Aspekte der Landschaftsarchitektur
Wer sich mit Österreichs Landschaftsarchitektur beschäftigt, kommt an Maria Auböck und János Kárász nicht vorbei. In ihrem Buch »Partituren für offene Räume« zeigen sie nicht nur ihre gemeinsamen Projekte, sondern diskutieren Themen, die sie seit vielen Jahren begleiten.
Die Landschaftsarchitektur führte in Österreich lange Zeit ein Mauerblümchen-Dasein. Dass die Profession trotzdem wahrgenommen wurde, liegt an Persönlichkeiten wie Maria Auböck und János Kárász, die seit fast 40 Jahren gemeinsame Projekte erarbeiten. Historische Gärten und zeitgenössische Parks gehören genauso zu ihrem Repertoire wie die Gestaltung von städtischen Räumen und künstlerische Interventionen. Bereits im Vorwort stellen sie fest, dass sie mit ihrer Arbeit keine allgemeingültigen Antworten geben, sondern »stille Versuche« unternehmen, neue Typologien für offene Räume zu finden.
Solche Annäherungen an eine neue Typologie sind etwa die Konzepte für den Wiener Augarten, mit dem sich Maria Auböck schon in ihrer Diplomarbeit beschäftigte und der sie längere Zeit begleitete. Es ging dabei nicht nur um die Erhaltung eines wichtigen Gartendenkmals, sondern auch darum, die barocke Anlage in Einklang mit den Anforderungen an einen modernen Volksgarten als Freiraum für alle zu bringen. Der virtuose Umgang mit Historischem zeigt sich bei Themen der Rekonstruktion – also etwa beim Garten Schloss Belvedere – genauso wie bei der gestalterischen Interpretation historischer Situationen wie im Fall des Vorplatzes von Schloss Schönbrunn.
Die so wichtige Überlagerung unterschiedlicher Funktionen im öffentlichen Raum ist Maria Auböck und János Kárász ein wichtiges Anliegen. »Unser Bestreben geht dahin, weniger in Funktion und Nutzung zu denken, sondern gleichsam Partituren zu entwerfen, die unterschiedlich bespielt werden können, in verschiedenen Konstellationen und mit wechselnden Tempi.« Sie sprechen lieber von »Poetischer Offenheit«: Dies zeigt sich beim Wilhelm-Furtwängler-Garten in Salzburg, der sich als multifunktionaler Gartenplatz mitten in er Festspielstadt präsentiert. Oder beim Turnertempel im 15. Wiener Bezirk, der Gedenkort und Quartiersplatz im dichten Stadtgefüge gleichzeitig ist.
»Poetische Offenheit« ist eines der Kapitel, die das 192-seitige, reich bebilderte Buch gliedern. Andere Themen sind »Facetten des Öffentlichen«, »Verdichtung der Landschaft« oder »Die Zeit: Eine Baumeisterin«. Diese Gliederung ist nicht nur eine Annäherung an die Projekte von Maria Auböck und János Kárász. Die Assoziationen zum Thema geben auch Einblick in die Herangehensweise und Gedankenwelt des Duos. Die beiden scheuen sich auch nicht, die schwierige Frage nach der »Suche nach dem Schönen« zu stellen, auf die es so viele Antworten wie Betrachtende und Nutzende einer Anlage gibt. »Das Schöne ist ein heikles Feld, alle suchen wir danach, es ist indes schwer zu fassen und im professionellen Diskurs der Landschaftsarchitektur kaum präsent.«
Mit der Frage nach dem Schönen begibt man sich in Zeiten, in denen die Schwerpunkte der Profession durch die drängenden Fragen des Klimawandels bestimmt werden, auch auf schwieriges Terrain. Fragen des Klimawandels und der Nachhaltigkeit werden jedoch nicht negiert, vielmehr betonen die beiden, dass eine gestaltende Disziplin wie die Landschaftsarchitektur immer auch gestalterische Antworten liefern müsse – jenseits der quantifizierbaren Lösungen. Fragen der Nachhaltigkeit und Klimaresilienz müssen eben – genauso wie die Funktionalität – selbstverständlicher Teil eines Entwurfs sein.
Insgesamt finden sich 50 Projekte im Buch versammelt. Die unterschiedlichen Typologien in verschiedenen Maßstäben kreisen um Fragen der Landschaftsarchitektur und Gartenkunst, der Stadtgestaltung und des öffentlichen Raums sowie der Nachhaltigkeit. Die kurzweilige Lektüre vermittelt mehr als eine reine Projektdokumentation, denn wie es im Vorwort heißt: »Hier wollen wir Erfahrungen und Erkenntnisse vermitteln, die in der eigenen Arbeit gewonnen wurden.« Man wird also nicht nur von den Projekten, sondern auch von den Gedanken zur Disziplin inspiriert. Oder wie es Maria Auböck und János Kárász formulieren: »Wir wollen ein Stück Verwunderung ermöglichen und zugleich dem Zweifel als Begleiter eine Chance geben.«