Renovierung MS Vorarlberg
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- Sebastianstraße 11, 6850 Bregenz
- Year
- 2000
Auftraggeber
ÖBB Bodenseeschiffahrt
Planung
DI Christian Lenz
Helmut Brunner
Sanierung
Fotos
Ignacio Martinez
Der erneuernden Innengestaltung des Bodenseeschiffs MS Vorarlberg lag ein Bestand vor, der – bei Schiffen selbstverständlich – von der Stromlinienform diktiert wurde. Viele Linien im Grundriss waren gebogen, es gab kein rechtwinkliges Ordnungsprinzip, wie es bei Häusern meistens der Fall ist. Die auf Schiffen übliche hohe Personendichte, geringe Raumhöhen auf eine aufs Notwendigste minimierte Stahlkonstruktion waren weiters zu berücksichtigen. Für die neuen Böden kam das im Schiffbau verbreitete Doussier-Holz zur Anwendung. Ein Hochzug mit Kehle entlang den Wänden aus demselben Holz ist nicht bloß reinigungsfreundlich, sondern folgt dem Prinzip gerundeter Raumkanten, was ebenso beim Übergang von der Wand zur Decke gilt. Der Raum gewinnt damit einen dynamischen Charakter, wie es vielen Verkehrsmitteln entspricht. Der geringen Raumhöhe begegnet die Gestaltung mit einer weißen, die Sonnenkringel des Wellenspiels reflektierenden Hochglanzbeschichtung an der Decke, deren Wirkung den Plafond um die Höhe der helleren und daher gespiegelten Fenster virtuell anhebt und räumlichen Druck wegnimmt. Mit einem den Schall dämpfenden Deckenfeld aus Buchenleisten wird außerdem der Kernbereich des Hauptdecks, dort wo beim Einschiffen am meisten Unruhe entsteht, in raumakustischer Hinsicht verbessert. Die Tische und Sessel der Speisesäle wurden mehrheitlich aus der Vielfalt zeitgenössischer Serienproduktion ausgewählt. Spezielle Nutzungsansprüche erforderten jedoch den Einbau umlaufender, gepolsterter Wandbänke wie beispielsweise in der Bar auf dem Sonnendeck. Zu den der Bequemlichkeit der Fahrgäste dienenden Maßnahmen kontrastiert die knappe Gestaltung der Treppen. Thema ist hier die Funktionalität auf beengtem Raum und jene auf Schiffen zwingende Reduktion auf das Notwendigste, die sich vom begrenzten Raum auf die Gestaltung überträgt. Sie erfasst und Funktionsabläufe sowie Details, sodass jene spezifische Übereinstimmung von Form und Ausdruck entstehen konnte, die den Schiffbau seit Jahrhunderten prägte und viele Architekten im frühen 20. Jahrhundert nachhaltig beeindruckte.