Architektur zeichnen

Jochen Paul
25. December 2018
Daniel Nies (Urban Sketchers Augsburg): Was gibt’s denn da zu zeichnen?

Die ist als „technische Disziplin“ zwar inzwischen von CAD- und Rendering-Programmen abgelöst, erlebt aber seit zwei bis drei Jahren als Darstellungsmedium bei Architektenwettbewerben eine Renaissance. „Architektur zeichnen“ deckt das gesamte Spektrum an Ausdrucksformen zwischen konzentrierter Entwurfsidee und individueller Gedankenstütze, detailgetreuer Darstellung von Räumen und freier künstlerischer Interpretation ab:  So zeigen Heinrich Sturzeneggers kunstvoll-gefällige Veduten der Gartenstadtvillen im Thelottviertel sowohl ihren Einsatz als Werbe- und Verkaufsmedium als auch den Einfluss des japanischen Holzschnitts auf die Grafik des deutschen Jugendstils, Fritz Landauers expressive Kohlezeichnung seines Entwurfs von 1912 für die Synagoge erinnert dagegen an Blätter von Hans Poelzig oder Wilhelm Kreis.

Fritz Landauer (Architekt), Synagoge Augsburg, Halderstraße, Wettbewerbsentwurf „Westlicher Vorhof“, Vorhof, 1912

Wie sehr sich die Stimmung Ende der 1940er- und Mitte der 1950er-Jahre unterschied, verdeutlichen Herman Fischers düstere Impressionen der kriegszerstörten Stadt im Stil von Herbert Lists Münchner „Memento 1945“-Serie auf der einen und Gerd Wiegands „amerikanisch“ inspirierte Skizzen seiner Parkgarage in der Grottenau und Raimund von Doblhoffs Skizzen des autogerechten Augsburg auf der anderen Seite.
 
Den Bogen in die Gegenwart und zu einem freien Umgang mit dem Medium spannen die „Urban Sketchers Augsburg“ und Nina Schmidt: Während die einen ihre gebaute Umwelt in einer Art „visuellem Journalismus“ abbilden,  verschränkt, überlagert und kombiniert die Augsburger Künstlerin unterschiedliche Gebäude und Architekturelemente zu einer Art Collage.

Blick in die Ausstellung (Foto: Barbara Wolf)