CO2-neutraler Stadtraum

Autor:
Peter Petz
Veröffentlicht am
Sept. 21, 2011

Schüler und Rheims und Partner gewinnen den Wettbewerb Stadteingang Parksiedlung Ostfildern. Thomas Schüler stellt sich unseren Fragen zum Wettbewerb.
Ausblick ins Neckartal (Foto: Thomas Schüler) 
Welche Bedeutung hat der Wettbewerb für die Parksiedlung in Ostfildern?
Die Stadt Ostfildern sieht hier die Möglichkeit mit der Planung seinen nördlichen Stadteingang neu zu definieren und gleichzeitig die öffentlichen Räume zu ordnen. Das Umfeld der Kirche St. Dominikus und die gegenüberliegenden städtischen Grünflächen besitzen heute zum einen nur geringe Aufenthaltsqualitäten, zum anderen werden sie einem Stadteingang nicht gerecht. Zusammen mit den neuen Bauvolumen entlang der Breslauer Straße kann ein neues Entrée aus Oberflächen und Stadtkante geschaffen werden.
Lageplan 
Wie gingen Sie mit dem vorhandenen Gelände um? Welche Rolle spielen die Freiräume?
Bei unserem Konzept haben wir mit dem Bestand gearbeitet und nicht dagegen. Die vorgefunden freiräumlichen Qualitäten haben wir herausgearbeitet und in einfacher Weise weitergeführt, mit dem Ziel einen städtischen Gesamtraum zu schaffen. Die Breslauer Straße als Durchgangsstraße betonen wir über seine Länge mit einem einheitlichen Material als Band, wodurch ein durchgängiger Stadtraum geschaffen wird. Hieran lehnen sich eine Abfolge von unterschiedlichen Platzsituationen an, welche den Bestand mit der Neuplanung verbindet. Baumbestandene Straßenräume führen über diese Plätze in die angrenzenden Wohnquartiere und betonen so den Stadtraum als eine „neue Mitte“. In diesem Sinne werden auch die Wohnbauflächen ganz selbstverständlich erschlossen, als grüne Anliegerstraßen, die sich in den Hang hineinlegen. Die begleitenden Bauvolumen gliedern sich in Spangen, die dem Geländeverlauf folgen und mögliche Bauabschnitte bilden können. Jede Spange besteht aus Punkthäusern für Geschoßwohnen und Kettenhäusern für exklusive Einfamilienhäuser, die alle einen unverbauten und einzigartigen Blick in das nördliche Neckartal besitzen. Die bestehenden Grünstrukturen bleiben erhalten und betonen als grüner Saum die besondere eigenständige Lage des neuen Wohnquartiers.
Schwarzplan, Bauabschnitte, Entwässerungskonzept 
Welche Standards sind für die Wohnhäuser vorgesehen?
Grundsätzlich wird für die zu errichtenden Gebäude eine vollständige autarke Energieversorgung angestrebt, so dass die einzelnen Gebäudetypen in ihren Bauabschnitten für sich errichtet werden können. Als Standard sind Nullenergiehäuser und damit eine CO2-neutrale Versorgung geplant. Aufgrund der besonderen Lage werden außerdem hohe Anforderungen an die bauliche und architektonische Qualität gestellt.
Ansichten, Grundrisse, Schnitt 
Welches architektonische Thema war Ihnen besonders wichtig?
In diesem Fall war es weniger das architektonische Thema was uns beschäftigt hat, sondern mehr die Frage der grundsätzlichen Baufom für ein Grundstück mit starkem Gefälle nach Norden, zumal hier die besondere Aussichtslage war. Wir haben Grundrissformen und Haustypologien entwickelt, die sich sowohl nach Süden orientieren als auch den Blick in das Neckartal inszenieren. Allerdings wollten wir nicht in die Falle des funktionalen Städtebaus gehen und haben den nachbarschaftlichen Freiräumen eine hohe Priorität eingeräumt. Nicht nur die Wohnungen haben letztendlich einen hohen Qualitätsanspruch, sondern auch die Zwischenräume, die durch Plätze, Wege, Mauern und Treppen gegliedert werden und eine öffentliche Durchwegung ermöglichen.
Blick von Norden 
Gibt es schon einen geplanten Fertigstellungstermin?
Wir haben bereits erste Gespräche mit den städtischen Vertretern und den Projektentwicklern führen können. Die Beauftragung für das erste Leistungspaket, den städtebaulichen Entwurf, erwarten wir nach den Sommerferien.
Lageplan 

Die komplette Wettbewerbsdokumentation finden Sie in
wa 10/2011
Stadteingang Parksiedlung in Ostfildern
Begrenzt offener Wettbewerb mit Bewerbungsverfahren

Jury
Prof. Arno S. Schmid, Vors.
Prof. Petra Kahlfeldt
Bruno Krucker
Bernd Koch
Prof. Dr. Christina Simon-Philipp
Prof. Sophie Wolfrum
Michael Assenmacher
Karl-Josef Jansen

1. Preis
Thomas Schüler
Düsseldorf
L.Arch.: Rheims und Partner
Krefeld

2. Preis
Fink und Jocher
München
L.Arch. : Frank Roser
Ostfildern

3. Preis
Studio Dietzig
Kaiserslautern
L.Arch. : HinnenthalSchaar
München

4. Preis
Cavadini
Ostfildern
L.Arch. : Thomas Friedemann
Ostfildern

5. Preis
Freivogel Architekten
Ludwigsburg
L.Arch : Luz Landschaftsarchitektur
Stuttgart