Grabeskirche Liebfrauen in Dortmund

Gedenken braucht Ruhe

11. Januar 2012

Grabeskirche Liebfrauen
2011

Amalienstraße 20
44137 Dortmund

Bauherr
Gemeindeverband Katholischer Kirchengemeinden
Östliches Ruhrgebiet
Dortmund

Architekt
Staab Architekten
Berlin

Projektleiter
Thomas Schmidt
Charlotte Stein

Bauleitung
Bergstermann + Dutczak A+I GmbH
Dortmund

Tragwerksplanung
Schriek und Rohrberg
Lippstadt

Haustechnik
Werner Steden
Dortmund

Lichtplanung
Licht Kunst Licht
Bonn

Metallbauarbeiten
Stefan Fittkau Metallbau+Kunstschmiede
Berlin

Schreiner
Horst Herbein Wald
Demtröder

Fußboden
Reinhardt Beton GmbH
Pfaffenhain

Maler
Mohr Malerwerkstätten
Bochum

Hauptnutzfläche
1.350 m²

Baukosten
4.000.000 Euro

Fotografie
Werner Huthmacher (2, 4)
Ursula Baus (1, 3, 5)

Blick zum Chor; ausnahmsweise schmücken weihnachtliche Accessoires die Grabstätten.

In der Dortmunder Innenstadt, nur wenige Minuten vom Hauptbahnhof entfernt, steht die 1883 eingeweihte Liebfrauenkirche, deren Gemeinde in den letzten Jahrzehnten erheblich geschrumpft ist. Für die Kirche fanden die Stadtverwaltung und das Erzbistum Paderborn eine sinnvolle Neunutzung: Sie ist nach Plänen der Wettbewerbsgewinner Staab Architekten in eine Grabeskirche für Urnen verwandelt worden. Die Höhe der Urnengrabstätten ergibt sich aus der Höhe zweier Urnen, die am Rand oder in einer Mittelreihe Platz finden und auf der Oberseite mit einer Gedenkplatte gekennzeichnet sind. Angeordnet sind diese etwa 80 cm hohen Urnenkammerreihen in einem mäanderähnlichen Muster, das sich allzu strenger Achsialität verweigert und überschaubare Felder erschließt.

Nur aus höherer Perspektive ist das Urnenfeldmuster im Überblick zu erfassen; ­ hier ist der Raum voll ausgeleuchtet. (Photo: Werner Huthmacher)

Die Oberfläche  der Urnenkammerlandschaft – brüniertes Messing mit Polsterauflagen in den Sitznischen – ist homogen und lässt sich nicht ohne weiteres öffnen; Diebstählen und Schändungen muss leider vorgebeugt werden. Menschen, die sich von ihren verstorbenen Verwandten oder Freunden verabschieden wollen, aus ihrem Alltag gerissen sind und trauern, finden in der Grabeskirche mit ihrer ruhigen, aber keineswegs düsteren Atmosphäre angemessene Voraussetzungen dafür. Das Kunstlicht – ausschließlich LED – akzentuiert die räumliche Qualität der Grabeskirche in unaufdringlicher Weise, auch die Lichtquellen selbst sind vergleichsweise klein und außerdem dezent platziert. Sie lassen sich dimmen und in der Farbe variieren.

Helle Eiche prägt die Atmosphäre des Chorraums.

Geheizt ist die Grabeskirche nicht. Die flächige Anordnung der Urnenkammern orientiert sich an erdverbundenen Friedhofsszenarien, die Trauerfeierlichkeiten finden im Chorraum statt. Dessen schlichte Ausstattung besteht aus heller, geseifter Eiche; nur die Sitzflächen sind beheizbar. Als Urnengemeinschaftsgrabstätte wurde links des Haupteingangs die Josefskapelle umgebaut: ebenfalls mit Urnenkammern aus brüniertem Messing. Nichts Beklemmendes haftet der Grabeskirche an. Vielmehr führt der architektonische Rahmen Trauern und Gedenken undramatisch mit normalem Leben zusammen.

Sitznische im Urnenkammerfeld – so konnte separates Mobiliar vermieden werden. (Photo: Werner Huthmacher)

Vor dem Haupteingang schotten rechts und links Scheiben die Kirche von einem banalen, öffentlichen Raum ab. Inmitten dieser innerstädtischen Banalität hebt sich die Kirche trotz ihrer nun von Trauer und Abschied gekennzeichneten Nutzung angenehm ab und bietet jedem, der sie besucht, in der Innenstadthektik einen Ort des Rückzugs. Verglichen mit Kirchen, die zu Wohnungen, Büros oder Gaststätten umgenutzt wurden, erweist sich die Dortmunder Lösung als angemessener – zumal in dieser von den Architekten realisierten, außergewöhnlichen Form.
Ursula Baus

Kirche zwischen Parkhäusern: Ein dermaßen schauriges Ambiente ist nicht etwa der Nachkriegsarchitektur geschuldet, sondern der "autogerechten Stadt".

Grabeskirche Liebfrauen
2011

Amalienstraße 20
44137 Dortmund

Bauherr
Gemeindeverband Katholischer Kirchengemeinden
Östliches Ruhrgebiet
Dortmund

Architekt
Staab Architekten
Berlin

Projektleiter
Thomas Schmidt
Charlotte Stein

Bauleitung
Bergstermann + Dutczak A+I GmbH
Dortmund

Tragwerksplanung
Schriek und Rohrberg
Lippstadt

Haustechnik
Werner Steden
Dortmund

Lichtplanung
Licht Kunst Licht
Bonn

Metallbauarbeiten
Stefan Fittkau Metallbau+Kunstschmiede
Berlin

Schreiner
Horst Herbein Wald
Demtröder

Fußboden
Reinhardt Beton GmbH
Pfaffenhain

Maler
Mohr Malerwerkstätten
Bochum

Hauptnutzfläche
1.350 m²

Baukosten
4.000.000 Euro

Fotografie
Werner Huthmacher (2, 4)
Ursula Baus (1, 3, 5)