Pavillon im Park

Autor:
Peter Petz | Podest
Veröffentlicht am
Feb. 29, 2012

[Pool2 Architekten] gewinnen den Wettbewerb Grimm-Welt in Kassel. Tore Pape stellt sich unseren Fragen zum Wettbewerb.
Pavillon im Park 
Wie haben Sie die Wettbewerbsaufgabe interpretiert?
Für uns war es wichtig, ein Gebäude zu entwickeln, welches sich wie selbstverständlich in den bestehenden Landschaftsraum des Kasseler Weinbergs einbindet und von diesem umflossen wird. Ein Pavillon im Park, der in seiner Figur und Materialität aus dem Bergmassiv herauswächst. Dabei werden die bestehenden Relikte der Henschelvilla in die Gebäudekonfiguration integriert.
Die Sichtachsen zum Museum für Sepukralkultur, zum Herkules und zur Stadt bleiben durch das Zurückversetzen des Gebäudes von der Weinbergstraße uneingeschränkt erhalten und können auch im Gebäude erlebt werden.
Einbindung 
Wie binden Sie das Gebäude in die Landschaft ein?
Das Gebäude organisieren wir als kompakte quadratische Grundfigur, die sich maßvoll und zurückhaltend in die Situation einordnet. Darüber hinaus entwickelt der kubische Baukörper aus sich heraus starke Bezüge zum Freiraum, die für den Museumsbesucher erlebbar werden.
Im Gegensatz zur steinernen Ausprägung des Sockelgeschosses und der beiden Obergeschosse reagiert das Erdgeschoss mit einer raumhohen gläsernen Außenhaut auf den angrenzenden Landschaftspark und schafft einen atmosphärenreichen Umgang. Durch das Auflösen der Außenecken reduzieren wir das wahrnehmbare Gebäudevolumen im Erdgeschoss erheblich.
Das überwiegend geschlossene und tageslichtunabhängige Bauvolumen der Ausstellungsebenen wird in den Obergeschossen in Höhe der Baumkronen und im Gebäudesockel untergebracht, der sich mit der bewegten Geländeoberfläche verschneidet.
Erdgeschoss 
 
Welches architektonische Thema war Ihnen besonders wichtig?
Die Verbindung von Innen- und Außenraum, die durch die leichte, kaum wahrnehmbare Glashülle im Erdgeschoss und schmale schlitzförmige Öffnungen im Maßwerk des Steinreliefs der Obergeschosse erreicht wird, ist für mich ein sehr wichtiges gestaltprägendes Element. Mir geht es vor allem darum, den Charakter dieses ganz besonderen Ortes zu vermitteln und für den Besucher erlebbar zu machen.
So werden die öffentlichen Servicenutzungen des Erdgeschosses, wie beispielsweise der Museumsshop oder das Café in unmittelbare Verbindung zum Außenraum gesetzt. Im Gegensatz dazu erhalten die Ausstellungsgeschosse – auch bedingt durch die hier vorgesehene multimediale Nutzung - einen introvertierten Charakter, der die Konzentration auf die Inhalte zulässt.
Der Baukörper soll in seiner Form und Materialwahl eine angemessene und dennoch kraftvolle Ruhe ausstrahlen.
Innenraum 
Welche Materialstrategie schlagen Sie vor?
In den Obergeschossen und dem Gebäudesockel bekommt das Gebäude eine reliefartig geschichtete Fassade aus Naturstein, die sich thematisch aus dem steinernen Weinbergmassiv entwickelt. Das Erdgeschoss wird als Ganzglaskonstruktion mit durchgängigen raumhohen Glaselementen konzipiert, die den größtmöglichen Bezug zur umgebenden Natur zulassen.
Für die innere Gestaltung des Museumsbaus haben wir klare Materialien vorgeschlagen, die den Neubaukörper in seiner einfachen kubischen Bauform stärken und gleichzeitig den sachlichen Charakter der Ausstellungsräume herausarbeiten. Es sollen vorwiegend natürliche Materialien wie Holz-, Glas- und Stein (bzw. Betonoberflächen) zum Einsatz kommen.
Den Mittelpunkt des Hauses bildet ein quadratischer Kern aus Holz, der sich durch drei der vier Geschossebenen steckt und je Geschoss einen spannungsvollen Inhalt bereithält: Im Erdgeschoss befindet sich der Auftaktraum zum Rundgang durch die Ausstellung. Im Obergeschoss liegt ein Multifunktionsraum für besondere Veranstaltungen und Vorträge. Den Höhepunkt bildet die Schatzkammer im Untergeschoss, in der das UNESCO-Weltdokumentenerbe der beiden Handexemplare der Kinder- und Hausmärchen im Original zu sehen sein wird.
Detail 
Gibt es schon einen geplanten Fertigstellungstermin?
Die Fertigstellung ist für Ende 2014 geplant.
Modell (Foto: Frank Hellwig, Kassel) 

Die komplette Wettbewerbsdokumentation finden Sie in
wa 02/2012
Grimm-Welt in Kassel
Begrenzt offener Wettbewerb mit Bewerbungsverfahren


Jury
Prof. András Palffy, Vors.
Prof. Claus Anderhalten
Bertram Hilgen
Prof. HG Merz
Christof Nolda
Prof. Jórunn Ragnarsdóttir
Kirsten Worms

1. Preis
[Pool2 Architekten]
Kassel

2. Preis
kadawittfeldarchitektur
Aachen

3. Preis
Wandel Hoefer Lorch Architekten
Saarbrücken