Spezifische Reaktionen

Autor:
Peter Petz
Veröffentlicht am
Jan. 25, 2011

Léon Wohlhage Wernik Architekten gewinnen den Planungswettbewerb für das Olympische Dorf und das Mediendorf in den Bereichen Städtebau und Landschaftsarchitektur. Hilde Léon stellt sich unseren Fragen zum Wettbewerb.
Olympisches Dorf 
Welche Vorstellung von Stadt und Landschaft liegt Ihrem Entwurf zugrunde?
Der Entwurf bewegt sich an der Schnittstelle zwischen kompakter Stadt und Landschaftsraum. Die Bebauung reagiert spezifisch auf die jeweilige Situation. Daher gibt es weder eine einheitliche Typologie noch einen Baustein oder gar ein Prinzip, das die gesamte Fläche belegt. Mit der Bebauung im Mediendorf wird der kreisförmige, zentrale Platz im Sinne der europäischen Stadt arrondiert. Der Freiraum zieht sich bis tief in die Häuserstruktur hinein und formuliert gleichzeitig Kanten und Übergänge zum Parkraum.

Im Olympischen Dorf verleiht eine freie Verteilung der Punkthäuser dem Freiraum einen großen Stellenwert. Die bestehenden, schützenswerten Bäume können durch eine Verdichtung der Bebauung erhalten bleiben. An ihrer Position im Freiraum orientieren sich die Gebäudegruppen. Die verkehrsreiche Dachauer Straße wird über eine straßenbegleitende Bebauung arrondiert und bietet dadurch auch Lärmschutz für die Wohnbebauung im Park.

Darüber hinaus will dieses Konzept eine Antwort bieten für zukünftiges städtisches Wohnen, das sowohl die Ansprüche an urbanes Wohnen, als auch das Bedürfnis nach Grün befriedigt. In Anknüpfung an den Olympiapark von 1972 ist der Entwurf für die Olympischen Winterspiele 2018 eine neue Interpretation der gültigen Idee von Landschaft in der Stadt.
Im Uhrzeigersinn: Olymypisches Dorf, Plaza, Mediendorf 
Welches Konzept schlagen Sie für die drei Modi Olympia, die Paralympischen Spiele und die Nachnutzung als urbanes Stadtquartier vor?
Das Konzept hat übergreifende Gültigkeit sowohl für den Zeitraum der Olympischen Spiele im Winter 2018, für die Zeit der Paralympischen Spiele und die anschließende Phase, in der unterschiedliche Nutzungen für die Häuser vorgesehen sind. Für uns war es wichtig, den Aufwand für die Umgestaltung nach den Veranstaltungen in verträglichen Grenzen zu halten. In den Wohnungen im Olympischen Dorf müssen nach den Spielen letztlich nur leichte Trennwände entfernt oder verändert werden.
Erdgeschoss Olympisches Dorf, Ausschnitt 
Welches architektonische Thema war Ihnen besonders wichtig?
Eigenständigkeit und charaktervoller Ausdruck stehen bei der architektonischen Ausgestaltung im Vordergrund. Die Formensprache ist zeichenhaft und ermöglicht eine Identifikation mit der Anlage, deren Gesamtensemble Wiedererkennungswert besitzt. Die elliptischen Wohnhochhäuser im Olympischen Dorf wirken über das Quartier hinaus und könnten so einen Symbolcharakter für Olympia 2018 erlangen. Das Quartier wird durch die Bestandsbebauung und zur Dachauer Straße hin mit einer straßenbegleitenden Bebauung begrenzt. Es findet hier seinen natürlichen Abschluss. Das Mediendorf hingegen reagiert auf die bestehende unvollendete städtische Figur. Hier war es uns wichtig, den runden Platz auch mit der Bebauung zu vollenden und ihn in seiner prägnanten Form lesbar zu machen. Darüber hinaus definiert eine klare Grenze den neuen Grünraum, damit eine Art Schlußstein für das bestehende Wohngebiet entsteht.
Mediendorf 
Wie wollen Sie die Standards für die geforderten Plusenergiehäuser erreichen?
Im Sinne der Nachhaltigkeit ist eine grundlegend kompakte Bauweise sicher der erste Schritt. Hinzu kommt aus Sicht der Architekten die gute Zusammenarbeit mit den technischen Planern. Die Außenhaut der Häuser ist zeichenhaft als Gestaltungsprinzip und transportiert darüber hinaus auch die Frage der Nachhaltigkeit. Die Balkonbrüstungen der Hochhäuser im Olympischen Dorf sind mit Photovoltaikelementen bestückt und zeigen die umweltschonende Energiegewinnung als Qualitätsmerkmal nach außen. Ziele für eine gelungene nachhaltige Bauweise sind die Optimierung aller Energie- und Stoffflüsse im Gebäude und eine möglichst hohe Ausnutzung von natürlichen Energie- und Wasserquellen. Zudem achten wir darauf, dass die thermische und visuelle Behaglichkeit im Winter und im Sommer für die verschiedenen Nutzungen gegeben ist.
Energie, Fassade Olympisches Dorf 
Welche Materialstrategie schlagen Sie vor?
In den Wohnungen soll die umgebende Landschaft nah und spürbar sein. Um große Offenheit und Transparenz zu erreichen, sind die Glaselemente großzügig dimensioniert, Überlegungen zur Energieeinsparung wurden jedoch ebenso berücksichtigt. Die grundsätzliche Idee ist, im Winter mit einem sehr guten Wärmeschutz und optimierten Fensterflächengrößen ein optimales Verhältnis aus Wärmeschutz, solaren Gewinnen und Tageslicht zu bieten.
Plaza 
Auf welche Erfahrung konnten Sie bei der Bearbeitung zurückgreifen?
Die Erfahrungen in Entwurf und Planung entspringen unserer langjährigen und intensiven Auseinandersetzung mit Architektur, Wohnungsbau und Städtebau in unserem Büro Léon Wohlhage Wernik Architekten und den vielseitigen Erfahrungen im Bereich der Landschaftsarchitektur bei unseren Partnern von ST raum a.
Modell (Foto: Böhm Glaab Sandler Mittertrainer Architektur und Stadtplanung, München) 

