Verbrauchermarkt Daiber

Im rechten Licht

20. Juni 2012

Verbrauchermarkt Daiber
2012

Siemensstraße 10
73117 Wangen

Bauherr
Gerhard Daiber
Wangen

Architekt
Patrick Schiller Architektur
Uhingen

Tragwerksplanung
Furche Zimmermann
Köngen

Kühltechnik
Linde Kältetechnik

Bruttogeschossfläche
2.572 m²

Kosten (KG 300 und 400)
1.825.000 Euro

Fotografie
Brigida González

Innen wie Außen strukturierendes Prinzip sind hohe Oberlichtaufsätze. Der Wechsel der Trapezblechstruktur verstärkt den Eindruck, sie umgriffen den eingeschossigen Baukörper.

Von Markthallen hat sich Patrick Schiller für den Bau eines Supermarkts in Wangen etwas abgeschaut: Die Bedeutung des Tageslichts. Ohne dass der Besucher, der Kunde es unbedingt bewusst wahrnimmt, hat das Tageslicht Einfluss darauf, wie wohl er sich fühlt. Und die Waren kommen besser zur Geltung, denn das Tageslicht hat gegenüber der sonst in Supermärkten meist üblichen künstlichen Beleuchtung ein breiteres Farbspektrums. Außerdem hilft natürliche Belichtung, Energie zu sparen.

Ansicht von Südwesten. In den rückwärtigen Nebenbereichen ist kein Oberlicht nötig. Die Dachkonstruktion besteht hier aus Brettschichtträgern.

Am Rande von Wangen gelegen, fällt der in elegant anthrazitfarbene Trapezbleche eingefasste Supermarkt durch seine hohen Dachaufsätze auf, die von der rückwärtigen Seite aufsteigen und zur Straßenseite hin das eingeschossige Gebäude zu umfassen scheinen. Der Wechsel von horizontaler und vertikaler Struktur verstärkt diesen Eindruck und gliedert das Volumen. Für die Tagesbelichtung wurden anstatt eines für Schäden anfälligeren Sheddaches Dachaufbauten konzipiert, die über zwei Seiten mit transparenten Mehrkammerpolycarbonatplatten bekleidet sind. Ein zunächst vorgesehener Verschattungsrost wurde bislang noch nicht montiert, da die ersten Erfahrungen in der Bauphase ihn entbehrlich erscheinen ließen.
Ökonomie, Recyclingfähigkeit, Demontierbarkeit und geringer Energieverbrauch bei der Herstellung und in der Nutzung waren bestimmend für Konstruktion und Materialeinsatz –so wurden die Bauteile wo möglich verschraubt, um sie irgendwann einmal leichter receyceln zu können. Der 40 mal 60 Meter große Markt ist durch unverkleidetete Holzfachwerkträger über 34 Meter stützenfrei überspannt, gewalzte Stahlträger bilden das Nebentragwerk, Wände und Dachabdeckung bestehen aus geschraubten Stahlkassetten. Der Eingangsbereich ist mit einem weiß verputzen Bügel markiert, hier ist das Oberlicht bis auf 8 Metern Höhe und ist damit 50 Zentimeter höher als die anderen.  Die Zone unter diesem Oberlicht bildet das Rückrat, von dem aus sich der Supermarkt mit seinen in Querrichtung aufgestellten Regalen in die Tiefe erstreckt. Diese Regale wurden auf eine Höhe von 1,60 Meter beschränkt, so dass die Übersicht über den Gesamtraum gewährleistet ist.

Ansicht von Süden.

Eine gute Wärmedämmung sorgt dafür, dass die Kühllast – in einem Supermarkt die für den Energieverbrauch entscheidende Größe – nicht zu hoch ist, sie gewährleistet ein gleichmäßiges Klima, unterstützt noch durch die Dachbegrünung. Die Kühlräume und sonstige Kühlanlagen werden mittels einer zentralen CO2-Kühlanlage betrieben.Dies hat neben dem umweltfreundlichen Kühlmittel Kohlendioxides Vorteil, dass keine Abwärme der Kühlanlagen in den Markt gelangt und den Markt aufheizt. Der vergleichsweise hohe Raum ist keine Verschwendung, im Gegenteil, abgesehen von den angenehmen Raumproportionen erlaubt dies eine vorteilhafte Temperaturschichtung: Die wärmere Luft oben beeinträchtigt nicht die Qualität der in der unteren Schicht angeordneten Waren, sie kann durchs Dach entweichen, von untern wird kühle Luft nachgeführt. Zudem bietet die Raumhöhe auch aus Sicht des Brandschutzes Vorteile, da der Rauch zuerst die Oberlichter und die oberen Schichten füllt, bevor er die Sicht unten einschränkt. Bei allem Pragmatismus einer preiswerten Konstruktion ist so ein stimmiges Gesamtes mit angenehmer Atmosphäre und Proportionen entstanden.

Bei Bedarf unterstützt eine energiesparende Beleuchtung das Tageslicht.

Im Eingangsbereich finden sich neben Bäckerei und Obstabteilung ein Café, das anders als die oft üblichen zu einer Terrasse geöffnet ist und im Freien bewirtschaftet werden kann, um den Blick auf die benachbarten Obstbaumwiesen und die Aussicht auf die schwäbische Alb zu nutzen. Kein Wunder wird hier nicht nur gerne eingekauft, sondern auch das Cafe und sein Mittagstisch gerne genutzt.
Christian Holl

Lageplan
Grundriss Erdgeschoss
Schnitte

Verbrauchermarkt Daiber
2012

Siemensstraße 10
73117 Wangen

Bauherr
Gerhard Daiber
Wangen

Architekt
Patrick Schiller Architektur
Uhingen

Tragwerksplanung
Furche Zimmermann
Köngen

Kühltechnik
Linde Kältetechnik

Bruttogeschossfläche
2.572 m²

Kosten (KG 300 und 400)
1.825.000 Euro

Fotografie
Brigida González