Umbau und Sanierung im Alten Schloss für das Württembergische Landesmuseum

Geschichte fortgeschrieben

13. März 2013

Umbau und Sanierung im Alten Schloss für das Württembergische Landesmuseum, „Legendäre Meisterwerke“, 2.Obergeschoss, mit neuem Verbindungsgang
2012

Stuttgart

Bauherr
Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Amt Stuttgart

Architekten
Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Amt Stuttgart

Projektleiter
Theo Härtner

Team
Neidhart, Elser, Pawelek, Herb, Moll, Herpin

Tragwerksplanung
Ing.-Büro Dietrich mbH
Esslingen

Elektroplanung
G. Volz Ingenieurbüro
Ehningen

Bauphysik
Kurz und Fischer GmbH, Winnenden

Fassade Verbindungsgang
IPB Ing.-Büro Planung Blei
Gundelfingen - Peterswörth

Bruttogeschossfläche
3.298 m²

Baukosten 2. OG
4.000.000 Euro

Fotos
LMW, Hendrik Zwietasch

Der neue Verbindungsgang im 2. Obergeschoss des Alten Schlosses in Stuttgart ist ebenso in der Architektur seiner Zeit formuliert, wie es in anderen Epochen getan wurde.

Stuttgarts Altes Schloss, dem man noch ansieht, dass es ursprünglich als Wasserburg errichtet wurde, ist schon einige Male in seiner Geschichte erweitert und umgebaut worden. Im 16. Jahrhundert hatten die württembergischen Herzöge es zu einem Renaissanceschloss ausbauen lassen, der auf drei Stockwerken von Arkaden eingefasste Hof gehört zu Stuttgarts baugeschichtlichen Höhepunkten. Nach einem Brand 1931 wurde Paul Schmitthenner mit dem Wiederaufbau beauftragt, den er nutzte, um mit eigenem Formenrepertoire die Aufgabe zu interpretieren. Schmitthenner war es auch, dem dann nach 1945 die Planungen für den Wiederaufbau des im Krieg stark beschädigten Schlosses übertragen wurden.

Der Verbindungsgang schafft über geschlossene Glasflächen einen abgestuften Übergang zwischen den beiden Museumsbereichen.

Es ist wichtig, sich wenigstens in Schlaglichtern die Geschichte eines solchen Bauwerks zu vergegenwärtigen, um zu bewerten, was das Land Baden-Württemberg, genauer gesagt der Landesbetrieb Vermögen und Bau unter der Leitung von Theo Härtner im 2. Obergeschoss geleistet haben. Denn keineswegs hat man es hier mit einem „Original“ zu tun, sondern mit einem Bau, dessen Stärke sich durch die immer wieder neue Aneignung ergibt – was auch die Freiheit gibt, mit architektonischen Mitteln Geschichte fortzuschreiben. Nach dem Umbau des Gewölbekellers für die Glasausstellung der Sammlung Ernesto Wolf 2005 und der Einrichtung eines „Jungen Schlosses“ für Kinder und Jugendliche in Teilen des 3. Obergeschosses, ist der Umbau und die Sanierung im 2. Obergeschoss die am meisten im Blick der Öffentlichkeit stehende Aufgabe. Hier sind in der Dauerausstellung „Legendäre Meisterwerke“ Zeugnisse württembergische Kulturgeschichte von steinzeitlichen Skulpturen bis zur Königskrone zu sehen.

Die neu eingefügten Portale nehmen Bezug auf die Wandstärken des bestehenden Baus.

