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