Die gesamte Wettbewerbsdokumentation finden Sie in wa 01/2011
Bewerbung um die Olympischen und Paralympischen Winterspiele 2018 in München
Planungswettbewerb für das Olympische Dorf und das Mediendorf

Begrenzt offener Wettbewerb mit Bewerbungsverfahren

Jury
Prof. Dr. Thomas Jocher, Vors.
Dr. Hartmut Danz
Franz Eberhard
Almut Ernst
Günther Hoffmann
Joachim Jürke
Prof. Regine Keller
Rita Lex-Kerfers
Prof. Dr. Engelbert Lütke-Daldrup
Prof. Dr. Elisabeth Merk
Monika Müller
Prof. Hansruedi Preisig
Jorunn Ragnarsdottir
Enrique Sobejano
Gordona Sommer
Prof. Albert Speer


1.Preis Städtebau und Landschaftsarchitektur
Preis Olympisches Dorf
Preis Mediendorf
Arch.: Léon Wohlhage Wernik Architekten
Berlin
L.Arch.: ST raum a. GmbH
Berlin

2. Preis Städtebau und Landschaftsarchitektur
Preis Olympisches Dorf
Preis Mediendorf
Arch.: schneider+schumacher GmbH
Frankfurt/Main
Arch.: Riegler Riewe Architekten GmbH
Graz
L.Arch.: Schmid Landschaftsarchitekten, Zürich

3. Preis Städtebau und Landschaftsarchitektur
Preis Olympisches Dorf
Preis Mediendorf
Arch.: Bogevischs buero hofmann ritzer
München
Arch.: Knerer und lang Architekten GmbH
Dresden
L.Arch.: Burger Landschaftsarchitekten
München

4. Preis Städtebau und Landschaftsarchitektur
Preis Olympisches Dorf
Preis Mediendorf
Arch.: Sakamoto Laboratory
Tokio
L.Arch.: Markus Roos
München

5. Preis Städtebau und Landschaftsarchitektur
Preis Olympisches Dorf
Arch.: Steidle Architekten, München
L.Arch.: Auböck und Kárász, Wien

Preis Mediendorf
Arch.: GMP Generalplanungsges. mbH, Berlin
L.Arch.: Bernhard und Sattler, Berlin

Arch.: Hascher Jehle Architektur
Berlin
L.Arch.: Hutterreimann GmbH
Berlin