Maßstäblichkeit und Eingliederung

Autor:
Peter Petz | Podest
Veröffentlicht am
Jan. 11, 2012

Marcel Meili, Markus Peter Architekten gewinnen den Wettbewerb Wohn- und Geschäftshaus an der Leopoldstraße/Hohenzollernstraße in München. Florian Hartmann stellt sich unseren Fragen zum Wettbewerb.
Perspektive 
Wie haben Sie die Wettbewerbsaufgabe interpretiert?
Da sowohl die Kubatur als auch die Nutzungsverteilung durch eine Machbarkeitsstudie weitgehend vorgegeben waren haben wir uns in der Bearbeitung auf die Frage der Maßstäblichkeit und der Eingliederung in die Umgebung konzentriert.
Durch die Wandlung der Leopoldstraße von einer Landstrasse hin zu einer großstädtischen Allee wurde an diesem Ort spätestens mit den Wiederaufbaujahren ein neuer Maßstab etabliert. Das Ergebnis dieses Prozesses sind Stadthäuser die in ihren Proportionen überformt und skaliert erscheinen.
Diese Überformung des historischen Maßstabes durch Kontext und Baurecht wird durch den Entwurf aufgenommen und transformiert ihn in eine zeitgenössische Gesamtform.
Zur Leopoldstrasse nimmt der Baukörper den Duktus und die Körnigkeit der angrenzenden Bebauung an der Leopoldstrasse auf und gliedert sich so in das ursprüngliche Straßenbild ein. Zur Hohenzollernstrasse wird die kleinteilige historische Parzellierung zugunsten eines zeitgenössischen und städtischen Maßstabs in eine Großform überführt, dessen plastische Gliederung bestimmt wird durch Erkersituationen und das Dach.
Referenz 
Wie gestalten Sie das Erdgeschoss? Wie staffeln Sie die Nutzungen?
Die Höhe der Erdgeschossfassade wird so weit wie möglich ausgenutzt um dem Einzelhandel eine maximale Schaufensterfront zu bieten aber auch um dem Haus einen festen Sockel in der Gesamtansicht und eine ausgewogene Proportionen zu verschaffen. Diese Proportionsüberlegungen treten teilweise mit Nutzungsanforderungen in Wechselbeziehung wie zum Beispiel der Öffnung des Straßenraumes an der Ecke Leopold-/Hohenzollernstraße.
Die Einzelhandelsnutzung im Erdgeschoss sowie die nach oben anschließenden Büro- und Wohnnutzungen sind durch das Raumprogramm vorgegeben und entsprechen der logischen Abfolge.
Erdgeschoss, Obergeschoss, Untergeschoss 
Welche Standards sind für die Büro- und Wohnräume vorgesehen?
Zum Wettbewerbsentwurf waren weniger die vorgegebenen Standards als vielmehr die Frage der Nutzbarkeit und des Ausdrucks der Räume von Interesse.
Die Bürobereiche sind dabei weitgehend einer flexiblen Vermarktbarkeit entsprechend entwickelt.
Die Wohnbereiche unter dem expressiven Dach spiegeln auch im Innenraum die Dachform und damit den Ausdruck des Entwurfes wieder. Hier besteht die Chance in einer herausfordernden Lage spannungsreiche Wohnungen umzusetzen.
Wohnungen, Büros 
Welche Materialstrategie schlagen Sie vor?
Das Gebäude soll im klassischen Sinne als massives Haus mit Putzoberflächen und großformatigen Lochfenstern geplant werden. In wie weit man hierbei, wie in München weit verbreitet und im Wettbewerb vorgeschlagen tatsächlich massiv bleiben wird oder auf die bekannten Dämmstoffe zurückgreift wird als einer der ersten Schritte auf das Gebäude spezifisch untersucht werden müssen. Die Dachfläche ist mit einer keramischen Deckung vorgesehen.
Ziel ist es mit den gewählten lokal-historischen Materialien und Farbigkeiten wie auch mit der beschriebenen Kubatur das Gebäude am Ort zu verankern ohne Gewohntes zu reproduzieren.
Detail 

Die komplette Wettbewerbsdokumentation finden Sie in
wa 12/2011
Wohn- und Geschäftshaus an der Leopoldstraße/Hohenzollernstraße in München
Einladungswettbewerb

Jury
Sigurd Trommer, Vors.
Gunhild Brandhoff
Prof. Almut Grüntuch-Ernst
Prof. Andreas Hild
Prof. Dr. Elisabeth Merk
Rainer Schulz

1. Preis
Meili · Peter Architekten
Zürich/München

2. Preis
Allmann · Sattler · Wappner Architekten
München

3. Preis
Kister · Scheithauer · Gross
Köln