Geschwungen

ATP architekten ingenieure
10. January 2020
Fassadenausschnitt des Turms (Foto: ATP/Olaf Becker)
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?

Es galt ein Wohnhochhaus auf Basis eines bereits bestehenden, vorhabenbezogenen Bebauungsplans zu entwerfen. Die sehr engen Vorgaben – etwa fixe Höhe und Außenmaße des Turms sowie eine horizontale Gliederung der Fassade – mussten dabei strikt eingehalten werden.

Unser Ziel war es, ein Maximum an qualitativ hochwertigem Wohnraum zu schaffen. Trotz des vorgegebenen schlanken Querschnitts des Turms von nur 16 auf 16 Metern verlegten wir den Erschließungskern nach innen. So erhielten alle Wohnungen maximale Fensterflächen. Der Blick ins Freie beziehungsweise in die Ferne ist bereits vom Zugangsbereich der Wohnungen aus möglich – damit wird der Vorteil eines Hochhauses optimal ausgespielt.

Ingolstadts erstes Wohnhochhaus prägt die Skyline der bayerischen Stadt. (Foto: ATP/Olaf Becker)
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?

Die Ästhetik des »IN-Tower« basiert auf seiner schlanken Silhouette. Die weißen Balkone und Brüstungen schlingen sich als horizontale Bänder um Turm und Sockel. Unser Konzept der »variierenden Balkone« ist eine Metapher für die Flexibilität der Wohnungsgrundrisse und hat zudem den Zweck, Licht und Schatten gleichmäßig zu verteilen.

Die Balkone bestehen aus glatten, weißen Betonfertigteilen. Sie bilden damit einen Kontrast zu der rauen, dunkelgrauen Besenstrich-Putzfassade. Das Spiel von Licht und Schatten, hervorgerufen durch die unterschiedlich großen Auskragungen, lässt den Turm skulptural wirken.

Foto: ATP/Olaf Becker
Wie reagiert der Entwurf auf den Ort?

Städtebaulich fungiert unser Bau zusammen mit dem Bahnhofsgebäude und einem Busbetriebshof als Klammer vom Bahnhofsgelände zur Ringstraße und dem »Glacis«, einem Grüngürtel um die historische Altstadt. Der 50 Meter hohe, über die Dächer der Stadt emporragende Turm dient Bahnreisenden als klar erkennbares Zeichen ihrer Ankunft in Ingolstadt, während der Sockelbau mit seinen Handelsflächen im Erdgeschoss die fußläufige Eingangssituation zum Bahnhofsareal akzentuiert und belebt.

Die »variierende Balkone« sollen eine Metapher sein für die Flexibilität der Wohnungsgrundrisse. (Foto: ATP/Olaf Becker)
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren Nutzer*innen den Entwurf beeinflusst?

Bei der Umsetzung lag das Augenmerk auf einer modernen, zeitlosen Gestaltung im städtebaulichen Kontext. Oberste Priorität hatte der Erfolg des neuen Wohnraumkonzeptes der Stadt. Knapper Wohnraum fordert vertikale Lösungen und flexible Grundrisse. Deshalb lud uns die Bauherrin (6B47 Germany GmbH) ein, ihn intensiv bei der Optimierung der Wohnflächen zu beraten. 

Die großzügigen, unterschiedlich tiefen Balkone vergrößern den Wohnraum der Appartements in den Außenbereich. (Foto: ATP/Olaf Becker)
Wie hat sich das Projekt vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk verändert?

Ein Hochhaus ist immer eine besondere planerische Herausforderung – nicht nur statisch, sondern auch funktional, haustechnisch und wirtschaftlich. Bereits in der frühen Konzeptphase werden die Grundsteine für seinen Erfolg gelegt. Daher ist es bei einem solchen Projekt wichtig, von Anfang an auch integral zu planen. BIM (Building Information Modeling) lieferte hier von Beginn an tragfähige Entscheidungsgrundlagen für der Bauherrschaft, verbesserte die Qualität von Planung und Bau und sorgte schließlich für Sicherheit bei Kosten und Terminen. 

Besonderen Wert haben wir darauf gelegt, dass das Gebäude auch in der Realisierung noch seine starke skulpturale Wirkung behält. Deshalb haben wir ein robustes Design gewählt, das in der Planungsphase erhalten und gestärkt wurde.

Lageplan 
Skizze
BIM-Modell
Name des Projekts
»IN-Tower«
 
Ort
Am Nordbahnhof 2, 2a, 2b, 2c, 85049 Ingolstadt, Deutschland
 
Nutzung
Wohnanlage mit 80 Einheiten
 
Auftragsart
Integrale Planung
 
Bauherrschaft
6B47 Germany GmbH
 
Architektur
ATP architekten ingenieure, München
Head of Design: Florian Beck
Gesamtprojektleitung: Andre Lyashenko
 
Bruttogeschossfläche
12.140 m2
 
Wohnfläche (inkl. Balkone)
6'164 m2
 
Gewerbefläche 
1'100 m2
 
Gebäudevolumen
40'870 m3
 
Fotos
ATP/Olaf Becker

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