Finanzamt

Mutig saniert, behutsam erweitert

6. Juli 2011

Finanzamt
2010

Lessingstraße 15
08058 Zwickau

Auftraggeber
Freistaat Sachsen
SIB Zwickau, Zwickau

Architektur
Planungsgemeinschaft
Knoche Architekten
Leipzig (Entwurf + Planung)
Neumann Architekten
Plauen (Ausschreibung + Bauleitung)

Projektleitung
Christoph Jopp

Tragwerksplanung
IB Strobelt
Zwickau

Freianlagenplanung
Heinisch Landschaftsarchitekten
Gotha

Haustechnik HLS
Brendel Ingenieure
Leipzig

Haustechnik ELT
DITAS GmbH
Zwickau

Schallschutz und Akustik
Büro für Bauphysik
Zwickau

Bruttogeschossfläche
9.248 m²

Baukosten
ca. 18.9 Mio. €

Fotografie
Dietmar Träupmann

Das Hauptgebäude wurde behutsam gereinigt und restauriert. Patinaspuren wurden belassen.

In Zwickau legte bis 2006 die ehemalige Ingenieurschule Zeugnis davon ab, wie sehr zu Zeiten der DDR der gründerzeitliche Bestand gelitten hatte. Das prächtige, 1903 errichtete Gebäude war in einem erbärmlichen Zustand, in den 1950er Jahren hatte man es mit pragmatischen Bauten ohne viel Charme erweitert. Verschiedene Baracken und Anbauten taten ein Übriges.

Die Zeitschichten des Ensembles sind im Innenhof präsent: sanierter Anbau aus den 1950ern, ergänzender Neubau, saniertes Hauptgebäude mit neuem Dachgeschoss, das einen Aufbau aus der Nachkriegszeit ersetzt.

Die Oberfinanzdirektion entschied dennoch, zum Glück, an diesem Ort die Finanzämter Zwickau Stadt und Zwickau Land zusammenzuführen. Knoche Architekten wurden nach einem VOF-Verfahren mit der Aufgabe der Sanierung und des Umbaus betraut – und sie lösten sie mit Bravour. Anbauten und Baracken verschwanden. Das Hauptgebäude erstrahlt wieder in neuem Glanz, ist aber gleichwohl so zurückhaltend behandelt, dass ihm eine wohltuende Patina erhalten blieb. Die ornamentalen Putze an der Hoffassade sind originalgetreu erneuert worden. Ein ungeschlachter Dachaufbau aus DDR-Zeiten wurde durch einen zurückhaltenderen ersetzt, der sich dank der Schiefereindeckung selbstverständlich ins Ensemble fügt.

Der Korridor im Erdgeschoss wurde geöffnet, so dass ein großzügiger Kundenbereich mit Information und Annahmestelle eingerichtet werden konnte.

Der sensible Umgang mit der Geschichtlichkeit des Ensembles zeigt sich aber auch daran, dass die Anbauten der 1950er Jahre erhalten blieben, sie wurden wärmegedämmt, ihre Konturen wurden geschärft, die Architektursprache reduziert. Der Verbindungsbau zwischen Altbau und dem Kopfgebäude an der anderen Blockseite war hofseitig mit einem eingeschossigen Anbau ergänzt worden, der wurde abgerissen und durch einen vierge-schossigen Riegel ersetzt, der die Gliederungen des Bestands aufnimmt, sonst aber in pu-ristischer Strenge in Kontrast zum opulenten Altbau tritt.

Neue, offene Bürobereiche. Die Tiefe der Räume wurde genutzt, um Ablageflächen in direkter Nähe zu den Arbeitsplätzen anzubieten.

Die gekonnte Mischung aus aus Weiterbauen und Bewahren zeigt sich aber auch und besonders eindrucksvoll im Innern. Über eine neue Wendeltreppe ist die Kuppel nun erstmals auch von innen erlebbar. Die großen und hohen Räume wurden genutzt, um eine Bürostruktur aus offenen Bereichen, mit Nischen und Rückzugsbereichen, Treffpunkten und Beratungsplätzen zu schaffen. Spezielle Schallschutzmaßnahmen sorgen für eine gedämpfte Raumakustik. Terrazzoflächen in den Erschließungsflächen wurden, wenn sie nicht erhalten werden konnten, durch geschliffenen Gussasphalt ersetzt. Im Erdgeschoss wurden Korridormauern entfernt, so dass ein großzügiger Beratungs- und Wartebereich entstand. Zur freundlichen Atmosphäre tragen auch die Farben bei. Auf der Basis des Befunds entwickelten die Architekten ein Konzept, das mit kräftigen Tönen und großflächigem Einsatz überzeugt. Neue, dezente Kastenfenster erfüllen die Ansprüche an Einbruchsicherheit, Sonne- und Wärmeschutz.

Die ehemalige Aula, heute Speisesaal, überrascht mit der freigelegten Konstruktion von 1903.

Die ehemalige Aula am Ende des kürzeren Westflügels wurde von einer Zwischendecke befreit. Wie bei der Dachkonstruktion der Kuppel hatte man hier 1903 dünne Stahlbetonschalen verwendet, die zur Bauzeit als kühn galten. Ein neues, mit der TU Dresden entwickeltes Verfahren half, diese Konstruktionen in ihren Proportionen zu erhalten. Eine Armierung aus Glas- und Kohlefasermatten stabilisiert sie nun. Eine respektvolle Sanierung, eine mutige und moderne Umnutzung, die ohne Spektakel auskommt und das Alte nicht fetischisiert. Mehr davon!
Christian Holl

Lageplan
Grundriss Erdgeschoss
Schnitt

Finanzamt
2010

Lessingstraße 15
08058 Zwickau

Auftraggeber
Freistaat Sachsen
SIB Zwickau, Zwickau

Architektur
Planungsgemeinschaft
Knoche Architekten
Leipzig (Entwurf + Planung)
Neumann Architekten
Plauen (Ausschreibung + Bauleitung)

Projektleitung
Christoph Jopp

Tragwerksplanung
IB Strobelt
Zwickau

Freianlagenplanung
Heinisch Landschaftsarchitekten
Gotha

Haustechnik HLS
Brendel Ingenieure
Leipzig

Haustechnik ELT
DITAS GmbH
Zwickau

Schallschutz und Akustik
Büro für Bauphysik
Zwickau

Bruttogeschossfläche
9.248 m²

Baukosten
ca. 18.9 Mio. €

Fotografie
Dietmar Träupmann