Hubschrauberlandeplattform am Klinikum Aachen
Rettende Hand
1. Februar 2012
Am Haupteingang des Klinikum dient die Hubschrauberplattform auch als großes Dach.
Das 1971-85 von den Architekten Weber & Brand gebaute, umgerechnet etwa 1 Mrd. Euro teure Klinikum funktioniert seid Jahrzehnten ausgezeichnet und expandiert regelmäßig. Es steht seit 2008 unter Denkmalschutz, allem zeit- und geschmacksbedingten Misskredit zum Trotz. Gebraucht wurde nun eine Hubschrauberlande-Plattform mit einer besseren Anbindung an die Notaufnahme der Klinik. Den Wettbewerb gewannen die Architekten mit einem Entwurf, der sich zwar an die vorgegebene Positionierung der Plattform 15,20 m über EG-Niveau hielt, aber im Anschluss an das Klinikum abwich: Nicht im Geschoss über der Notfallannahme, sondern genau auf ihrem Niveau können die Patienten eingeliefert werden – ein Schrägaufzug macht es möglich.
Vom Parkplatz aus betont die Plattform letzt auch den Haupteingang.
Diese funktionale Überlegung implizierte eine formale Entscheidung: Im Gestus einer offenen Hand schiebt sich die neue Landeplattform vom Souterrain aus über den Vorplatz, wo sie auf zwei Stützen aufliegt und darüber hinaus 34 Meter weit auskragt. Unter der Auskragung liegt die Bushaltestelle zum Haupteingang. Die in Grüntönen variierten Fassadenpaneele am Aufzugskanal nehmen die Farben des Innenbereichs der Klinik auf, die im Sonnenlicht besonders leuchten; sie signalisieren damit, dass die Notfallpatienten mit der Landung bereits in der Obhut der Klinik angekommen sind. Dauerte es vom bisherigen Landeplatz neben der Klinik bis zur Notaufnahme etwa 6 bis 8 Minuten, sind die Patienten heute ab Landung in etwa 1 Minute dort.
Ein Foto aus der Bauzeit lässt die komplexe Geometrie des Stahltragwerks erkennen.
Eine imposante Stahlkonstruktion trägt die Lasten ab, auf ihrer Unterseite ist sie mit Membranen bekleidet, die der Figur ihr weiches Erscheinungsbild verleihen. Der Anschluss des Landesplatzes führte auch zur moderaten Umorganisation der gesamten Notaufnahmestelle – das alles war im laufenden Betrieb zu erledigen, was mit Staubschutzwänden und strenger Termineinhaltung gelang. Das Besondere dieser Plattform ist, wie selbstverständlich ein technisch komplexes Gebilde mit den Belangen des Denkmalschutzes in Einklang gebracht worden ist und außerdem als "Accessoire" des maschinenartigen Hauptgebäudes eine Symbolkraft entwickelt, die bislang fehlte: als Zeichen medizinischer Fürsorge. Es ergänzt die Inkunabel der Maschinenästhetik aus den 1980er aufs Beste.
Ursula Baus
Von links trifft der Schrägaufzug zur zentralen Notaufnahme, die ebenfalls erneuert wurde – eine deutliche, schlüssige Schnittstelle.
Lageplan
Grundriss
Längsschnitt
Querschnitt
Hubschrauberlandeplattform
am Universitätsklinikum der RWTH Aachen
2011
Pauwelsstraße 30
52074 Aachen
Bauherr
Universitätsklinikum Aachen
im Auftrag des UKAachen
Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW
Niederlassung Aachen
Architekt
OX2architekten
Aachen
Projektleiterin
Uta Krämer
Bauleitung
Borgmann Architekten und Ingenieure
Aachen
Tragwerksplanung
Draheim Steel GmbH
Hamm
Haustechnik
ITG Hans Pitz GmbH & Co. KG
Ingenieurbüro für technische Gesamtplanung
Aachen
Luftrechtliches Gutachten
HeliportDesign Carloff GmbH
Essen
Brandschutz
CU, Dipl. Ing. Christian Uhlig
Willich
Schallschutz + Bauphysik
Graner + Partner Ingenieure
Bergisch Gladbach
Bodengutachter
Prof. Dr.-Ing. H. Dieler + Partner GmbH
Aachen
Vermessung
Steffens und Theissen
Aachen
Bruttogeschossfläche
Die Landeplattform beschreibt in ihrem
Grundriss ein Oval mit nur einer Symmetrieachse l
1 (l 1 = 55 m, l 2 = 31 m).
Baukosten
ca. 7.500.000 Euro
Fotografie
Jörg Hempel Photodesign