Bildstrecke: Wohnen über dem Supermarkt

Ulf Meyer
15. December 2022
Foto: Marc Lins

Kathrin Aste und Frank Ludin haben zum 10-Jahr-Jubiläum von LAAC mit uns über ihre Haltung gesprochen. Zum Interview

Im Rahmen unserer Artikelserie »D-A-CH-Gespräche« diskutierten Kathrin Aste und Frank Ludin mit Sigrid Brell-Cokcan und Philippe Jorisch über die Auswirkungen der Digitalisierung auf Berufsbild und -profil. Zur Debatte

Die ersten Supermärkte entstanden in Tirol schon in den 1920er-Jahren. Doch durchsetzen konnten sie sich erst nach dem Zweiten Weltkrieg, als die Städte funktionsentmischt geplant wurden und immer mehr Menschen ein eigenes Auto besaßen. Heute findet man in jeder österreichischen Stadt und sogar in jeder größeren Ortschaft landauf, landab einen eingeschossigen Supermarkt mit riesigem Parkplatz. Zeitgemäß sind diese Zweckbauten nicht: Sie verbrauchen viel Fläche, begünstigen ein hohes Verkehrsaufkommen und sind architektonisch meist völlig uninspiriert. 

Wie aber lässt sich die Typologie weiterentwickeln, sodass weniger Fläche und Ressourcen verschwendet werden und man den Bauten künftighin architektonische Qualität bescheinigen kann? Das Team des Tiroler Büros LAAC hat in Volders, das ostwärts von Innsbruck liegt, einen Supermarkt gestaltet, der zugleich auch Wohnbau und ein Treffpunkt für die Einwohner*innen Gemeinde ist.

Die Kombination aus Wohnhaus und Supermarkt ist keine neue Idee mehr. Doch der Neubau zeigt, dass der Wohnbau-Supermarkt-Bautypus architektonisches Potenzial besitzt und grundsätzlich sogar Stadträume formulieren könnte. Beim Umfeld von Supermärkten denkt man sonst an Pappballen, stinkige Altglascontainer, Fleischabfälle und LKW-Verkehr. In Volders wurden Ver- und Entsorgung in Bezug auf Anlieferung, Müll, Geruchsbelästigung und Schallschutz geschickt geplant. Die wirtschaftliche Logik der Supermarktbetreiber hat sich mit dem Bevölkerungswachstum und den steigenden Immobilienpreisen geändert. Der »Mehrwert« des neuen hybriden Bautypus ist eine Reaktion auf den Trend zum Onlinehandel. Denn ein örtlicher Kundenstamm erspart den Lieferdienst. Nahversorger als hässliche Kisten sind angezählt.

Das Innere des Supermarkts zeigt, dass LAAC Architekten bereits Erfahrung mit der Bauaufgabe besitzen. Bekannt ist der MPreis in Weer, der verschiedentlich ausgezeichnet und gewürdigt wurde. (Foto: Marc Lins)
Foto: Marc Lins
Foto: Marc Lins
Oberhalb des Marktes befinden sich Wohnungen. Die Dachterrasse ist allen Bewohner*innen zugänglich. (Foto: Marc Lins)
Die Balkone bieten den Mieter*innen geschützte Außenräume. Zudem dienen sie dem konstruktiven Holzschutz der dahinterliegenden Fassade. (Foto: Marc Lins)
Perforierte Elemente aus Wellblech, die verschoben werden können, bieten Sicht- und Blendschutz. Sie greifen außerdem die Fassadengestaltung des Marktes unterhalb auf: Dort bilden die Bleche eine Art Vorhang. (Foto: Marc Lins)
Foto: Marc Lins
Auf dem Dach des Bauwerks wurde eine Photovoltaik-Anlage installiert. (Foto: Marc Lins)
Das Tragwerk besteht aus Stahlbeton und ist mit Mineralwolle isoliert. Die Decke über dem Supermarkt trägt den Wohnungsbau in Massivholzbauweise. Die Brettsperrholz-Platten sind mit Mineralwolle gedämmt und mit einer hinterlüfteten Holzverkleidung versehen. Lediglich der Erschließungskern des Wohnhauses besteht aus Stahlbeton. (Foto: Marc Lins)
Im Eingangsbereich wurde ein Café eingerichtet, zu dem auch eine Terrasse im Freien gehört. So soll das Supermarkt-Wohnhaus zum Treffpunkt in der Tiroler Gemeinde werden. (Foto: Marc Lins)
Foto: Marc Lins
Foto: Marc Lins
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