Die Räume waren dafür technisch zu ertüchtigen, behindertengerecht auszubauen, mit einer neuen Beleuchtung, neuem Brandschutz zu versehen, die Turmzimmer als Sonderräume für die Ausstellung auszubauen und die Verbindungen zwischen den einzelnen Bauteilen zu verbessern. Es ist jetzt zum ersten Mal ein überdachter Rundgang durch die verschiedenen Räume aus verschiedenen Zeiten dieses Geschosses möglich. Am auffälligsten ist – zumindest von innen – der neue Verbindungsgang auf der Altane, im zum Schillerplatz hin orientierten Flügel. Er sollte sich in den Bestand fügen, den gewohnten Blick von außen nicht verändern. Er ist tatsächlich so dimensioniert, dass er vom Schillerplatz nicht zu sehen ist; für den Schlossbesucher aber ist er von den Arkaden aus und als Teil des Ausstellungsrundgangs als neue Zutat erkennbar: aus Glas und golden schimmerndem Messing setzt er einen neuen Akzent. Lamellen als Sonnenschutz und vereinheitlichendes Element prägen die weitestgehend geschosshoch verglaste Passage, die einen Blick in in Innenhof und auf den Schlossplatz gewährt. Nur direkt an den Altbau angrenzend ist sie fensterlos, spiegelnde Flächen vermitteln zwischen dem geschlossenen Ausstellungsräumen und den offenen der Passage. Aber auch die anderen Übergänge zwischen den einzelnen Gebäudeteilen sind der Beachtung wert. Zwischen den Arkadenflügeln wurden die bestehenden Laibungen durch neue, konisch zulaufende Laibungen erweitert, um darin Technik und Brandtore integrieren zu können; die neuen Portale bilden nun ein Passepartout der alten. Die Übergänge zwischen Arkadenflügeln und Dürnitz-Bau sind als Einbauten, in Wand-, Boden- und Deckenbekleidung ebenfalls im mineralischen Werkstein in die bestehenden Portale eingesetzt, so dass sie die Wandstärke des Dürnitz-Baus erkennen lassen.

In ihnen ist zeitgemäße Technik integriert, ohne dass dies in unangenehmen Kontrast zum Bestand treten müsste.

Die Lichtdecke im Dürnitz-Bau betont im Wechsel aus Fugen für Technik und Glasflächen die Längsausrichtung des großen Raums. Sie nimmt Brandschutz- und Medientechnik auf und kann mit verschiedenen Lichtstimmungen dienen; dank der durch das Glas erzeugten Spiegelungen wirkt der Raum auch bei ausgeschaltetem Licht sehr hoch.
Die Turmzimmer sind ebenfalls sehr ruhig und zurückhaltend, aber auch großzügig gestaltet, dienen dem ungestörtem Blick auf Schlossplatz, Neues Schloss und Markthalle genauso wie der Konzentration auf die Exponate. Hier ist noch etwas vom Schmitthenner‘schen Wunsch nach dem Schlichten zu spüren. Leider ist sonst der zurückhaltende, auf die Wirkung der Räume fein abgestimmte Umbau nicht von der Ausstellungsarchitektur erwidert worden, die wenig mit der Qualität der Räume anzufangen weiß. Eine neue Ausstellungsarchitektur wird es hoffentlich besser machen. ch

Lageplan
Grundriss 2. Obergeschoss
Detailschnitt durch den neuen Verbindungsgang

Umbau und Sanierung im Alten Schloss für das Württembergische Landesmuseum, „Legendäre Meisterwerke“, 2.Obergeschoss, mit neuem Verbindungsgang
2012

Stuttgart

Bauherr
Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Amt Stuttgart

Architekten
Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Amt Stuttgart

Projektleiter
Theo Härtner

Team
Neidhart, Elser, Pawelek, Herb, Moll, Herpin

Tragwerksplanung
Ing.-Büro Dietrich mbH
Esslingen

Elektroplanung
G. Volz Ingenieurbüro
Ehningen

Bauphysik
Kurz und Fischer GmbH, Winnenden

Fassade Verbindungsgang
IPB Ing.-Büro Planung Blei
Gundelfingen - Peterswörth

Bruttogeschossfläche
3.298 m²

Baukosten 2. OG
4.000.000 Euro

Fotos
LMW, Hendrik Zwietasch