Leuchte „Pingtan“ von Artemide und MAD

Leuchtende Museumsinsel

Thomas Geuder
27. August 2018
Die Architekten von MAD haben mit „Pingtan“ eine Leuchte entworfen, die dem Entwurf ihres Projekts „Pingtan Art Museum“ entspringt. (Bild: Artemide)

Produkt: Hänge-, Wand- und Deckenleuchte „Pingtan“ | Hersteller: Artemide (Mailand, IT) | Design: MAD (Peking, CN), Team: Ma Yansong, Dang Qun, Yosuke Hayano, Andrea D’Antrassi, Marco Gastoldi , Casey Kell

Die gestalterische Kompetenz von Architekten ist nicht nur im Hochbau gefragt, sondern immer wieder auch im Produktdesign, wie etwa jüngst bei Shigeru Ban mit einem Türdrücker für FSB oder OMA mit einer Leuchte für Delta Light. Auch der italienische Leuchtenhersteller Artemide hat sich bereits von Architekten wie BIG (Alphabet of Light) oder Herzog & de Meuron (Unterlinden) ein Design anfertigen lassen. Der jüngste architektonische (Ent-)Wurf für Artemide stammt aus dem Hause MAD in Peking, gegründet 2004 von Ma Yansong und mittlerweile eines der international renommierten Architekturbüros aus China: „Pingtan“ ist nicht nur Leuchte, sondern auch Insel und Museum. Ihr Entwurf ist eine Neuinterpretation ihres Projekts „Pingtan Art Museum“, der dritte Museumsbau aus der Feder von MAD, der mit einer Fläche von über 40.000 m² das (so die Architekten) größte Privatmuseum in Asien sein wird. Pingtan ist eine Insel an der Südostküste Chinas, quasi zwischen dem Festland und Taiwan. Das Museum wird hier auf einer Insel in einem See an einem Neubaugebiet – dem zukünftigen Stadtzentrum – entstehen. Mit der amorphen, in die Landschaft integrierten Form wollen die Architekten eine Rückbesinnung auf die Naturelemente symbolisieren. Diese organische Formsprache fließt in den Entwurf der Leuchte „Pingtan“, die dieses Jahr auf dem Salone del Mobile in Mailand präsentiert wurde. Sie ist als transparente, von innen modellierte Leuchtschale gestaltet, auf der sich die Kurven der Höhenlinien klar als Streifen abzeichnen; ein Thema, das in der Gestaltung von MAD übrigens immer wieder zu finden ist. Das eigentliche Licht wird durch einen am Basisprofil entlang verlaufenden LED-Streifen erzeugt und fließt in eine Platte, die es verteilt. Die transparente Schale schließlich wirft das Licht nahezu blendfrei in den Raum (Lichtstrom: 1.845 lm, Leistung: 52 W). Bemerkenswert ist ihr Spiel mit dem Raum: Durch ihre Wirkung als Insel vereinnahmt die Leuchte die Wand- oder Deckenfläche, die somit wiederum zum umgebenden Wasser wird. Wessen Freude auf die Fertigstellung des Pingtan Art Museums also allzu groß ist, der kann zumindest mit der Leuchte „Pingtan“ die Wartezeit stilvoll überbrücken.
 

Der transparente, 900 x 575 mm große Leuchtkörper aus Aluminium und Mathacrylat kann als Hänge-, Wand- und Deckenleuchte eingesetzt werden. (Bild: Artemide)
Auch die horizontalen Linien sind aus dem Entwurf des Pingtan Art Museums genommen, hier jedoch zeichnen sie sich als Höhenlinien ab. (Bild: Artemide)

Pingtan - A small architecture of light (Artemide, 2:34 min.)

Das Pingtan Art Museum befindet sich noch in der Entwurfsphase, wird jedoch später einmal (laut Architekten) das größte Privatmuseum in Asien sein. (Bild: MAD, i-mad.com)