Iller – Wasserkraftwerk AÜW

Stromlinienform

26. Oktober 2010

Iller – Wasserkraftwerk AÜW
2010

Keselstraße
87435 Kempten / Allgäu

Auftraggeber
Allgäuer Überlandwerk AÜW
Kempten

Architektur
becker architekten
Kempten

Tragwerksplanung Tiefbau
RMD Consult
München

Tragwerksplanung Hochbau
Konstruktionsgruppe Bauen
Kempten

Schallschutz
TIWAG AG
Innsbruck

Bauphysik
Müller BBM GmbH
Planegg

Bruttogrundrissfläche
ca. 1.040 m²

Baukosten
ca. 7,8 Mio. € brutto
ohne Kraftwerkstechnik   

Fotografie
Brigida González

Die Hülle des Wasserkraftwerks an der Iller dramatisiert die Bewegung und die Kraft des Wassers.

Sanft und dynamisch wirkt die amorphe Form. Es lässt sich darin vieles sehen, eine abgeschliffene Felsformation, ein Findling, ein großer Fisch, man kann auch einfach einen der Bewegung der Welle nachempfundenen Körper wahrnehmen. Die eigenwillige Hülle verdankt ihre Existenz den Genehmigungsbehörden. Zunächst war das hocheffiziente Wasserkraftwerk in Kempten am linken Illerufer von einem spezialisierten Ingenieurbüro ausführungsreif geplant worden, um ein altes Kraftwerk aus den 1950er Jahren zu ersetzen. Dann aber forderten die Behörden, dass sich das Kraftwerk in den Naturraum der Iller einfügen, aber auch zum denkmalgeschützten Ensemble von ehemaliger Spinnerei und Weberei passen solle. Der Entwurf von Becker Architekten versucht nicht, das Kraftwerk unsichtbar zu machen. Als eigenständiges zeitgenössisches Bauwerk lässt es sowohl den alten Industriebau wie die Flusslandschaft zu seinem beziehungsweise ihrem Recht kommen, ohne auf ein eigenes zu verzichten.

Um als homogene Form zu erscheinen, wurde notwendige Öffnungen auf das Nötigste reduziert. Ein historischer Stahlfachwerkbogen eines Kabelstegs konnte erhalten bleiben.

Die durchgehende Hülle besteht aus einer dreidimensional gekrümmten Stahlbetonschale, die innen mit sägerauhen Brettern verschalt wurde und von außen eine bekieste Spritzbeschichtung bekam. Für die nach außen homogene Erscheinung wurden notwendige Öffnungen soweit wie möglich reduziert. Die Hülle verbindet die beiden Endpunkte des Kraftwerks miteinander und taucht dabei so unter einem historischen Stahlfachwerkbogen eines Kabelstegs durch, dass dieser erhalten bleiben konnte. Auf Gleitlagern aufgesetzt, mit einer Fuge vom Kraftwerksbau abgesetzt, ist die Schale in der Lage, Differenzen zum Unterbau in der Längenverformung auszugleichen. Die Dynamik des Wassers, das aufgestaut wird und durch die Turbinen hinabstürzt, lässt sich fast spüren.

Zwischen Flusslandschaft und historischen Bauwerken liegt das Wasserkraftwerk als eine elegante und eigenständige Form, ohne auftrumpfen zu müssen.

Aber auch die Innenansicht ist beeindruckend. Die die Konstruktion aussteifenden Querrippen erinnern an die Spanten eines Schiffsrumpfes, eng und weit, niedrig und hoch wechseln hier die Raumeindrücke in der Breite wie in der Höhe, auch der Blick aufs Wasser ist möglich. Ein neu angelegter Fuß- und Radweg entlang der Iller ermöglich jederzeit, das Kraftwerk, das 3000 Haushalte  mit Strom versorgen wird, in Augenschein zu nehmen – das lohnt sich auch bei Dunkelheit, wenn es effektvoll beleuchtet ist. Ins Innere kommt man allerdings nur nach Anmeldung.
Christian Holl

Auch das Innere ist sehenswert. Eine Besichtigung ist nach Voranmeldung möglich.
Lageplan
Grundriss
Schnitt

Iller – Wasserkraftwerk AÜW
2010

Keselstraße
87435 Kempten / Allgäu

Auftraggeber
Allgäuer Überlandwerk AÜW
Kempten

Architektur
becker architekten
Kempten

Tragwerksplanung Tiefbau
RMD Consult
München

Tragwerksplanung Hochbau
Konstruktionsgruppe Bauen
Kempten

Schallschutz
TIWAG AG
Innsbruck

Bauphysik
Müller BBM GmbH
Planegg

Bruttogrundrissfläche
ca. 1.040 m²

Baukosten
ca. 7,8 Mio. € brutto
ohne Kraftwerkstechnik   

Fotografie
Brigida González