Angemessenheit des Maßstabs

Autor:
Peter Petz | Podest
Veröffentlicht am
Feb. 1, 2012

Birk und Heilmeyer Architekten gewinnen den Wettbewerb um das Berufsbildungs- und Technologiezentrum (BTZ) mit Verwaltungsbau für die Handwerkskammer Schwaben in Augsburg. Stephan Birk stellt sich unseren Fragen zum Wettbewerb.
Lageplan 
Worin lag die Herausforderung der Aufgabenstellung?
Auf dem Gelände der Handwerkskammer Schwaben in Augsburg haben Gebäude aus unterschiedlichen Jahrzehnten eine sehr heterogene Struktur entstehen lassen. Seit rund zehn Jahren entwickelt die Handwerkskammer den Standort nun neu. Der Neubau des BTZ und der Verwaltung ist der größte und wichtigste Entwicklungsschritt für das Areal. Darin besteht aus mehrfacher Hinsicht die große Herausforderung:
Zum einen gilt es in den gewachsenen Organismus so einzugreifen, dass trotz Rückbau einzelner Gebäudeteile, der Lehr- und Unterrichtsbetrieb gewährleistet bleibt. Das kann durch die Realisierung in Bauabschnitten und entsprechender Baustellenlogistik umgesetzt werden. Zum anderen liegt im Abriss und Neubau die Chance ein städtebauliches Ensemble zu bilden, dass dem Selbstverständnis der Handwerkskammer und dem naturnahen Standort gleichermaßen gerecht wird.
Bauabschnitte 
Freiflächen und Ausblicke, Erschließung, Gebäudestruktur 
Wie organisieren Sie das Berufsbildungs- und Technologiezentrum?
Der Entwurf für das BTZ und den Verwaltungsneubau baut unmittelbar auf Grundlage der umfangreichen Machbarkeitsstudie auf, die Bestandteil der Wettbewerbsauslobung war. Wir sehen für die beiden unterschiedlichen Nutzungen zwei separate Gebäude vor, die in insgesamt drei Bauabschnitten realisiert werden sollen.
Die Organisation des Berufsbildungs- und Technologiezentrum erfolgt kammartig in vier Bauteilen, die durch drei Innenhöfe gegliedert werden. Die Kopfbauten nehmen diese Struktur auf und rhythmisieren die Raumkante zur neu gestalteten Campusmitte, die sich zwischen BTZ und neuem Verwaltungsgebäude aufspannt.
Der Haupteingang des Berufsbildungs- und Technologiezentrum liegt zwischen dem ersten und dem zweiten Bauabschnitt, zentral in Gebäudemitte. Von dort gelangt man über die östliche Erschließungsachse zu allen Fachbereichen des Bildungszentrums. In den der Erschließungsachse angrenzenden Kopfbauten sind die Umkleiden und Unterrichtsräume untergebracht. Die Fluraufweitungen zwischen den Kopfbauten bieten Raum für kurze Pausen und Kommunikation. Die westliche Erschließungsachse dient dagegen der Anlieferung, sie ermöglicht einen effektiven Warentransport. Zwischen den beiden Erschließungsachsen liegen die Werkstätten der Fachbereiche. Die Werkhallen werden über drei Innenhöfe gegliedert und mit natürlichem Licht versorgt.
Gegenüber dem Haupteingang des BTZ liegt der Zugang zum neuen Verwaltungsgebäude, dem 3. Bauabschnitt. Diesen organisieren wir als Atriumtyp.
Erdgeschoss, Ansicht Süd, Querschnitt 
Welches architektonische Thema war Ihnen besonders wichtig?
Das Areal der Handwerkskammer Schwaben in Augsburg bietet aufgrund der gewachsenen Struktur kaum Spielraum für eine grundlegende Neugestaltung. Dennoch wollten wir nicht nur auf den heterogenen Bestand reagieren, sondern durch die Setzung der Neubauten den Gesamtstandort städtebaulich aufwerten. Die Angemessenheit des Maßstabs trotz relativ großer Baumasse, vor allem hinsichtlich des ländlichen Kontexts im Südosten war uns besonders wichtig.
Kurzum - wir versuchen eine einfache Antwort auf die komplexe Fragestellung der Aufgabe zu geben.
Perspektive 
Welche Materialstrategie schlagen Sie vor?
Als Materialien für die Lehrwerkstätten schlagen wir langlebige und hoch beanspruchbare Materialen vor: Sichtbeton, Glas, und Aluminium werden die Erscheinung der Gebäude bestimmen. Im Innenraum setzten wir auf das Zusammenspiel von natürlichem Licht und warmen Materialen, das den Rahmen für effektives Lernen und Arbeiten, sowie erholsame Pausen bilden soll.
Detail 
Gibt es schon einen geplanten Fertigstellungstermin?
Die Realisierung muss aufgrund der beschriebenen Gegebenheit in Bauabschnitten erfolgen. Der 1. Bauabschnitt soll 2014 abgeschlossen sein, der 2. Im Jahr 2016 – damit wäre das Berufsbildungs- und Technologiezentrum fertiggestellt. Den 3. Bauabschnitt bildet der Verwaltungsneubau, dieser soll 2018 umgesetzt sein.
Modell (Foto: Landherr Architekten, München) 

Die komplette Wettbewerbsdokumentation finden Sie in
wa 02/2012
Berufsbildungs- und Technologiezentrum mit Verwaltungsbau in Augsburg
Begrenzt offener Wettbewerb mit Bewerbungsverfahren

Jury
Prof. Jörg Aldinger, Vors.
Jürgen Schmid
Joachim Puhle
Ulrich Wagner
Bruno Bäuml
Franz Balda
Günther Hoffmann
Prof. Ulrike Lauber
Gerd Merkle

1. Preis
Birk und Heilmeyer Architekten
Stuttgart

2. Preis
Ackermann + Raff GmbH & Co KG
Stuttgart

3. Preis
Hirner und Riehl Architekten
München