Identitätsstiftendes Zentrum

Autor:
Peter Petz
Veröffentlicht am
März 23, 2011

schulz & schulz gewinnen gemeinsam mit Bayer | Uhrig Architekten den Wettbewerb um ein Kantinen- und Konferenzgebäude der Akademie für Krisenmanagement, Notfallplanung und Zivilschutz in Ahrweiler. Stellvertretend für die Arbeitsgemeinschaft stellen sich Ansgar und Benedikt Schulz unseren Fragen zum Wettbewerb.
Bestehendes Casino der AKNZ (Foto: schulz & schulz) 
Worin lag die Herausforderung der Aufgabenstellung?
Die zentrale Herausforderung der Wettbewerbsaufgabe war, auf dem bestehenden Kasernengelände ein identitätsstiftendes Zentrum zu definieren, welches gegenwärtig nicht vorhanden ist, jedoch für die avisierte Wahrnehmung der Gesamtanlage als moderner Campus von großer Bedeutung ist. Diese „Neudefinition“ des Ortes kann nur durch die klare Setzung eines Baukörpers gelingen, in dem das heterogene Raumprogramm (Konferenzbereich, Kantine, Cafeteria und Pforte) aus der Aufgabenstellung zusammenführt wird. Zudem sind während der Umsetzung des Entwurfes der laufende Betrieb und die eigenständige Versorgung der Akademie zu gewährleisten, hierdurch wird eine phasenweise Umsetzung notwendig.
Blick von der Campusstraße 
Lageplan 
Wie soll das Projekt etappiert werden? Welche Rolle spielen die Freianlagen?
In einer ersten, vorbereitenden Maßnahme wird das Baufeld eingerichtet, auf dem der geplante Neubau als zusammenhängende Baumaßnahme entsteht. Mit der Fertigstellung des Neubaus und dem Umzug der einzelnen Funktionsbereiche in den neuen Baukörper erfolgt der Rückbau des bestehenden Wirtschaftsgebäudes. In einer letzten Bauphase werden die Freianlagen hergerichtet, die wesentlicher Bestandteil des Entwurfskonzeptes sind.
Piktogramme 
Können Sie durch das Gebäude führen, als ob es schon fertiggestellt wäre?
Die östliche Schmalseite des neuen Kantinen- und Konferenzgebäudes definiert den Geländezugang und formuliert die neue Adresse des modernen Campusgeländes. Hier werden Besucher und Mitarbeiter gleichermaßen in Empfang genommen und über eine zentrale Erschließungsachse in alle Funktionsbereiche verteilt. Endpunkt der Achse ist eine Campusterrasse, die als Platzanlage Wegekreuz aller fußläufigen Verbindungen ist und den Blick über das Ahrtal freigibt. Die erdgeschossigen Bereiche von Cafeteria und Konferenz sind bedarfsweise flexibel kombinierbar. Die zentrale Cafeteria öffnet sich über einen großzügigen Luftraum in das Obergeschoss des Gebäudes und wird hier um den Funktionsbereich der Kantine ergänzt. Im Erdgeschoss bietet sich die Möglichkeit, die Cafeteria auf die angrenzende Campusterrasse hinaus zu erweitern.
Grundrisse 
Ansichten, Schnitte 
Welches architektonische Thema war Ihnen besonders wichtig?
Dem Ansatz eines zentralen, identitätsstiftenden Zentrums folgend führen der Entwurf des Kantinen- und Konferenzgebäudes sowie die Gestaltung der zugehörigen Freianlagen sehr unterschiedliche und heterogene Räume zusammen und binden diese in gezielt gesetzte Raumfolgen ein. Entsprechend einer übergeordneten funktionalen Ordnung von Akademie und Campus werden sowohl innen und außen als auch oben und unten mit einander verknüpft und zu spannungsreichen Raumstrukturen addiert.
Gaststube 
Welche Materialstrategie schlagen Sie vor?
Dem flexiblen Raumkonzept des Gebäudes entsprechend folgt auch das Materialkonzept dem Anspruch größtmöglicher Langlebigkeit und Werterhaltung. Dabei fügt sich die gewählte Materialität weißer Putzfassaden in das Gesamtbild des Ortes ein. Diese werden als zweischalige Wandkonstruktion ausgeführt und verfügen damit über einen weitaus längeren Lebenszyklus als herkömmliche WDVS-Systeme. Der gesamte Innenraum wird durch das Material Holz geprägt, das einen starken landschaftlichen Bezug zum Ahrtal formuliert und diesen über die großen Fensterfassaden rahmt bzw. im Außenraum ablesbar gestaltet. Im Innenraum erzeugt die prägende Materialität des nachwachsenden, natürlichen Werkstoffes Holz eine ganze besondere und ausgeglichene Atmosphäre, die einen Ausgleich zum anspruchsvollen Lehrbetrieb bietet. Das Material Holz ist dabei weit mehr als ein zierendes Ausbauelement, es ist konstruktiver Bestandteil der innovativen Holz-Beton-Verbunddecke, deren Tragkonstruktion in den großen Konferenz- und Gasträumen sichtbar bleibt.
Fassadendetail 
Gibt es schon einen geplanten Fertigstellungstermin?
Der Fertigstellungstermin für den geplanten Neubau des Kantinen- und Konferenzgebäudes ist Sommer 2014. Entsprechend der aufgezeigten Bauphasen wird anschließend das bestehende Wirtschaftsgebäude zurückgebaut und die zugehörigen Freianlagen bis Ende 2014 hergerichtet.
Modell (Foto: Torsten Seidel, Berlin) 

Die gesamte Wettbewerbsdokumentation finden Sie in wa 03/2011
Kantinen- und Konferenzgebäude der Akademie für Krisenmanagement, Notfallplanung und Zivilschutz in Ahrweiler
Begrenzt offener Wettbewerb mit Bewerbungsverfahren

Jury
Prof. Anne-Julchen Bernhardt, Vors.
Rüdiger Amend
Prof. Georg Augustin
Peter Christensen
Dieter Franke
Gisela Nobis-Fritzen
Christoph Sonnenschein

1.Preis
schulz & schulz architekten GmbH
Leipzig
mit
Bayer | Uhrig Architekten
Kaiserslautern
und
Rehwaldt Landschaftsarchitekten
Dresden

2. Preis
Bez + Kock Architekten Generalplaner GmbH
Stuttgart