Umgestaltung des Altarraums der evangelischen Lutherkirche

Distanzen überwinden

16. November 2010

Umgestaltung des Altarraums
der evangelischen Lutherkirche
2010

Kopernikusstraße 9
40223 Düsseldorf

Auftraggeber
Evangelische Lutherkirchengemeinde
Düsseldorf

Entwurf Altarraum
Lepel & Lepel
Architektur, Innenarchitektur
Köln

Sanierung des Gesamtkomplexes
Andreas Brechtel
Köln

Projektleitung (Altarraum)
Monika Lepel Innenarchitektin BDIA

Baukosten
ca. 40.000 €

Fotografie
Jens Kirchner

Der nach den Plänen von Lepel & Lepel umgestaltete Altarraum der Düsseldorfer Lutherkirche erstrahlt in reinem Weiß. Für die Gesamtsanierung der Kirche war der Kölner Architekt Andreas Brechtel verantwortlich.

Wer die Lutherkirche in Düsseldorf betritt, der spürt sofort die für eine Kirche ungewöhnliche Atmosphäre. Denn das Gebäude, das seit mehreren Jahrzehnten als Raum für Gottesdienste genutzt wird, war einst als Gemeindesaal erbaut worden. Die Bühne wurde zum Altarraum, weshalb die Gottesdienstbesucher den liturgischen Handlungen bislang nur mit einem relativ großen Abstand folgen konnten. Was früher Pastoren und Gemeindemitgliedern vielleicht noch als normal empfanden, entwickelte sich im Laufe der Jahre allerdings zu einer ungewollten Trennung. Deshalb initiierte die evangelische Luthergemeinde im vergangenen Jahr einen Wettbewerb um eine engere Verbindung zwischen Altar- und Kirchenraum zu schaffen. Lepel & Lepel aus Köln überzeugten mit ihrem schlichten, kraftvollen Konzept.

Mit nur drei Materialien – weißer und hellgrauer Sichbeton sowie gekälkte Eiche – arbeiteten die Innenarchitekten bei der Neugestaltung des Altarraums.

Die „Protagonisten“ des Entwurfs sind die drei Prinzipalstücke Altar, Kanzel und Taufstein, die im Vergleich zu Ihren Vorgängern auf das absolut Notwendige reduziert worden sind. Allen dreien gemein ist das Thema der Stele als Pfahl, der mit dem Boden, mit der Erde verbunden ist. Hergestellt aus einem weißen, sehr feinporigen Beton, wurde in den Taufstein lediglich das Wasserbecken eingelassen und der Taufspruch der Gemeinde ringsum eingraviert.
Die Kanzel, ebenfalls aus Sichtbeton, ist genauso schlicht, gleicht mehr dem Ambo in einer katholischen Kirche denn den oft übermächtig wirkenden Gebilden der evangelischen Sakralräume. Doch genau diese Reduzierung auf das Wesentliche, auf wenige Farben und Materialien war von den Bauherren gewünscht und ist von den Innenarchitekten auf einzigartige Weise umgesetzt worden.
Der Altar schließlich, der im Zentrum des Raumes angeordnet ist, weckt durch seine aufeinandergeschichteten Platten Assoziationen an die provisorisch errichteten Altäre, die im Alten Testament beschrieben werden. So wie damals kann auch dieser Altar auseinandergebaut werden, der Altarraum verwandelt sich dann in eine Konzertbühne oder ein Podium. Später werden die Holzplatten und die Steine einfach abwechselnd wieder aufeinander geschichtet, ausgerichtet an einem Stahlstab in Kreuzform.

Der Taufspruch, der zuvor auf einem riesigen, dunklen Wandbehang fast übermächtig im Raum hing, wurde nun deutlich sichtbar, aber dennoch sehr dezent im Rand des Taufbeckens ausgespart.

Den Abstand zwischen Pastorin und Gemeinde verkleinerten Lepel & Lepel mit Hilfe eines Podestes, auf dem rechts der Taufstein und links die Kanzel angeordnet sind. Die besonders glatte Schalung, die beim Betonieren verwendet wurde, verleiht dem weißen Beton eine fast schon glänzende, spiegelnde Oberfläche. Die elegante Wirkung des meist als rau empfundenen Materials Sichtbeton konnte dadurch nochmals gesteigert werden. Als letzte Konsequenz des auf reines Weiß ausgerichteten Konzepts wurde auch das Holzkreuz weiß gestrichen. Doch es verschwindet optisch trotzdem nicht, da es mit einigen Zentimetern Abstand zur Wand montiert ist und es deshalb seinen Schatten auf diese projiziert.
Ob ein Sakralraum pompös oder puristisch gestaltet werden sollte, darüber lässt sich trefflich streiten. Doch allen, denen es das Schlichte angetan hat, werden von diesem Altarraum begeistert sein.
Simone Hübener

Grundriss Altarraum
Ansicht Altarraum
Schnitt Altarraum

Umgestaltung des Altarraums
der evangelischen Lutherkirche
2010

Kopernikusstraße 9
40223 Düsseldorf

Auftraggeber
Evangelische Lutherkirchengemeinde
Düsseldorf

Entwurf Altarraum
Lepel & Lepel
Architektur, Innenarchitektur
Köln

Sanierung des Gesamtkomplexes
Andreas Brechtel
Köln

Projektleitung (Altarraum)
Monika Lepel Innenarchitektin BDIA

Baukosten
ca. 40.000 €

Fotografie
Jens Kirchner